Mercedes-Fahrer Robert Wickens hat sich nach seinen Erfolgen in den beiden Vorjahren auch 2015 den Sieg auf dem Norisring gesichert. Im Hauptrennen am Sonntagnachmittag setzte sich der Kanadier eindrucksvoll vor Markenkollege Christian Vietoris und Bruno Spengler im BMW durch. Mattias Ekström erzielte mit Rang vier einen Achtungserfolg für die schweren Audi, dahinter kam Vortagessieger Pascal Wehrlein auf P5 ins Ziel. Meisterschafts-Spitzenreiter Jamie Green beendete das Rennen nicht in den Punkten.

"Ich hatte einen guten Start und war Zweiter. Dann habe ich auf den Moment gewartet, dass ich überholen kontte. Danach war es einfach. Wir sind immer stark gewesen am Norisring, ich hatte ein starkes Auto heute. Gestern Zweiter und heute Erster ist ein super Ergebnis für mich", sagte Wickens.

Vortagessieger Wehrlein wurde Fünfter, Foto: DTM
Vortagessieger Wehrlein wurde Fünfter, Foto: DTM

Bei einem Re-Start nach einer frühen Safety-Car-Phase ergaben sich zunächst keine wichtigen Positionsverschiebungen. Erst einigen Runden später gelang es Wickens mithilfe von DRS in der Grundig-Kehre an Spengler vorbei zu schlüpfen. Der verteidigte sich auf dem Weg zum Schöller-S derart hart, dass er bis zur Dutzendteich-Kehre komplett durchgereicht wurde: Vietoris, Auer, Ekström - alle zogen sie vorbei am Kanadier.

Mercedes schleust Wehrlein nach vorne

In Runde 17 kassierte Ekström Lucas Auer am Dutzendteich und sprengte so das Mercedes-Trio an der Spitze. Vietoris übte unterdessen heftig Druck auf Wickens aus. Nach den Boxenstopps zwischen den Runden 23 und 37 (Ausnahme Molina; mehr siehe "Die Strategie") änderte sich das Bild in den Top-10 geringfügig. Wickens führte souverän vor Vietoris, in dessen Heck nun Ekström und Spengler näher gerückt waren. Einzig Auer fiel wegen einer Strafe (mehr siehe "Die Zwischenfälle") aus den Punkterängen. Hinter den Top-4 folgten mit Paul di Resta, Pascal Wehrlein, Gary Paffett und Daniel Juncadella ausschließlich Mercedes-Piloten.

Heißes Duell zwischen Martin und Auer, Foto: DTM
Heißes Duell zwischen Martin und Auer, Foto: DTM

Wegen seiner besseren Position in der Meisterschaft schleuste Mercedes nun Wehrlein per Order vorbei an di Resta - immerhin fuhr der Meisterschaftsführende Jamie Green zu diesem Zeitpunkt gerade einmal auf Rang neun. Kurz nachdem Green in Runde 62 durch einen weiteren Boxenstopp aus den Punkten gefallen war, konterte di Resta allerdings gegen Wehrlein. Am Ende der Top-10 duellierten sich derweil Martin und Auer um Rang neun - mit dem besseren Ende für den Mercedes-Mann.

In der vorletzten Runde attackierte Spengler in Kurve eins Ekström und zog in einem Tür-an-Tür-Duell vor dem Schöller S final vorbei, während di Resta Wehrlein erneut vorbeilassen musste. "Ekström war ein harter Konkurrent, er hat heute keinen Fehler gemacht. Dennoch ist es mir gelungen, die Lücke zu finden. Daher bin ich doppelt zufrieden. Ekström hat sich fair verhalten. Ich konnte den DRS-Vorteil nutzen. Der Zweikampf mit Ekström hat Spaß gemacht. Mehr war heute aber nicht drin. Die Mercedes waren zu schnell. Ich bin im Kampf gegen sie nicht zu viel Risiko gegangen, weil ich nicht wollte, dass einer rausfliegt", sagte Spengler.

Spengler stellte den M4 überraschend auf die Pole, Foto: BMW AG
Spengler stellte den M4 überraschend auf die Pole, Foto: BMW AG

Die Startaufstellung: In einem ultra-engen Qualifying schnappte sich Bruno Spengler mit vier Tausendstelsekunden Vorsprung auf Christian Vietoris die Pole Position. Reihe zwei teilten sich Mercedes und Audi mit Robert Wickens und Mattias Ekström. Rookie Lucas Auer zeigte als Fünfter eine starke Leistung, er startete damit neben Vortagessieger Pascal Wehrlein. Dahinter komplettierten der Meisterschaftsführende Jamie Green, Paul di Resta, Maxime Martin und Daniel Juncadella die Top-10.

