Die Kosteneinsparungen in der DTM machen auch vor den Fahrern selbst nicht Halt. Noch nie zuvor standen den Piloten so wenig Testmöglichkeiten zur Verfügung, um sich auf die anstehende Saison vorzubereiten. Einmal mehr wurde an der Kostenschraube gedreht, in diesem Winter wurde nur an drei Tagen in Monteblanco sowie vier Tage lang in Hockenheim getestet. Beim Test in Spanien kamen zudem nur einige der Fahrer zum Einsatz, andere hatten lediglich die Einsätze auf dem Hockenheimring.

Einige Fahrer hatten Probleme auf der badischen Strecke, konnten ihr Programm nur bedingt abspulen. Etwa Christian Vietoris, der bei seinem zweiten Einsatz lediglich 41 Runden abspulen konnte. So legte er an beiden Tagen insgesamt nur 135 Umläufe in Hockenheim zurück. "Die Tests sind bei mir nicht wirklich rund gelaufen, ich bin nur wenige Runden gefahren", sagte der Mercedes-Pilot. "Vor daher ist die Vorbereitung sicherlich eine der schlechtesten, die ich bis dato hatte."

Vietoris räumte offen ein, dass er nicht mit dem besten Gefühl zum ersten Rennen des neuen Jahres reist. So wenig wie diesmal habe er noch nie zuvor in der DTM getestet. Bei Fahrern wie ihm kommt erschwerend dazu, dass sie sich an ein neues Team gewöhnen müssen. Er wechselte im Winter von HWA zu Mücke Motorsport. "Aber ich glaube, das ist etwas, was man auch macht, um etwas zusätzliche Spannung zu kreieren", sprang Vietoris für die DTM in die Bresche. "Wenn Fahrer und Teams anreisen, ohne bei 100 Prozent oder 95 Prozent zu stehen und man dementsprechend größere Zeitunterschiede hat."

Bruno Spengler wünscht sich wie alle Fahrer mehr Testzeit in der DTM, Foto: BMW Motorsport
Bruno Spengler wünscht sich wie alle Fahrer mehr Testzeit in der DTM, Foto: BMW Motorsport

Reuter: Das ist unglaublich!

Für einen solchen Kurs hatte sich einmal ITR-Boss Hans Werner Aufrecht ausgesprochen, frei nach dem Motto: ‚Weniger Vorbereitung bedeutet mehr Spannung´. Andersherum könnte man natürlich fragen: Kann sich ein Fahrer nicht auch Vorteile verschaffen, indem er besser vorbereitet ist als Konkurrenten? "Es gab Fahrer, die nur zwei Tage im Auge gesessen haben. Ich kenne keine andere Sportart, in der es sowas gibt. Das ist unglaublich!", meinte Manuel Reuter im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Reuter forderte zudem, dass die Fahrer künftig mehr Einfluss auf die Entwicklung der Rennautos haben sollten - unter dem aktuellen Reglement ist das quasi nicht möglich, die streng eingefrorenen Autos sind bereits ziemlich am Limit angekommen. Reuter: "Was ist denn das Faszinierende an unserem Sport? Es ist nicht die Entwicklung von Autos, sondern Jungs, die auf der Strecke gegeneinander kämpfen und tolles Racing liefern. Wir müssen eine Formel finden, in der weniger hinter verschlossenen Türen simuliert wird. Stattdessen sollte mehr gefahren werden."

Immer wieder gefordert: Mehr Fahrzeit

Die Fahrer sind sich unisono einig, dass mehr Fahrzeit wünschenswert wäre in der DTM. Gerade bei nur neun Rennwochenenden erweckt es manchmal den Anschein, als sei die Tourenwagenserie lediglich ein nettes Zubrot zum eigentlichen Programm. Fahrer wie Antonio Felix da Costa starten nebenbei in der Formel E. Auch die jeweiligen GT3-Programme auf der Nordschleife werden für die DTM-Piloten immer attraktiver, siehe Maximilian Götz oder auch Timo Scheider. "Wir sind alle Rennfahrer und wünschen uns natürlich, so oft wie möglich im Auto zu sitzen, das ist ja nix Neues", sagte Scheider kürzlich.

DTM-Kollege Bruno Spengler sah die kurze Vorbereitungszeit nicht als Gefahr für die Piloten, fand das komprimierte Testprogramm aber schade. Der frühere DTM-Champion hat dieses Jahr ebenfalls einen neuen Renningenieur an seiner Seite. Spengler konnte neben Hockenheim zwar auch zwei Tage in Monteblanco testen, doch der spanische Kurs gilt für die DTM alles andere als optimal zur richtigen Vorbereitung. Dort standen also eher Funktionschecks als Performance-Läufe auf dem Programm.

"Wenn man vor der Saison testet, kann man sich früher aneinander gewöhnen", sagte Spengler. "Und so braucht man zwei, drei Rennwochenenden, um mit seinen neuen Leuten zusammenzukommen. Es ist ein nicht einfacher Punkt, aber es ist ja für alle gleich. Ein bisschen mehr Testen wäre für uns alle aber nicht schlecht."

Dabei konnte Spengler noch froh sein über seine zwei Monteblanco-Tage. Audi hatte lediglich Mattias Ekström und Jamie Green nach Spanien geschickt, BMW neben Spengler noch Timo Glock, Augusto Farfus und Marco Wittmann. Bei Mercedes kamen ebenfalls nur vier der acht Fahrer - Robert Wickens, Christian Vietoris, Paul Di Resta und Gary Paffett - zum Einsatz.