Nun ist es soweit: Wie Motorsport-Magazin.com im Vorfeld berichtet hatte, findet in dieser Woche die Verhandlung rund um den Funk-Skandal von Audi vor dem Sportgericht des DMSB (Deutscher Motor Sport Bund) statt. Als Termin wurde der kommende Mittwoch, 26. August angesetzt. Die Verhandlung beginnt um 10:00 Uhr morgens. Mit einer ersten Aussage wird um die Mittagszeit gerechnet. Ob am Mittwoch bereits eine endgültige Entscheidung fällt, ist noch offen.

Unsicher ist ebenfalls, welche Vertreter von Audi letztendlich von dem Sportgericht auftreten. Es ist nicht auszuschließen, dass der Hersteller nur seinen Rechtsbeistand nach Frankfurt entsendet. Im konkreten Fall hatten Timo Scheider, Audi Sport Team Phoenix-Teamchef Ernst Moser sowie Volker Nossek, Audi-Projektleiter Organisation DTM, Post vom DMSB erhalten. Eine direkte Anwesenheitspflicht besteht allerdings nicht kurz vor dem anstehenden Rennwochenende in Moskau.

Er tätigte den Funkspruch: Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich, Foto: Audi
Er tätigte den Funkspruch: Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich, Foto: Audi

In erster Linie können das Audi Sport Team Phoenix sowie Scheider bestraft werden, da nur sie über die obligatorische Bewerberlizenz verfügen. Allerdings gibt es für das DMSB-Sportgericht auch die Möglichkeit über Umwege, Audi Sport selbst zu sanktionieren. Nun ist erst einmal nicht davon auszugehen, dass der DMSB ein Interesse daran hat, für den Rauswurf von Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich zu sorgen. Gleichzeitig ist aber offensichtlich, dass es eine Strafe geben und die richtigen Personen treffen soll; darunter auch Ullrich, der den Funkspruch ("Timo, schieb ihn raus!") abgesetzt hatte.

Von Geldstrafe bis Lizenzentzug

Unfallverursacher Scheider wurde durch seinen Wertungsausschluss zwar schon bestraft. Es ist aber zumindest theoretisch möglich, ihn nochmals zu sanktionieren. Etwa, wenn während der Verhandlung herauskommen sollte, dass er Ullrichs Ansage doch zweifelsfrei gehört hat - nachdem der zweifache DTM-Meister zuvor versichert hatte, den Funkspruch während des Rennens nicht gehört zu haben. Das Ergebnis des zweiten Rennens auf dem Red Bull Ring ist nach wie vor vorläufig.

Wie eine mögliche Entscheidung des DMSB-Sportgerichts ausfallen könnte, ist relativ unklar. Die Zuständigen rund um den Vorsitzenden Harald Schmeyer sind äußerst frei in ihren Möglichkeiten. Das geringste Übel wäre eine Geldstrafe, am schlimmsten vermutlich ein Entzug der Lizenz von Scheider oder seinem Team Phoenix. Zuletzt gab es Spekulationen, ob Ullrich infolge des Skandals auf Druck der Audi/VW-Führungsetage seinen Posten bei Audi Sport räumen muss.

Mögliche Wiedergutmachung für Wehrlein

Im Falle einer möglichen Bestrafung des Audi-Lagers wäre allerdings Titelaspirant Pascal Wehrlein nicht geholfen. Der Mercedes-Pilot hatte sich nach seinem Ausfall und den verlorenen Punkten für Platz sechs heftig beschwert und gemeint, dass dieser Vorfall Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Saison haben könnte. Scheider hatte sich später bei Wickens und auch Wehrlein für den Vorfall entschuldigt. Es besteht jedoch zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass Wehrlein nachträglich Punkte bekommt.

Bekommt Pascal Wehrlein Punkte zurück?, Foto: DTM
Bekommt Pascal Wehrlein Punkte zurück?, Foto: DTM

Einen ansatzweise vergleichbaren Fall hatte es vor vielen Jahren schon einmal im damaligen Super Tourenwagen Cup gegeben. Beim Saisonfinale 1999 auf dem Nürburgring kämpften Christian Abt im Audi und Uwe Alzen auf Opel um die Meisterschaft. Nach einem Unfall von Alzen war Abt auf bestem Wege zum Titelgewinn, bis ihm auf der letzten Runde Alzens Markenkollege Roland Asch ins Heck fuhr, was zu Abts Ausfall führte. Alzen hingegen schleppte sich mit seinem beschädigten Opel über die Ziellinie und war kurzzeitig Meister. Nach einer Verhandlung entschied das DMSB-Sportgericht in diesem Fall, die vorletzte Rennrunde zu werten - was Abt dann doch zum Meister machte.