An der Supermarkt-Kasse die Traumposition - in der DTM mitunter ein Alptraum: der Spitzenplatz in einer Kampfgruppe beim Sprintrennen am Samstag. Warum es im Rennsport nicht immer vorteilhaft ist, vor seinen Verfolgern zu fahren, zeigte das spannende Rennen auf dem Red Bull Ring. Beim ersten Rennen in Spielberg ging es 40 Minuten lange munter zu auf der Strecke, die Fans kamen voll auf ihre Kosten - ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Sprintrennen in dieser Saison, die nicht selten in den altbekannten Prozessionen ausarteten.

Besonderheit auf der Traditionsstrecke in der Steiermark: Der Kurs verfügt über drei lange Geraden, die geradezu zum fröhlichen Gebrauch des DRS-Knopfes einluden. Das Problem: Der erste Fahrer einer Kampfgruppe muss meist auf den verstellbaren Heckflügel verzichten und wird am Ende kollektiv von seinen Hintermännern überrumpelt. "Das Problem ist, wenn der Vordermann DRS gibt und dann eine Schlange hinterherkommt", erklärte Mattias Ekström. "Dann wird es schwierig, wenn da zwei, drei oder vier Autos in einer Schlange fahren."

Auch am Ende des Feldes blieb es spannend, Foto: DTM
Auch am Ende des Feldes blieb es spannend, Foto: DTM

Eine Klette namens Farfus

Das war besonders auf dem Red Bull Ring zu beobachten, wo sich am Samstag mehrere Grüppchen einfanden und die Positionen unter sich ausmachten. "Grundsätzlich ist das eine Strecke, die dem System entgegenkommt", sagte Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Das Duell zwischen Farfus und Vietoris war allerdings besonders. Augusto hatte kontinuierlich über mehrere Runden DRS, konnte aber trotzdem nicht überholen. Das müssen wir uns anschauen."

Am Ende setzte sich der Mercedes-Pilot gegen seinen brasilianischen Kontrahenten durch, musste sich aber breit machen. "Ich bin ihn einfach nicht losgeworden", sagte Vietoris über Farfus im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Ich habe in den ersten 10, 20 Runden gepusht wie Hölle. Aber ich wurde ihn nicht los, der war einfach immer da. Irgendwann habe ich mich damit abgefunden und versucht, keine Fehler zu machen."

Harte Duelle zwischen den Herstellern im Mittelfeld, Foto: DTM
Harte Duelle zwischen den Herstellern im Mittelfeld, Foto: DTM

Mehr Überholmanöver erwartet

Der Plan ging auf, am Ende rundete Vietoris mit Platz vier das starke Teamergebnis von Mercedes ab. Farfus hingegen musste sich in den letzten Runden seinem Widersacher Ekström geschlagen geben und überquerte die Ziellinie als Sechster.

"Das DRS hat hier ziemlich gut als Laptime-Tool funktioniert, aber zum Überholen war es schwierig", sagte BMW Motorsportdirektor Jens Marquardt auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Es gab viele Situationen, wo das Auto vorne ohne DRS die anderen praktisch mitgezogen hat. Aber so richtig viel wurde im gesamten Rennen nicht überholt. Die Strecke lädt dazu ein, und doch hätte ich mehr Überholmanöver erwartet."

Dabei war der Sprint an diesem Samstag trotzdem eine gelungene Abwechslung im Vergleich zu früheren Rennen. Vom überlegenen Sieger Edoardo Mortara einmal abgesehen, blieb es bis zum Rennende spannend durch das gesamte Feld hinweg. "Ich fand es okay und es hat Spaß gemacht", stimmte Mike Rockenfeller bei Motorsport-Magazin.com zu. "Spielberg ist eine Strecke, auf der das DRS funktioniert. Dadurch sehen wir spannende Rennen.

Enge Fights führten zu einem ansehnlichen Sprintrennen, Foto: DTM
Enge Fights führten zu einem ansehnlichen Sprintrennen, Foto: DTM

Taktische Aufgabe

Der Audi-Pilot kämpfte sich vom zehnten auf den achten Rang nach vorne, fand mit Gary Paffett aber seinen Meister. Der Mercedes-Veteran gegenüber Motorsport-Magazin.com zum Duell mit Rocky zum Rennende: "Rocky kam näher und näher, und in den letzten beiden Runden hatte er dann DRS. Ich blieb gerade so weit genug vorn, dass er nicht an mir vorbei kam." Bei Ekström klappte das weniger, wie Paffett die DRS-Problematik beschrieb. "Die Jungs hinter mir waren im DRS-Fenster", so der Brite. "Also hat mich Eki geschnappt. Es gab keinen guten Grund, gegen ihn zu kämpfen, weil die Gruppe direkt hinter ihm auch hinter mir war."

Wegen des Geschwindigkeitsüberschusses des Vorbeifahrenden galt es, möglichst nah dran zu bleiben, um selber nicht aus dem Fenster herauszufallen. In Spielberg stellte sich das allerdings als schwieriges Unterfangen dar. "Wenn der Hintermann DRS auf dem Weg zu Kurve 2 hat, dann hat er es auch bis zu Turn 3 und aus der letzten Kurve heraus", erklärte Paffett. "Es war ein interessantes Rennen. Aber ist hart, wenn du der Erste in einer Gruppe bist und kein DRS hast."