Der Start: Bruno Spengler erwischte einen perfekten Start und hielt die Führung durch die Grundig-Kehre. Dahinter schnappte Robert Wickens Christian Vietoris, Lucas Auer kassierte Mattias Ekström, während Pascal Wehrlein Mattias Ekström zumindest attackierte.

Die Strategie: "Mit der Strategie ist nicht so viel möglich, ich muss hier auf der Strecke überholen", sagte Pascal Wehrlein noch vor dem Start. Im Rennen zeigte sich jedoch, dass per Undercut doch einiges möglich war. In Runde 23 eröffneten Daniel Juncadella und Adrien Tambay den Reigen der Boxenstopps. Maxime Martin und Nico Müller kamen eine Runde später. Jamie Green gehörte eine Runde später ebenfalls zu den frühen Stoppern, verlor allerdings Plätze gegen diejenigen, die vorher gestoppt hatten.

In Runde 27 kam schließlich Wehrlein selbst, als Erster aus der erweiterten Spitzengruppe, zum Reifenwechsel. Der Vortagessieger machte allerdings keinen Platz gut. Bei Gary Paffett ging der Boxenstopp derweil schief. Der Mercedes-Mann verlor an Boden. Erst im 34 Umlauf steuerte Spitzenreiter Wickens an die Box, eine Runde später kam Verfolger Vietoris. Während bei Wickens' Service alles glatt lief und er die Führung am Ende souverän behauptete, verlor Vietoris Zeit und rutschte ins DRS-Fenster von Mattias Ekström. Als Letzter steuerte Miguel Molina in Runde 38 an die Box.

Im Startgetümmel wurden einige Boliden beschädigt, Foto: DTM
Im Startgetümmel wurden einige Boliden beschädigt, Foto: DTM

Die Zwischenfälle: In Folge einer Kollision im Startgetümmel (für mehr siehe "Die Ausfälle") lagen in der Anfangsphase Teile des BMW von Timo Glock auf der Strecke, sodass das Safety Car auf die Strecke kam. Lucas Auer kassierte zudem eine Pitstop-Strafe von fünf Sekunden, weil er seinen Mercedes nicht korrekt in der Startbox positioniert hatte. Nach mehreren harten Zweikämpfen kam Jamie Green im beschädigten Audi nocheinmal an die Box. Zwar fiel der Brite nicht aus, Punkte waren für die Meisterschaftsführenden damit jedoch futsch.

Update 22:00 Uhr:Die Sportkommissare haben BMW-Fahrer Tom Blomqvist von der Wertung ausgeschlossen. Sein M4 soll gegen das technische Reglement verstoßen haben. Das BMW Team RBM hat gegen die Entscheidung Berufung angekündigt, sodass das Ergebnis des Sonntagsrennen bis zur Entscheidung durch das DMSB-Berufungsgericht nur vorläufigen Charakter hat. Es geht um Position 16.

Die Ausfälle: Bereits nach der ersten Runde steuerten Mike Rockenfeller und Augusto Farfus mit durch eine Kollision sichtlich beschädigten Boliden an die Box. Mit Maximilian Götz folgte auch ein Mercedes in den Reigen der frühen Ausfälle. Eine weitere Runde später gesellte sich Timo Glock dazu, der am Start von Götz berührt worden war. "Ich habe von hinten einen Schlag bekommen und war dann zu spät auf der Bremse", rechtfertigte sich Götz. Den Rennkommissaren muss Götz nach Rennende dennoch einen Besuch abstatten. In Runde 67 stellte schließlich noch Nico Müller seinen Audi ab.

Der Meisterschaftsstand: Jamie Green behauptete die Meisterschaftsführung (81 Punkte) trotz eines punktlosen Sonntags vor Mattias Ekström (70 Punkte). Mit 67 Punkten folgt Pascal Wehrlein auf Rang drei.

Die Top-Facts zum Rennen

  • Dritter Norisring-Sieg für Robert Wickens
  • Erneute Mercedes-Dominanz
  • Sechs Silberpfeile in Top-8
  • Nur Ekström und Spengler halten mit
  • Jamie Green geht leer aus