Erstmals seit 2008 fanden mit DTM und ADAC GT Masters die beiden größten Rennserien Deutschlands wieder zusammen. Das Motorsport Festival auf dem Lausitzring weckte hohe Erwartungen bei Veranstaltern und Fans. Konnte das Event der Superlative halten, was es versprach? Wird es nächstes Jahr ähnliche Events geben? Motorsport-Magazin.com liefert die wichtigsten Antworten.

1. - Konnte das Motorsport Festival die hohen Erwartungen erfüllen?

Ja, definitiv. Fahrer und Verantwortliche aus allen Lagern freuten sich über den großen Zuspruch. Renn-Action an drei Tagen von morgens bis abends - noch mehr wäre aufgrund der zeitlichen Beschränkung überhaupt nicht möglich gewesen. Dazu ein buntes Programm aus DTM-, GT- und Formelboliden sowie den Superbikes. Insgesamt 12 Rennen sahen die Zuschauer verteilt über das Wochenende. Sowas hat es schon lange nicht mehr gegeben. Überraschend, wie reibungslos trotz des extrem engen Zeitplans alles über die Bühne ging.

Neben der Renn-Action hatten sich die Veranstalter und Hersteller einiges einfallen lassen, um die Fans auch im Fahrerlager zu unterhalten. Konzerte und Autogrammstunden, dazu eine riesige Fan-Area hinter der Haupttribüne rundeten das Motorsport Festival ab. Das perfekte Wetter tat sein Übriges. Erst Sonntagabend zog ein Gewitter herauf, sodass der Start des dritten Formel-4-Rennens verschoben werden musste. Hätte es schon früher am Wochenende derart heftig geregnet, wäre es womöglich eng geworden mit dem Zeitplan.

2. - Wie kam das Event bei den Zuschauern an?

Die offiziellen Zuschauerzahlen wurden am Sonntag mit großer Spannung erwartet. Am Ende waren es 67.500 Fans von Freitag bis Sonntag. Die Zahl erschien etwas ernüchternd, denn tatsächlich fühlte es sich nach mehr an. Die Tribünen waren gefüllt wie gefühlt lange nicht mehr, und bis in die Nacht hinein wurde mit Feuerwerk in der Fan-Area gefeiert.

Dabei waren es tatsächlich nicht viel mehr Zuschauer als beim DTM-Rennen 2015. Vor einem Jahr waren es 60.000 Zuschauer am Wochenende. 2014 reisten immerhin 58.000 Fans in die Lausitz. Vor allem aufgrund des Wegfalls des Oschersleben-Rennens wurden insgesamt mehr Zuschauer am Lausitzring erwartet. Während die Zahlen mit Blick auf die DTM ähnlich blieben, gelang dem ADAC GT Masters ein riesiger Sprung. 2015 fanden gerade einmal 10.000 Fans den Weg an die Strecke, 2014 waren es 12.000.

3. - Gibt es 2017 wieder ein solches Event?

Gut möglich. Das Lausitz-Wochenende war als Test zu verstehen, ob diese Idee angenommen wird. Schon während des Winters gab es Überlegungen, künftig mehrere solcher Festivals auszutragen. Sollten sich ITR und ADAC weiter einigen, sollten den nächsten Motorsport-Großevents nichts im Wege stehen. Überlegungen für 2017 laufen bereits, hieß es aus Kreisen des DTM-Veranstalters ITR. "Das war natürlich nicht als Eintagsfliege gedacht", bestätigte Mercedes-Motorsportchef Ulrich Fritz.

Gut möglich, dass es in Zukunft sogar mehr als nur ein Motorsport Festival pro Jahr geben wird. Zwei bis drei Events erscheinen realistisch. "Ich glaube schon, dass das Zukunft hat, und dass man das nicht nur einmal pro Jahr installiert", sagte der frühere DTM-Champion Manuel Reuter zu Motorsport-Magazin.com. "Der Weg ist jetzt bereitet. Man muss schauen, was man in Zukunft daraus macht." BMW Motorsport Direktor Jens Marquuardt: "Es ist ein Aufwand, das muss man ganz klar sagen. Aber ich hoffe doch, dass es für alle so positiv war und die Schlussfolgerung am Ende lautet, dass alles super geklappt hat. Das kann man ruhig auch mehrfach machen. Im Endeffekt geht es um den Fan, und der bekam hier richtig viel geboten."

4. - Auf welchen Strecken könnte ein Motorsport Festival stattfinden?

Das war der große Knackpunkt. Der Lausitzring war wegen seiner Größe und der geräumigen Boxengassen-Anlage prädestiniert. Spa-Francorchamps war ebenfalls in der Verlosung gewesen, doch traditionell reisen deutsche Motorsport-Fans für ein solches Event nur ungern nach Belgien. Das haben etwa die vergangenen Rennen des ADAC GT Masters gezeigt. Gut möglich aber, dass zumindest die DTM 2017 Halt in den Ardennen macht. "Ich würde gern in Spa fahren", sagte BMW-Chef Marquardt. "Das würde sich mit den zwei Fahrerlagern anbieten."

