Mattias Ekström hat beim Sonntagsrennen in Spielberg eine Regenschlacht für sich entschieden. Auf dem von Start bis Ziel unter Wasser stehenden Red Bull Ring siegte der schwedische Audi-Routinier vor Mercedes' Gary Paffett und Vortagessieger Edoardo Mortara. "Vorn zu sein wäre schöner gewesen, aber auch so ist es ok. Ich bin an Mattias rangekommen, aber er hat gekontert. Es war insgesamt ein schweres Rennen", sagte Paffett.

Der vor dem Rennen noch Meisterschaftsführende Pascal Wehrlein fiel durch zwei Ausritte ins Kiesbett früh an das Ende der Top-10 zurück und wurde später Opfer eines mutmaßlich absichtlichen Rammstoßes von Timo Scheider.

Der Rennverlauf: Paffett schnappte sich in Runde neun Mike Rockenfeller und eröffnete die Jagd auf Ekström, zu diesem Zeitpunkt allerdings schon fünf Sekunden enteilt. Ganz langsam gelang es dem Briten zunächst, auf seinen alten Rivalen aufzuschließen. Nach einigen Runden stabilisierte sich der Abstand allerdings bei rund vier Sekunden. Dahinter konnten Rockenfeller und Mortara nicht mithalten.

Ekström gab die Führung niemals ab, Foto: Gruppe C GmbH
Ekström gab die Führung niemals ab, Foto: Gruppe C GmbH

Während Mortara durch die Strategie an Rockenfeller vorbei kam, holte Paffett nach einem verpatzten Stopp Stück für Stück auf Ekström auf, feilte rund eine halbe Sekunde pro Runde von seinem siebensekündigen Rückstand ab. Um Ekström einzuholen, reichte es aber nicht - der Schwede konterte.

Das Skandal-Ende: Ein unrühmliches Ende nahm das Rennen weiter hinten, als Scheider nach einem Funkspruch ("Timo - schieb ihn raus!") scheinbar absichtlich mit Robert Wickens kollidierte, der Wehrlein mit in das Kiesbett riss. Zuvor hatte Mercedes Wehrlein mithilfe Wickens' an Scheider vorbei geschleust. Die Rennleitung untersucht den Vorfall. "Wenn es diesen Funkspruch gab, soll derjenige nie wieder auf eine Rennstrecke dürfen. Vorher war es hart, aber fair. Aber sollte das wirklich so gewesen sein, wäre es indiskutabel und unter jeder Würde für diese Serie. Wir werden da reinhalten", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Kurz darauf erklärte Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich: "Ich kann dazu nur sagen, dass ich nicht zu den Fahrern spreche. Ich habe mich bei der Aktion geärgert, habe laut gebrüllt "jetzt schieb ihn halt raus", vielleicht war das Mikro vom Ernst Moser auf. Ich kann nichts dazu sagen. Wie es zu ihm ins Auto gekommen ist, weiß ich nicht. Ich glaube auch nicht, dass das der Sinn des Ganzen war. Das war eine spontane Idee von mir. Ich war zuvor im Funk, aber nicht zum Timo."

Norbert Haug gab sich ebenfalls völlig überrascht. So etwas habe er noch nie in der DTM erlebt. "Ich kenne auch den Wolfgang Ullrich so nicht. Das muss man alles in Ruhe klären. Klar ist, was Toto gesagt hat: Rennsport geht so nicht", sagt der ARD-Experte.

Timo Scheider verteidigte sich unterdessen: "Einen Funkspruch habe ich nicht gehört. Aber die Situation, dass Robert so langsam gemacht und mich geblockt hat ... da haben sich ja beide vorbei gedrückt. In Turn drei wollten die dann vorsichtig machen, haben früh gebremst, dabei habe ich sie berührt. Das ist eben Racing unter Kampfbedingungen. Aber das sollte nicht passieren. Wir können uns gerne die Daten anschauen, ich denke aber, da habe ich nichts zu befürchten."

Ganz anders sieht das Wickens: "Ich bin getroffen worden. Das ist unfair. Ich verteidige mich natürlich in der letzten Runde - das ist nicht fair. Ich habe ihn nicht blockiert - nur verteidigt."

Die Top-10: Hinter Ekström, Paffett und Mortara auf dem Podium überquerten somit Rockenfeller, Nico Müller, Scheider, die Rookies Lucas Auer und Maximilian Götz sowie Christian Vietoris und Paul di Reste die Linie. Wehrlein und Wickens blieben punktlos.

