Augusto, die DTM-Saison 2016 begann für Sie mit einem Teamwechsel - und damit zunächst einmal mit einem Abschied. Was waren Ihre drei schönsten Momente im BMW Team RBM?
Augusto Farfus: "Zuerst einmal mein erster Sieg 2012 in Valencia, außerdem unser erstes DTM-Rennen überhaupt 2012 in Hockenheim, als wir in die Saison gegangen sind, ohne genau zu wissen, was die DTM eigentlich ist. Als Nummer drei würde ich eigentlich meine Beziehung zum Team nennen, denn wir hatten zusammen so viele unbezahlbare Augenblicke auf und neben der Strecke. Mich verbindet eine echte Freundschaft mit Bart Mampaey und allen anderen Teammitgliedern."

2012 gewann Augusto Farfus sein erstes DTM-Rennen in Valencia, Foto: Audi
2012 gewann Augusto Farfus sein erstes DTM-Rennen in Valencia, Foto: Audi

Wird bei einer Zusammenarbeit über eine so lange Zeit ein Rennteam so etwas wie eine Familie?
Farfus: "Natürlich, vor allem weil ich mit Bart und BMW schon in der Tourenwagen-WM gefahren und mit dem Team dann aus der WTCC in die DTM gewechselt bin. In dieser Zeit haben wir uns gegenseitig geholfen. Ich war genauso neu in der DTM wie Bart, und wir haben das dann zusammen aufgebaut, wie eine echte Familie, und nicht nur mit Bart, sondern auch mit jedem einzelnen Mechaniker."

Jetzt kommen Sie in eine neue Familie beim BMW Team MTEK. Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit mit Teamchef Ernest Knoors und Ihrem neuen Teamkollegen Bruno Spengler?
Farfus: "Zuerst einmal viele Erfolge. Sie sind ein sehr professionelles Team, wie alle Teams bei BMW. Aber jedes Team hat auf höchstem Niveau eine etwas andere Herangehensweise, einen etwas anderen Ansatz, wie man ein Wochenende aufbaut. Ich bin sehr motiviert und glaube, dass es positiv ist, durch den Wechsel etwas Neues kennenzulernen. Ich bin jetzt in einem Team mit Bruno Spengler, einem der stärksten und talentiertesten Fahrer in der gesamten DTM. Für mich ist er eine gute Messlatte, das Team hat im letzten Jahr sehr gut gearbeitet. Deshalb glaube ich, dass wir zusammen eine wirklich gute Saison haben können."

Sie kennen Bruno auch schon als Teamkollegen bei den 24 Stunden von Daytona, wo Sie sich ein Auto geteilt haben. Wie würden Sie ihn charakterisieren?
Farfus: "Ich denke, dass wir in Daytona schon zweimal wirklich gut zusammengearbeitet haben, aber auch schon in der DTM, wie 2012 im letzten Rennen in Hockenheim, als es darum ging, die Titel zu gewinnen. Es herrscht bei uns beiden gegenseitiger Respekt, wir haben einen leicht unterschiedlichen Fahrstil und etwas andere Anforderungen ans Auto. Aber das ist gut, weil wir die Sichtweise des Teams damit erweitern."

Farfus und Spengler sind bereits Teamkollegen im GT-Sport, Foto: IMSA
Farfus und Spengler sind bereits Teamkollegen im GT-Sport, Foto: IMSA

Man kennt Sie an der Rennstrecke als einen sehr umgänglichen Menschen, der eigentlich mit jedem gut auskommt. Hilft Ihnen das, wenn Sie in ein neues Team kommen?
Farfus: "Ich liebe einfach, was ich tue. Es ist leicht, wenn man glücklich an die Rennstrecke und zu seinem Team kommt, und wenn man Spaß daran hat, eng mit Menschen zusammenzukommen. Als ich das erste Mal zu MTEK gekommen bin, kannte ich natürlich viele Leute schon von früher, beispielsweise von Testfahrten mit BMW. Mit ihnen jetzt zu arbeiten, ist zwar etwas Neues, aber auch nicht völlig neu. Das macht es einfacher."

