Der Funk-Skandal ist das große Thema nach dem Sonntagsrennen der DTM in Spielberg. Harsche Aussagen seitens der Fahrer wurden getätigt, Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich äußerte sich bislang schwammig. Die entscheidende Frage nach dem Aufreger: Wer gab Timo Scheider vom Kommandostand aus die Anweisung, seine Mercedes-Kontrahenten ("Schieb ihn raus!") von der Strecke zu befördern? War es wirklich eine Anweisung an den Fahrer, oder ein Gesprächsfetzen, der aus der geladenen Stimmung heraus gefallen war? Konnte Scheider den Funkspruch hören, und falls ja: Befolgte er die vermeintliche Anweisung?

Viele offene Fragen, die es nun zu klären gilt. Inzwischen haben sich die Sportkommissare der Sache angenommen. Zunächst einmal wird es wohl eine sportliche Strafe für Scheider geben, nachdem er Mercedes-Pilot Robert Wickens ins Heck gerutscht war und in der Folge der Kanadier und auch Pascal Wehrlein im Kiesbett gelandet waren.

Eine Entscheidung wird wahrscheinlich noch an diesem Sonntag fallen. Laut Informationen von Motorsport-Magazin.com ist mit einer kleineren Strafe für Scheider zu rechnen. Etwa einer Durchfahrtsstrafe, die nach Rennende in eine 30-Sekunden-Zeitstrafe umgewandelt würde. Dadurch würde Scheider vom sechsten Platz aus den Punkterängen herausfallen.

Es droht Ärger

Viel prekärer ist allerdings der Funkspruch von der Audi-Box. Je nach Ausgang der Untersuchungen könnte der Fall bis vor das DMSB-Sportgericht in Frankfurt gehen. Sollte sich herausstellen, dass einer der Audi-Verantwortlichen den konkreten Funkspruch an Scheider abgab, seine Konkurrenten von der Strecke zu schießen, droht großer Ärger.

"Dann besteht auch noch die Möglichkeit, dass der Fall an das Sportgericht des DMSB weitergeleitet wird, was eine Verhandlung in einer paar Wochen zur Folge hätte", sagte DMSB Pressesprecher Michael Kramp auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Dort können dann auch größere Strafen verhängt werden - bis zum Lizenzentzug für Fahrer oder Team. Aber das steht alles in den Sternen. Das hängt jetzt sehr stark davon ab, wie sich das Team und der Fahrer äußern."

Heftige Kontroverse um den Funkspruch an Scheider, Foto: Audi
Heftige Kontroverse um den Funkspruch an Scheider, Foto: Audi

Ullrich entschuldigt sich

Einige Stunden nach Rennende verschickte Audi eine offizielle Pressemitteilung zum Rennen. Hier kam auch Ullrich zu Wort, der zugab, den Spruch getätigt zu haben. "Dass ich in der ersten Emotion am Kommandostand gerufen habe: ‚Timo, schieb ihn raus´, tut mir leid", so der Audi-Motorsportchef. "Ich funke während des Rennens nicht mit den Fahrern und wusste nicht, dass der Funk offen ist. Es war auf gar keinen Fall eine Anweisung an Timo."

Dann entschuldigte sich Ullrich bei Mercedes für den Vorfall und erklärte, dass er aus dem Geschehen heraus emotional und spontan reagiert habe. So sagte er: "Ich kann mich bei Mercedes für diesen Spruch nur entschuldigen. Eine solche Äußerung drückt nicht mein Verständnis von Motorsport aus, sondern war allein dem Adrenalin in diesem Moment geschuldet. Ich bin ein Racer und war wütend, wie mit Timo umgegangen wurde."

So geht es weiter

Die Rennkommissare sammeln nun alle relevanten Daten zur Funk-Affäre. "Dazu gehören technische Daten der Fahrzeuge, wie Bremsdruck, Bremspunkt, Lenkradeinschlag, Gasstellung und ähnliche Dinge", sagte DMSB-Sprecher Kramp. Auch die Onboard-Kameras aus den beteiligten Fahrzeugen werden im Laufe der Untersuchungen ausgewertet. "Dazu gehört auch, dass die Fahrer natürlich befragt werden, wie ihre Meinung zu dieser Situation ist", so Kramp. "All diese Dinge will man zusammenführen."