Das Samstagsrennen der DTM in Zandvoort wird zwar wegen des historischen BMW-Siebenfachsiegs in Erinnerung bleiben, nicht aber, weil es mit übermäßiger Spannung aufzuwarten hatte. Abgesehen von einigen Ausritten und Unfällen wurde auf dem Dünenkurs reichlich wenig Action geboten und das Rennen erinnerte über weite Phasen an eine Prozession.

Überholmanöver waren vor allem aus zwei Gründen Mangelware. Zum einen wird Zandvoort von zahlreichen aufeinanderfolgenden Kurven dominiert. Lediglich am Ende der Start- und Zielgerade bietet sich die Möglichkeit, mit Hilfe von DRS auszuscheren und zu versuchen, sich an seinem Vordermann vorbeizusetzen. Sind die Abstände zwischen den Autos jedoch so gering, dass alle Piloten den Klappflügel betätigen dürfen, hebt sich der Vorteil auf.

"Wir haben so gut wie keine Überholmanöver gesehen. Das war leider ein bisschen schwierig. Das DRS hat hier nicht geholfen. Es gibt eigentlich nur eine Stelle, wo man überholen kann, und dort kann man halt auch gut verteidigen", fasste Audis DTM-Leiter Dieter Gass das Dilemma im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com zusammen. "Es gibt keine wirkliche Stelle, wo man ein klares Manöver setzen kann", pflichtete Mercedes-Pilot Christian Vietoris bei.

Nur nach dem Start wurde Action geboten, Foto: DTM
Nur nach dem Start wurde Action geboten, Foto: DTM

Überholversuche enden fatal

Probierte ein Pilot trotz der ungünstigen Voraussetzungen seinen Vordermann zu passieren, endete dies zumeist fatal. "Pascal Wehrlein hat versucht, mit einem beherzten Manöver an Tambay vorbeizugehen. Das hat darin geendet, dass er sich deutlich weiter hinten gefunden hat", erzählte Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Es ist die Frage, was du riskieren willst, gerade wenn du mit einem Auge auf die Meisterschaft schielst."

Wehrlein nahm am Ende immerhin noch einen Punkt mit, deutlich schlechter lief es hingegen für seinen Markenkollegen Gary Paffett. Der routinierte Brite kam wenige Runden vor dem Ende des Rennens von der Strecke ab, rumpelte durch das Kiesbett und fiel aus den Top-10. Dabei wollte der Mercedes-Pilot den vor ihm fahrenden Augusto Farfus gar nicht attackieren.

"Ich wollte in Kurve sieben näherkommen, aber ihn nicht überholen, weil das das eigentlich nicht geht. Ich war überrascht, dass er sich verteidigte und früh bremste", schilderte Paffett den verhängnisvollen Zwischenfall. "Ich habe das Heck seines Autos berührt und dabei die Linie verloren. Es war schade, aber ich war einfach überrascht, dass er verteidigte. Da war nie die Chance zum Überholen."

Im Sprintrennen gibt es keine Boxenstopps, Foto: Audi
Im Sprintrennen gibt es keine Boxenstopps, Foto: Audi

Lange Safety-Car-Phase

Neben der Streckencharakteristik spricht auch die Natur des samstäglichen Sprintrennens gegen Action. Zwar nicht per se, doch dann, wenn das Safety Car auf die Strecke geschickt wird und die Piloten Gelegenheit haben, ihre Reifen zu schonen, sodass sie gegen Ende des Rennens nicht in die Verlegenheit geraten, Grip zu verlieren. In Zandvoort war das Sicherheitsfahrzeug rund zehn Minuten, also ein Viertel der Renndauer, auf der Strecke, da die Streckenposten keine Eile hatten, Paul Di Restas havarierten Mercedes zu bergen.

Weil am Samstag kein Boxenstopp vorgeschrieben ist, sind den Teams und Piloten auch taktisch die Hände gebunden. "Strategisch kann man nichts machen", zuckte Mike Rockenfeller mit den Schultern. Aussicht auf Besserung besteht nur bedingt. Zwar dauert das Rennen am Sonntag eine Stunde und es gibt einen Pflichtboxenstopp, die Nachteile der Strecke wiegen aber wohl zu schwer, als dass man ein Überholspektakel erwarten darf. "Morgen ist nicht unbedingt ein anders Rennen abzusehen", dämpfte Gass die Erwartungen.