Pro: bad news are good news

"Timo, schieb' ihn raus" - nicht mehr als diese vier kurzen Wörter brauchte es, um die DTM auf nahezu sämtliche Nachrichtenportale Deutschlands zu bringen. Selbst bei Twitter schaffte es #schiebihnraus in die Trends. Die Online-Ausgabe einer großen deutschen Zeitung hievte das Thema sogar stundenlang nach ganz oben. Die DTM als Aufmacher - das hatte es lange Zeit nicht gegeben. Hat es das überhaupt je gegeben?

Die DTM erhält durch den Skandal deutlich mehr Aufmerksamkeit, Foto: DTM
Die DTM erhält durch den Skandal deutlich mehr Aufmerksamkeit, Foto: DTM

Fakt ist: Die mediale Aufmerksamkeit für die DTM war am vergangenen Wochenende gigantisch. Endlich mal was los! Angefangen bei Push-Nachrichten von Medien, die der DTM sonst nicht einmal Beachtung schenken, wenn BMW in Zandvoort einen historischen Siebenfachsieg feiert. Wir begleiten die DTM sowieso jedes Wochenende umfassend - ob Skandal oder Nicht-Skandal macht keinen Unterschied. Was aber einen ausmacht: Das plötzlich extreme Interesse der Leser, auch bei Nicht-DTM-Fans

Keine Überraschung - bad news are good news. Aber: Gilt, was für die Medien ein gefundenes Fressen ist, auch für DTM? Ja. Weil sie - wie jede Sportart - unmittelbar von ihrer Medienpräsenz abhängig ist. Und die Medien sind auf Quote, Auflage, Klicks & Co. angewiesen. Dazu braucht es Aufmerksamkeit, Action und ja - auch mal einen Eklat als Kickstarter. Fehlt der, verschwindet eine Sportart schnell in der Versenkung. Wenn dann keiner mehr berichtet, können Audi, Mercedes und BMW ihre Budgets gleich in direkte Werbung stecken, statt Kunden über die emotionale Schiene Motorsport zu binden. Aber das ist teuer. Ob teurer, lässt sich aus dem Stegreif nicht zu sagen. Auf jeden Fall macht es weniger Spaß. Und noch was: Das Thema Marketingmeisterschaft ohne echte sportliche Kämpfe ist jetzt auch erstmal vom Tisch.

Contra: Lieber sportliche Schlagzeilen

'Bad news are good news' - das mag in gewisser Hinsicht richtig sein. Skandale generieren mehr Aufmerksamkeit als ein 08/15-Rennen. Die Frage ist allerdings, ob es die Art von Aufmerksamkeit ist, die die DTM genießen möchte? Die Hersteller würden sicherlich lieber sportliche Schlagzeilen lesen. Schließlich geht es um ihr Image, was direkte Auswirkungen auf die Absatzzahlen hat. Mit unsauberen Aktionen, Schiebungen im wahrsten Sinne des Wortes, will kein Automobilkonzern in Verbindung gebracht werden. Gleiches gilt auch für die Sponsoren, die ihr Logo gern auf dem Siegerauto sehen und nicht auf einem vermeintlichen Rammbock.

Sportliche Schlagzeilen wären für die DTM besser, Foto: DTM
Sportliche Schlagzeilen wären für die DTM besser, Foto: DTM

Auch die DTM-Fans sehen lieber enge, aber faire Zweikämpfe als Aktionen mit fadem Beigeschmack. Sie wollen, dass Rennen auf der Strecke und nicht am Kommandostand oder am grünen Tisch entschieden werden. Schließlich wetterten nach dem Funk-Skandal viele gegen das unsportliche Verhalten der Ingolstädter. Wie sieht das Image der DTM nun bei jemandem aus, der sich zuvor nicht mit der Serie beschäftigt hat und nur durch den Skandal auf sie aufmerksam geworden ist? Er hält die DTM womöglich mehr für eine Spaßveranstaltung a la Stefan Raabs Stock Car Crash Challenge als für eine ernsthafte Motorsportserie mit talentierten Fahrern. Und das ist nicht im Sinne der Beteiligten.

Schafft es die DTM nur noch mit solchen Skandalen an die breite Öffentlichkeit? Die Funk-Affäre lässt genau das vermuten. Und das ist leider ein Armutszeugnis. Denn eine Rennserie sollte in erster Linie aufgrund ihres sportlichen Werts Aufmerksamkeit erzeugen. Insofern ist der Skandal ein Fingerzeig, dass es trotz aller Regeländerungen in den letzten Jahren noch Einiges zu tun gibt, um stärker im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen - und länger. Eben nicht nur bis zum nächsten Skandal.