Audi-Pilot Timo Scheider sorgte kurz vor dem Ende des Sonntags-Rennens in Spielberg für reichlich Diskussionsstoff. Zunächst wurde er wenige Runden vor Schluss von Mercedes-Pilot Robert Wickens eingebremst. Der Kanadier wollte vermutlich seinem - direkt hinter Scheider fahrenden - Teamkollegen Pascal Wehrlein helfen. Dieser sollte noch am Audi vorkommen, um im Kampf um die Führung in der Gesamtwertung Punkte auf Rennsieger Mattias Ekström gutzumachen.

Als Wehrlein die beiden passiert hatte, war jener Funkspruch aus der Audi-Box zu hören, der "Timo, schieb ihn raus!" lautete. Tatsächlich schob Scheider Sekunden später Wickens' Auto auf Wehrleins auf. Beide Mercedes-Piloten schieden daraufhin aus. Scheider konnte weiterfahren und beteuerte nach dem Rennen, keinen Funkspruch gehört zu haben. "Ich habe keinen Funkspruch bekommen. Erst als ich in der Box war, hat man mich gefragt, ob ich den Funkspruch gehört habe. Aber in dem Moment selbst habe ich nichts registriert", so der 36-Jährige.

Ungünstiger Funkspruch

Er habe sich nach Rennende das Video angeschaut und den entscheidenden Satz zum ersten Mal gehört. "Ungünstiger Funkspruch, muss man schon sagen. Aber im Auto kam er leider - oder Gottseidank, wie auch immer - nicht an", so Scheider. Grundsätzlich tue es ihm leid, die beiden Konkurrenten von der Strecke geschoben zu haben, vor allem Wehrlein. "Ich habe mich natürlich gleich beschissen gefühlt. Den Meisterschaftsführenden möchtest Du bei so einer Situation schon gar nicht entsorgen. Es ist mit Sicherheit keine Absicht gewesen", gab der Audi-Pilot zu Protokoll.

Scheider war sich bewusst, dass die ganze Situation auf die Zuschauer komisch gewirkt haben musste. Der zweifache DTM-Champion bekräftigte jedoch, nicht absichtlich in Wickens' Heck geknallt zu sein. Das würden auch die Daten belegen. "Ich habe mir die Daten auch noch mal angeschaut, weil ich mir nichts vorwerfen wollte", sagte Scheider. "Die Daten haben klar gezeigt, dass ich weder später noch sonst irgendwie anders gebremst habe als vorher. Von daher war ich angesichts der Situation entspannt."

Timo Scheider beendete das Rennen auf dem sechsten Platz, Foto: Audi
Timo Scheider beendete das Rennen auf dem sechsten Platz, Foto: Audi

Heftige Kritik von Wehrlein

Schön sei der Zwischenfall natürlich nicht gewesen, räumte Scheider ein. Das Mercedes-Lager hatte sich nach dem Rennen öffentlich heftig über Audi beschwert und den Ingolstädtern Absicht vorgeworfen. "Heute ist der Tag, an dem Timo Scheider seine Vorbildfunktion für unseren Sport verloren hat", wetterte etwa Wehrlein kurz nach dem Rennen. In gewisser Weise konnte Scheider den Unmut des Mercedes-Piloten nachvollziehen. "Ja, klar, ich habe selber schon mehrfach um Meisterschaften gekämpft", sagte er. "Da gibt es momentan viele Emotionen, die überkochen."

Scheider weiter: "Aber wenn man sich den Kontakt anschaut, dann war es ein sehr leichter Kontakt. Die Anfahrt auf Kurve 3 ist mit Sicherheit einer der schwierigsten Bremspunkte bei diesen regnerischen Bedingungen. Wenn man sich den Rennverlauf anschaut und sieht, wie viele Autos da im Kiesbett waren, wird klar, wie schnell das an dieser Stelle geht."

Wehrlein beschrieb die Kollision mit etwas anderen Worten und erneuerte damit seinen Vorwurf der Absicht. "Es war offensichtlich nicht nur ein kleiner Schubser, sondern man ist uns komplett hinten drauf gefahren", sagte der Mercedes-Youngster. Scheider entgegnete: "Ich denke, dass sich Pascal sicher gefühlt hat, weil Robert ihn abgeschirmt hat. Er nahm dann ein bisschen Speed raus und daraus hat sich ein Dominoeffekt herauskristallisiert. Am Fernseher sah das dann natürlich doof aus."