Eigentlich müsste bei Audi am Samstagabend jedermann in Feierlaune sein. Immerhin hatte Edoardo Mortara gerade im Sprintrennen die Durststrecke der Ingolstädter in der DTM-Saison mit seinem ungefährdeten Sieg auf dem Red Bull Ring furios beendet. "Es ist wirklich super bei ihm gelaufen. Der Edo hat die Performance, die er im Qualifying und Training gezeigt hat, im Rennen perfekt umgesetzt. Er hat sich ein Polster 'rausgefahren und das Rennen von vorne kontrolliert", sagt auch Dr. Wolfgang Ullrich gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Das sei perfekt gelaufen. "Er hatte heute ganz einfach die Performance in der Hand. Wir wissen, dass die Rennstrecke hier in Spielberg dem Edo sehr, sehr gut liegt und er hier immer besonders gute Rennen bringt", lobt der Audi-Motorsportchef.

Die Schattenseite des Rennsamstags in der Steiermark hat Ullrich jedoch nicht vergessen. "Die Situation mit Jamie Green war natürlich traurig. Dass er in Führung liegend mit einem Defekt aufgeben musste. Es handelt sich um einen Schaden im Schaltmechanismus des Getriebes. Das ist besonders tragisch, weil Jamie und auch seine Mechaniker ganz sicher nichts dafür können. Es ist ein Einheitsbauteil", erklärt Ullrich Motorsport-Magazin.com.

Als die Welt des Jamie Green noch in Ordnung war, Foto: Audi
Als die Welt des Jamie Green noch in Ordnung war, Foto: Audi

Green vollkommen machtlos

"Alle unsere Autos waren im Rennen sehr schnell. Umso ärgerlicher ist der Ausfall von Jamie Green, der heute in der Meisterschaft einen großen Schritt hätte machen können", sagt Ullrich.

Über die verpasste Chance ärgert sich jedoch keiner mehr als der Brite selbst. "Ich habe hier 25 Punkte verloren. Ich fahre dieses Auto jetzt vier Jahre und davon sehr viele Kilometer bei Tests. Das ist eigentlich sehr bewährt - du kannst 200 Runden am Tag fahren und nichts geht kaputt. Da ist ein Getriebeschaden schon ein ziemlicher Schock. Als Fahrer kannst du da nicht viel machen mit den Schaltwippen, wenn da was schiefläuft. Da bist du machtlos", klagt Green auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Die einzig positive Sache sei somit, dass zumindest er selbst einen guten Job erledigt habe und in der richtigen Position - in Führung - gewesen sei. "Jetzt bin ich froh, dass ich morgen wieder fahren kann", sagt Green.

Rockenfeller verbesserte seine Startposition leicht, Foto: DTM
Rockenfeller verbesserte seine Startposition leicht, Foto: DTM

Ekström und Rockenfeller beißen sich durch

Ähnlich auf Wiedergutmachung aus sind am Sonntag Mattias Ekström und Mike Rockenfeller. Beide verbesserten zwar ihre Qualifying-Ergebnisse im Rennen, doch bleibt mit den Plätzen fünf und acht nicht mehr als ein schwacher Trost, schaut man sich nur in Person von Mortara an, was mit dem Audi RS5 in Spielberg möglich war. Vor allem bitter für Ekström, der noch mitten im Titelkampf steckt und deshalb jeden Zähler dringend benötigt.

Das bewies der Schwede - nach massiven Bremsproblemen und Untersteuern in den schnellen Kurvem zu Beginn des Rennens - mit seinem Last-Minute-Manöver gegen Augusto Farfus. "Wir hatten ein gutes Auto. Aber wir waren ehrlicherweise nicht gut genug. Ich wusste, ich muss noch an Farfus vorbei. In dieser engen Meisterschaft zählt einfach jeder Punkt. Wehrlein war ja schließlich Zweiter", sagt Ekström. Gut gelaunt gab sich der Routinier insgesamt doch: "Das war Schadensbegrenzung - also 1A!"

Ganz anders Rockenfeller. Ekströms Markenkollege, verweist darauf, nur die günstigen Umstände hätten das Duo noch zu einem passablen Punkteresultat geführt. "Er ist von P9 gestartet und Fünfter geworden. Ich bin von P10 erst auf P12 zurück und dann Achter geworden. Aber man muss dazu sagen, dass Green ausgefallen ist und Wickens irgendwas hatte - wenn du die mal wegnimmst, bist du auf 7 und 10", rechnet "Rocky" vor. Dass er für seine mageren vier Punkte wegen des Mortara-Sieges und der entsprechenden Performance-Gewichtregel auch noch fünf Kilo Extraballast einladen muss, stößt bei Rockenfeller entsprechend auf wenig Freude.

Gutes Racing boten die Fahrer in Spielberg, Foto: DTM
Gutes Racing boten die Fahrer in Spielberg, Foto: DTM

Zumindest einer lässt sich den Samstag davon jedoch nicht verderben: Wolfgang Ullrich ist begeistert von den zahlreichen Zweikämpfen seiner - so klingt es- Gladiatoren im Rennen. "Wir haben heute schöne Überholmanöver gesehen, einen sehr schön kämpfenden Mattias Ekström und einen sehr schön kämpfenden Mike Rockenfeller gesehen. Das hat sicherlich auch für Unterhaltung auf den Rängen gesorgt", sagt Ullrich gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Morgen sind es neue Karten, neues Spiel. Wir müssen uns auf die neuen Randbedingungen konzentrieren. Es könnte Regen geben. Das ist dann das Salz in der Suppe - hoffentlich versalzt es uns sie nicht."