Da sowohl DTM- als auch GT Masters-Teams gern in den Boxen arbeiten wollen, kommen nicht alle Strecken in Deutschland infrage. Der Nürburgring könnte neben dem Lausitzring eine Alternative darstellen. Beim 24-Stunden-Rennen kommen schließlich auch 160 Autos im gesamten Fahrerlager unter. "Es hängt auch davon ab, ob DTM oder GT Masters unbedingt in der Boxengasse sein muss", sagte Ulrich Fritz. "Ich glaube schon, dass es auf den meisten Strecken Platz gibt, wenn man das will."

5. - DTM oder ADAC GT Masters - wer war der größere Profiteur?

Sicherlich das ADAC GT Masters. Die GT3-Serie profitierte von den wesentlich höheren Zuschauerzahlen der DTM. Vor allem waren die beiden Rennen durchaus spektakulär und boten das, was vielen DTM-Fans heutzutage fehlt: Harte Duelle, den einen oder anderen spektakulären Abflug sowie die Markenvielfalt mit Herstellern von Mercedes bis Corvette. Offiziell waren beide Serien in der Lausitz auf Augenhöhe, doch die Popularität der DTM überwog allein schon wegen ihrer wesentlich längeren Historie.

Am Ende profitierten wohl beide Serien vom großen Festival, das auch medial für ausreichend Aufsehen sorgte und ansprechend inszeniert wurde. "Wenn man unterschiedliche Serien kombinieren kann, gewinnt jeder", sagte BMW-Pilot und Fanliebling Augusto Farfus zu Motorsport-Magazin.com. "Jeder bekommt mehr Interesse, und auch wir Fahrer können mehr sehen. Die GT Masters-Rennen fand ich zum Beispiel super." Heimlicher Gewinner waren sicherlich auch die Superbikes, die normalerweise vor sehr überschaubarer Kulisse gastieren.

6. - Das Motorsport Festival in Zahlen

5 Rennserien, 12 Rennen, 111 Rennfahrzeuge, 25 Motorräder und insgesamt 170 Fahrer - das ist das Motorsport Festival Lausitzring in Zahlen. Das Fahrerlager des Lausitzrings war bis auf den letzten Quadratmeter verplant. Die Fahrzeuge waren in 175 Sattelschleppern verstaut, die am Wochenende im Fahrerlager parkten. Dazu kamen weitere 20 Trucks, mit denen Teams und Hersteller zusätzliches Material in die Lausitz transportierten. "Das Paddock war zwar recht eng, aber das war ja auch mal ganz schön", sagte Jens Marquardt. "Ich fand es auch toll mal zu sehen, wie die Motorrad-Teams mit einem Zelt und nur ein paar Leuten unterwegs waren. Das hat einen tollen Charakter!"

7. - Was sagten Fahrer und Verantwortliche?

Mattias Ekström: "Es war so wie ich es früher als Fan haben wollte: Es gibt die Königsklasse, die GT-Autos und eine Nachwuchsserie mit vielen Formel-Autos. Ich finde, die Motorräder gehören auch dazu. Wenn das immer so wäre - und es spricht nichts dagegen - würden wir viel mehr Interesse aufbauen. Ich würde schon Geld ausgeben, um das zu sehen. Allein mit meinem Sohn durchs Fahrerlager zu gehen, macht doch Laune."

Maximilian Götz: "War super, als Fan kann man sich doch eigentlich nicht mehr wünschen. Es gab von morgens bis abends Renn-Action in unterschiedlichen Serien. Es wäre toll, wenn wir solch ein Event jährlich im Rennkalender hätten. Ich persönlich fand es schön, mal wieder im Fahrerlager des ADAC GT Masters vorbeizuschauen. Ich kenne viele noch gut aus meinen Zeiten im GT-Sport, etwa die Jungs und Mädels von MS Racing, mit denen ich 2012 die Meisterschaft gewonnen habe."

Dieter Gass: "Der Lausitzring war eine denkwürdige Location. Die vollen Tribünen waren klasse, da bekommt man eine Gänsehaut. So etwas kann man gern wiederholen. Man muss ja auch nicht immer dasselbe machen. Nach dem Wegfall von Oschersleben hatten wir hier in der Gegend ja nur noch ein Rennen. Deshalb sind wahrscheinlich noch einige Zuschauer mehr gekommen."

Lucas Auer: "Aus Fahrerperspektive war es super. So ein Event zieht mehr Zuschauer an und es ist immer cool, wenn ununterbrochen gefahren wird. Du bist am Wochenende als Fahrer zwar ziemlich eingespannt und bekommst nicht alles mit. Ich war aber zum Beispiel eine Weile bei den Mücke-Jungs und habe mir mit ihnen die Rennen der Formel 4 angeschaut."

Gary Paffett: Es war großartig! Es ist toll, wenn wir die Hauptattraktion sind, aber es ist auch großartig, wenn es noch mehr Rennen zu sehen gibt - dann kann man auch mal selber Rennen schauen. Man möchte gute Rennen sehen und die GT Masters sieht aus, als würde es Spaß machen. Ich mag es so wie es ist. Für uns ändert es nichts und für die Fans ist es schöner anzuschauen.