"Definitiv nicht", antwortete Marco Wittmann Motorsport-Magazin.com auf die Frage, ob er bereits vor dem Rennen damit gerechnet hatte, die Führung in der Fahrerwertung zu übernehmen. "Wir waren glaub ich selbst überrascht, dass das Qualifikation so gut lief mit Platz drei." Das Rennen beendete der BMW-Pilot dann auf dem vierten Platz und übernahm mit drei Zählern Vorsprung die Tabellenspitze.

Auf dem Red Bull Ring holte Wittmann seinen bisher einzigen Saisonsieg, Foto: BMW AG
Auf dem Red Bull Ring holte Wittmann seinen bisher einzigen Saisonsieg, Foto: BMW AG

Doch wie kam Wittmann so schnell an die Spitze, nachdem er am ersten Rennwochenende lediglich vier Punkte einfahren konnte? Die Antwort ist relativ simpel: Kein Fahrer hat in der bisherigen Saison mehr als einen Sieg und kein Fahrer außer Wittmann konnte neben einem Sieg mehr als zweimal Punkten. Das macht den kleinen Vorsprung aus, den der Deutsche auf seine Konkurrenten hat.

"Ich glaube einfach, man muss Punkte mitnehmen, wo es geht. Es kommt einfach sehr auf die Konstanz an", erklärte Wittmann weiter. Im Hinblick auf die Saison bedeutet das für ihn kein unnötiges Risiko einzugehen und lieber gute Punkte mitnehmen. "Man kann ja trotzdem attackieren und überholen", betont er. "Es gibt halt Fahrer, die stehen öfter, wenn es Kollisionen gibt und es gibt Fahrer, die ziehen auch mal eher zurück und schalten ihr Köpfchen ein. Manchmal braucht man das auch."

Diese Einstellung erkennt man auch in der Statistik wieder. Wittmann ist der Fahrer der letzten zwei Saisons, der am wenigsten in Kollisionen verwickelt war, die in einer Aufgabe endeten. "Ich glaube wenn man sieht, wie viele verschiedene Sieger wir diese Saison schon hatten, wie gemischt das Feld ist, nicht nur im Rennen, sondern auch an der Tabellenspitze, dann denke ich, dass die Konstanz mehr gefragt ist denn je", sagte der DTM-Champion von 2014.

Wittmann musste sich hart gegen Auer und Vietoris verteidigen, Foto: BMW AG
Wittmann musste sich hart gegen Auer und Vietoris verteidigen, Foto: BMW AG

Besonders erstaunlich ist das gute Ergebnis von Wittmann auf dem Lausitzring, da BMW auf dem Kurs traditionell nicht die besten Endplatzierungen erreichen konnte. "Da wir wissen, dass uns der Lausitzring nicht so liegt, daher war das Ziel so gerade in die Top-Ten hineinzufahren", so Wittmann.

Zwar ärgert sich der 26-Jährige, dass er wegen Robert Wickens das Podium verpasst hat, doch insgesamt ist er glücklich mit dem Ergebnis: "Ich bin natürlich zufrieden mit Platz vier. Wir haben viele Punkte mitgenommen auf einer Strecke die uns nicht so liegt. Das ist daher vielleicht umso wichtiger."

Wittmann mit Handicap

BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt bewundert das Ergebnis seines Fahrers: "Nach der Kollision mit Robert (Wickens) hat sich Marco sehr gut stabilisiert und gegen riesen Druck von hinten den vierten Platz nach Hause gefahren." Allerdings musste er auch eingestehen, dass das Teamergebnis alles andere als berauschend war. "Es war das erwartet schwere Rennen", gab Marquardt gegenüber Motorsport-Magazin.com zu.

Doch Wittmann hatte während des Rennens mehr Probleme, als es die meisten Zuschauer bemerkt haben. "Nachdem mir das DRS ausgegangen ist, musste ich mehr nach hinten schauen. Das war sehr schwierig, besonders ohne den linken Spiegel, den ich bei der Kollision mit Wickens direkt am Anfang verloren habe", erklärte er. Da auf dem Lausitzring bei den besten Überholmöglichkeiten die beste Chance besteht, wenn man links innen reinsticht, war es besonders schwierig und der BMW-Pilot musste sich teilweise auf sein Gefühl verlassen. "Aber am Ende ist ja alles gut gegangen."