Pascal Wehrlein war sauer. Während die Fahrer infolge der Rotphase nach dem Start ins erste Nürburgring-Rennen in ihren Autos warteten, stieg der Mercedes-Youngster aus. Zunächst überprüfte er den Schaden an seinem Mercedes, den er sich in Kurve eins bei einer Kollision mit dem späteren Rennsieger Maxime Martin zugezogen hatte.

Anschließend machte sich Wehrlein auf zum vermeintlichen Übeltäter und hämmerte ans Fenster des BMW-Piloten. Der Meisterschaftsanwärter fühlte sich unfair behandelt und fürchtete, dass der Schaden an seinem Auto sich auf den Rennverlauf auswirken könnte.

Wehrlein auf dem Weg zum Titelgewinn in der DTM, Foto: DTM
Wehrlein auf dem Weg zum Titelgewinn in der DTM, Foto: DTM

Ärger verflogen – Fehler eingestanden

"Wenn dir einer so reinfährt, dann ist die Lenkung krumm", knurrte Wehrlein kurz vor dem Re-Start ins Rennen ins Mikrofon der Reporterin. Am Ende hielt sich der Schaden offenbar in Grenzen. Wehrlein fuhr hinter Martin und Edoardo Mortara auf den dritten Platz und damit zu seinem fünften Podestplatz in dieser Saison.

Mit etwas Abstand war der Ärger über Martins angeblich unfaires Manöver verflogen. "Nachdem ich die Wiederholung gesehen habe muss ich sagen dass ich heute in der ersten Kurve die Tür zu weit offen gelassen habe und so Maxime eine Chance gegeben habe die er dann genutzt hat. Mein Fehler", räumte Wehrlein offen ein.

Der Ärger über einen verpassten möglichen Sieg wich am Ende der Freude über die 15 Punkte sowie den Umstand, dass Titelrivale Mattias Ekström einen ordentlichen Rückschlag einstecken musste. Nach einem verpatzten Qualifying musste sich der Audi-Veteran am Ende mit Platz zehn und nur einem Zähler zufriedengeben. Damit besteht für Wehrlein die Chance auf den vorzeitigen Meisterschaftsgewinn in der Eifel.

Erst DTM-Titel, dann Formel 1? Wehrlein zählt zu Deutschlands Nachwuchshoffnungen, Foto: DTM
Erst DTM-Titel, dann Formel 1? Wehrlein zählt zu Deutschlands Nachwuchshoffnungen, Foto: DTM

Titelgewinn am Nürburgring möglich

Bei noch drei ausstehenden Rennen hat Wehrlein 155 Punkte auf dem Konto, Mortara 128 und Ekström 127. Sollte Wehrlein im Sonntagsrennen gewinnen und seine Konkurrenten Mortara und Ekström bleiben ohne Punkte, dürfte er sich bereits als vorzeitiger Champion 2015 feiern lassen. "Ich versuche in jedem Rennen so gut wie möglich abzuschneiden und das Maximum aus dem Auto herauszuholen", gab sich Wehrlein ziemlich defensiv in der Titelfrage.

27 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten Mortara sind eine ordentliche Bank bei noch 75 zu vergebenen Zählern in dieser Saison. Vor allem Ekström dürfte sich ärgern – den Platz des ärgsten Verfolgers musste er nun an Markenkollege Mortara abtreten. Damit dürfte der Italiener je nach Ausgang des Qualifyings die größte Unterstützung aus dem Audi-Lager erhalten.

Doch auch Ekström wollte den dritten Titelgewinn seiner Karriere noch nicht abschreiben. "Wenn es theoretisch nicht mehr möglich ist, dann höre ich auf zu glauben", sagte er. "Es war sicherlich ein großer Schritt für ihn (Wehrlein;d.Red.). Aber wir versuchen es morgen wieder – aufgeben gibt es hier nicht."