Was ist für Sie der Schlüssel, 2016 eine bessere DTM-Saison zu erleben als in den vergangenen beiden Jahren?
Farfus: "Ich denke, das ist die Erfahrung. Und auch der Input des neuen Teams kann wichtig und gut sein. Wir werden an den Wochenenden gut miteinander arbeiten. Ich kann ein bisschen von den Erfahrungen mit Bart Mampaey nehmen, ein bisschen von der Erfahrung vom BMW Team MTEK, und das dann zusammensetzen. Wir hoffen, dass unser Auto konkurrenzfähig sein wird. Jetzt müssen wir schauen, daraus das Beste zu machen."

Neben der DTM bereiten Sie sich auch auf das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring vor. Wie gefällt es Ihnen, mit dem BMW M6 GT3 auf der Nordschleife zu fahren?
Farfus: "Je mehr Rennautos ich fahren darf, umso glücklicher bin ich. Die Gelegenheit zu haben, unter verschiedenen Bedingungen, mit unterschiedlichen Autos und in unterschiedlichen Teams zu fahren, reizt mich. Sich besonders im GT-Bereich das Auto mit anderen Fahrern zu teilen und nicht immer das Auto so zu bekommen, wie man es gerne hätte, sondern Kompromisse eingehen zu müssen, diese Herausforderung liebe ich. Das bringt dich als Pilot weiter voran, und es macht mich zu einem besseren Fahrer."

Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 2010 gewann Augusto Farfus mit seinen Teamkollegen, Foto: BMW AG
Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 2010 gewann Augusto Farfus mit seinen Teamkollegen, Foto: BMW AG

Sie sind schon einige Langstreckenrennen für BMW gefahren. An welches haben Sie die besten Erinnerungen?
Farfus: "An den Sieg 2010 auf dem Nürburgring mit einem völlig neuen Auto. Wir haben gleich unser erstes 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife gewonnen. Es wäre großartig, das mit dem BMW M6 GT3 zu wiederholen."

Wie und wo haben Sie den Winter verbracht?
Farfus: "Über Weihnachten waren wir natürlich in Brasilien, was für uns ganz normal ist, auch wenn es vorerst das letzte Mal war. Meine Tochter Victoria ist jetzt in der Schule. Deshalb muss ich künftig meinen Zeitplan mehr mit ihrem Zeitplan abstimmen. Leider mussten wir auch einen großen Verlust verkraften, weil der Vater meiner Frau Liri gestorben ist. Das war ein Schock für uns. Abgesehen davon hatten wir eine tolle Zeit mit der Familie, und ich bin ein Stockcar-Rennen mit Rubens Barrichello gefahren."

Sie scheinen eine gute Beziehung zu Rubens zu haben ...
Farfus: "Ja, auf jeden Fall. Wir sind gute Freunde. Es war das zweite Mal, dass ich mir das Auto mit ihm geteilt habe. Ich hatte die Poleposition der Gastfahrer, er dann Startplatz zwei für das Rennen geholt. Leider lief das Rennen dann nicht so glatt. Es war aber eine großartige Erfahrung. Wir kennen uns aus seiner Zeit in Europa. Da haben wir uns oft auf Rennstrecken und bei Veranstaltungen getroffen. Der Kontakt ist dann enger geworden. Ich habe ihn ein paarmal in den USA getroffen, Liri kennt auch seine Frau Silvana gut, ich kenne seine Jungs. Wir haben auch eine gute Beziehung abseits der Rennstrecke."

Es gibt sehr viele brasilianische Rennfahrer. Bilden Sie da so etwas wie eine kleine Gemeinde und verbringen Sie Zeit miteinander?
Farfus: "Ja, auch wenn die Terminpläne bei uns allen sehr voll sind. Manchmal schaffen wir es, uns zu treffen, wie beim Geburtstag von Felipe Massa, den wir gefeiert haben. Wir sehen uns hier von Zeit zu Zeit, was schön ist, aber es ist schwierig, das regelmäßig zu wiederholen. Man trifft in Monaco jedoch auch andere Fahrer, zum Beispiel in der Schule. Jamie Green bringt seinen Sohn in dieselbe Schule wie Victoria, dasselbe gilt für Mika Häkkinen und seine Tochter. Sie ist in derselben Klasse wie Victoria, eine ihrer besten Freundinnen, und kommt auch zu uns nach Hause zum Spielen."