Sportlich machte Mattias Ekström in Spielberg vor allem durch seine geniale Strategie und die Aufholjagd auf Rang zwei am Sonntag von sich reden. Neben der Strecke hatte der Schwede da aber schon längt durch harsche Aussagen gegen seine Kollegen eine Diskussion losgetreten. "Es sind immer die gleichen Clowns, die Risiko in Kurve 1 gehen", polterte Ekström in der ARD. "Im Fahrerlager sind es Götz und da Costa, die ich als Clowns bezeichne. Weil sie nicht das Level haben, das man von einem DTM-Fahrer erwarten kann. Wenn man um Platz 15 oder 16 fährt, gibt's eh keine Punkte. Da könnte man anständig fahren. Aber bei denen geht´s ja um die Wurst, da geht's um deren Arbeit und Leben. Die zerstören ihre eigenen Autos und die Rennen der anderen", zeigte er sich stinksauer.

Ekström stand da noch unter dem direkten Einfluss des Samstagsrennens, als Felix da Costa gleich nach dem Start eine Kollision auslöste, deren Opfer Ekström war. Der Portugiese präsentierte sich auch in Hockenheim nicht als Unschuldslamm. Gegen Götz polterte Ekström wegen angeblich bewusster Blockade. "Der Eki ist schon so lange im Geschäft, und ich finde es schade, dass man das auf so einem Niveau machen muss", reagierte Götz im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com ruhig. "Er ist seit 15 Jahren dabei, und ich seit 2. Da gehört es dazu, dass man zu den Jungen hingeht und denen sagt, sie sollen aufpassen. So was über das Fernsehen zu machen, finde ich nicht gut und nicht fair."

Nach einem Dreher war Rennen 1 in Spielberg für Mattias Ekström früh gelaufen, Foto: DTM
Nach einem Dreher war Rennen 1 in Spielberg für Mattias Ekström früh gelaufen, Foto: DTM

Ekström erneuert Kritik - aber sanft

In der Zwischenzeit sind zwei Wochen vergangen, Ekström sicherte sich vergangenes Wochenende seinen dritten Sieg in der Rallycross-WM in Folge. An seiner Kritik hält er weiterhin fest, jedoch ist der Vulkan etwas erloschen. "Ich finde, da haben ein paar Leute interpretiert, wie sie es interpretieren wollten. Was ich eigentlich meinte, war, dass ich selbst schuld bin, wenn ich nicht vorne sondern im Mittelfeld stehe", so der 37-Jährige während einer Telefonkonferenz, an der auch Motorsport-Magazin.com teilnahm.

Was genau ließ ihn so aus der Haut fahren? "In der Vergangenheit war es so und auch heute ist es teilweise noch so, dass wenn man hinten fährt und es nicht um Punkte geht, dann sind die meisten Fahrer intelligent und vermasseln nicht anderen Fahrern das Rennen", blickte er zurück. "Erst war ich sauer, inzwischen bin ich einfach enttäuscht. Man kann es interpretieren, wie man es will. Vielleicht war es auch zu hart. Aber ich meinte, was ich sagte", stellt er noch einmal klar.

Mit Götz oder da Costa habe er allerdings überhaupt kein Problem - abseits der Strecke. "Die sind ja keine bösartigen Menschen. Die sind ja zwei von den nettesten, die im Fahrerlager rumlaufen. Aber wenn die den Helm aufsetzen, denken die nicht so nach, wie ich mir das wünsche, sondern die schalten ihren Kopf aus", beschreibt er sein Problem. "Für sie ist es ernster, auf welcher Position sie liegen, als wie viele Punkte sie haben. Und sie gehen bei ihren Manövern viele Risiken ein, wo ich persönlich sage, das muss jetzt nicht sein", erklärt er.

Antonio Felix da Costa war 2016 bereits in mehrere Unfälle verwickelt, Foto: BMW AG
Antonio Felix da Costa war 2016 bereits in mehrere Unfälle verwickelt, Foto: BMW AG

Akzeptiert, wenn andere schneller sind!

Ekström scheint sich von Fahrern, die ohnehin keine Chance auf Punkte haben, etwas weniger Widerstand in den Zweikämpfen zu erwarten. "Für mich geht es in der DTM darum, Punkte zu holen, Pokale zu holen, die Meisterschaft zu holen. Und man muss ja leben und leben lassen. Wenn jemand auf Platz 12 bis 15 schneller ist, muss man das ja auch akzeptieren", fordert er. Klar ist: Gefallen lässt sich Ekström derartiges Verhalten nicht mehr lange. "Ich will ja niemandem das Rennen kaputt machen. Aber wenn jemand mein Rennen kaputt macht, dann werde ich das auch so regeln, dass sie keinen Spaß daran haben. Über die 15 Jahre habe ich eine Menge gelernt", kündigt er vielsagend an.

Grundsätzlich wünscht sich der zweimalige DTM-Champion mehr durchdachtes Handeln im Cockpit. "Wenn sie den Helm aufhaben, wünsche ich mir manchmal, dass sie ein bisschen mehr denken. Nicht nur für mich, sondern auch für ihre eigene Leistung. Die kämpfen ja bestimmt auch um ihre Zukunft, um neue Verträge. Ich kämpfe ja auch und suche in erster Linie den Erfolg. Da muss dann jeder Fahrer nachdenken, was für ihn wichtig ist", so Ekström.

Motorsport-Magazin.com wollte von seinen Lesern wissen, wie sie die verbalen Attacken Ekströms auf seine Kollegen bewerten. Die Meinungen gehen ziemlich auseinander. Eine Mehrheit von 34 Prozent gibt Ekström in dieser Causa recht und schließt sich der Kritik des Schweden an Götz, da Costa & Co. an. Etwas mehr als ein Viertel findet, Ekström solle sich selbst an die eigene Nase packen. Schließlich sei er bislang selbst nur durchschnittlich unterwegs gewesen. 24 Prozent meinen, ein Fahrer mit der Klasse eines Mattias Ekström habe derartige Äußerungen nicht nötig. Und immerhin 15 Prozent meinen, genau solche Aussagen wären das Markenzeichen des schlagfertigen Skandinaviers.