Das Wetter: Das Wetter spielte in Spielberg am Sonntag die Hauptrolle. Der komplette Vormittag war verregnet - das führte zu einem Massencrash und Verschiebungen in den Rahmenserien. Das Warm-Up der DTM wurde abgebrochen, die Qualifikation ging ebenfalls bei Nässe über die Bühne. Zunächst trocknete es dann ab, eher vor dem Rennen erneut heftiger Regen einsetzte. Mitte des Rennens schüttete es erneut massiv, nachdem es zuvor merklich weniger geworden war.

Ekström nutzte im Regen-Qualifying seine ganze Erfahrung, Foto: Audi
Ekström nutzte im Regen-Qualifying seine ganze Erfahrung, Foto: Audi

Die Startaufstellung: Ekström stellte seinen Audi RS5 im nassen Qualifying mit einem Wimpernschlagvorsprung von 0,005 Sekunden auf Markenkollege Rockenfeller auf die Pole Position. Dahinter landete Paffett, gefolgt von Wehrlein. Wickens startete von Rang fünf, Vortagessieger Mortara wurde Sechster. Scheider, Christian Vietoris, Paul di Resta und Adrien Tambay komplettierten die Top-Ten. Bester BMW-Pilot war Martin Tomczyk auf der 14.

Der Start: Der Start wurde um 12 Minuten verschoben und erfolgte hinter dem Safety Car. Regenreifen waren entsprechend Pflichtprogramm.

Der Re-Start: Nach fünf Runden kam das Safety Car in die Box - das Rennen war freigegeben. Ekström riss sofort eine Lücke zu Rockenfeller und zog davon, im übrigen Feld entstanden keine weiteren großen Löcher - ein disziplinierter Start. In der Spitzkehre schnappte sich Mortara Wickens, Vietoris räuberte in Kurve drei durchs Kiesbett.

Die Strategie: Durch die Regenreifen am Start entfiel das Boxenstoppfenster, einen Pflichtstopp musste jeder Fahrer dennoch einlegen. Dazu kamen die ersten Fahrer bereits in Runde acht an die Box - vor allem die im Mittelfeld und ganz hinten positionierten. In Runde 17 stoppte mit Rockenfeller der erste Fahrer aus der Spitzegruppe. Zwei Runden später stoppten Wickens, Wehrlein und Paffett, Ekström reagierte eine Runde später. Auch Mortara kam an die Box. Nach dem Stopp lag der Audi-Fahrer plötzlich vor Rockenfeller und nur ganz knapp hinter Paffett, dessen Stopp sehr lang gedauert hatte.

Ekström hat die Meisterschaftsführung übernommen, Foto: DTM
Ekström hat die Meisterschaftsführung übernommen, Foto: DTM

Die Zwischenfälle: Neben des Ausritts von Vietoris unmittelbar nach dem Re-Start, leisteten sich weitere Fahrer kleine Ausritte. Besonders heikel: Weil Daniel Juncadella bereits sehr früh an die Box gekommen war, erwischte diese Verzögerung einen Streckenposten auf dem flaschen Fuß, der ein paar Teile von der Strecke lesen wollte und dachte, das gesamte Feld sei bereits durch. Zu einem Unfall kam es nicht. In Runde acht fuhr Wehrlein im Mittelsektor kurz ins Kiesbett und büßte Positionen ein. Dasselbe Schickal blühte di Resta. Runde 12: wieder Wehrlein im Kies. Der Meisterschaftsleader fiel zurück auf Rang neun.

In Runde 18 fuhren Jamie Green und Juncadella ins Kiesbett. In Runde 20 drehte sich Tambay nach Kurve drei, konnte aber weiterfahren. Gleichzeitig räuberte Marco Wittmann an der selben Stelle durch das Kiesbett, auch Mortara erwischte es dort eine Runde später, genauso Antonio Felix da Costa. Auch Augusto Farfus fuhr in Runde 24 in den Notausgang. In Runde 30 musste Juncadella als erster Fahrer überhaupt sein Auto abstellen - Flammen am Mercedes. Kurz vor Schluss verlor Götz durch einen Ausritt eine Position an Auer.

Der Meisterschaftsstand: Ekström luchste Wehrlein die erst am Vortag eroberte Führung in der Tabelle sofort wieder ab. Durch seinen Sieg führt der Schwede nun mit 111 Punkten vor Mortara mit 98 und Wehrlein mit 94 Zählern. Green hält mit 81 Punkten weiter auf P4.

Top-Facts zum Rennen

  • Regenchaos in Spielberg
  • Start hinter dem Safety Car
  • Ekström siegt knapp vor Paffett
  • Scheider schießt Wickens und Wehrlein raus
  • Audi-Funkspruch legt Vorsatz nahe
  • Wehrlein vorher schon zweimal im Kies
  • Ekström übernimmt Gesamtführung
  • Rookies Götz und Auer in den Punkten
  • Green erneut mit Nuller
  • Mortara wieder auf dem Podium