Die DTM geht in ihr vorletztes Rennwochenende 2015. Theoretisch kann sich Pascal Wehrlein, Führender in der Gesamtwertung, auf dem Nürburgring bereits zum Champion krönen. Doch der Mercedes-Pilot hat das schwerste Auto im Feld. Daher wird es für ihn und seine härtesten Verfolger eher darum gehen, sich eine gute Ausgangsposition für das Saisonfinale Mitte des kommenden Monats in Hockenheim zu verschaffen. "Natürlich möchten wir im Oktober möglichst als Spitzenreiter beider Wertungen zum Finale nach Hockenheim kommen", sagte Audis DTM-Leiter Dieter Gass.

Immerhin beträgt der Vorsprung von Wehrlein auf Mattias Ekström im besten Audi gerade einmal 14 Punkte. Dahinter lauern Edoardo Mortara und Jamie Green - ebenfalls mit vier Ringen unterwegs - auf ihre Chance. In den vier bis Saisonende noch folgenden Rennen sind satte 100 Punkte zu holen - oder zu verlieren, 50 davon am kommenden Wochenende auf der Traditionsrennstrecke in der Eifel.

Audi hat den Gewichtsvorteil auf seiner Seite, das Team fährt auf dem Nürburgring im Durchschnitt mit wesentlich weniger Zusatzgewicht als Mercedes. Allerdings ist die Fokussierung bei den Stuttgartern eindeutiger: Wehrlein ist der einzige Pilot des Herstellers, der für den Gesamtsieg in Frage kommt, bei Audi sind es drei mögliche Kandidaten. Außerdem zeigte der 20-Jährige in dieser Saison bereits, dass auch bei großer Zuladung mit ihm zu rechnen ist. "Auf jeden Fall werde ich auf dem Nürburgring wieder um den Sieg fahren", kündigte er entsprechend selbstbewusst an.

Die Unterstützung seiner Markenkollegen ist ihm dabei gewiss. "Ich werde mein Bestes geben, um Pascal und das ganze Team auf dem Weg zum Titel zu unterstützen", kündigte Christian Vietoris bereits an. Doch auch Ekström gibt sich optimistisch: "Ich durfte zehn Kilo ausladen und kann auf dem Nürburgring wieder voll attackieren." Mortara (30 Punkte Rückstand) und Green (33) müssten an diesem Wochenende schon deutlich Boden auf den Deutschen gutmachen, um noch eine echte Chance auf den Gesamtsieg zu haben. Audi gewann allerdings seit vier Jahren nicht mehr am Nürburgring.

BMW wiederum feierte am vergangenen Rennwochenende in Oschersleben ein tolles Ergebnis, holte sämtliche Podiumsplätze und liegt in der Markenwertung vorne, hinkt aber bei den Fahrern hinterher. Nur Bruno Spengler und Vorjahressieger Marco Wittmann haben noch geringe Chancen auf den Titel. Allerdings fahren die Piloten der Münchner dieses Mal mit dem geringsten Ballast herum.

Trotzdem geht es für das Team wohl eher um die Mannschaftsleistung, als um einzelne Fahrer. Kein Pilot fuhr bisher eine konstante Top-Saison, dennoch feierte die Marke mehrere Siege. Spengler lässt sich nicht in die Karten schauen: "Es ist schwierig zu sagen, wie es für uns laufen wird." Letztlich könnte BMW mit einem (realistisch erscheinenden) Erfolg in der Eifel die Meisterschaft zugunsten Wehrleins entscheiden. Denn für Ekström und vor allem für Mortara und Green wird es kaum ausreichen, einfach nur schneller als Wehrlein zu sein. Es müssen Spitzenplätze her.