Einen Vierfach- und sogar einen Fünffachtriumpf fuhr Audi noch auf dem Lausitzring ein. Vor allem Jamie Green dominiete die gesamte DTM nach Belieben. Im Sprintrennen auf dem Norisring dann der vermeintliche Schock: Nur ein Ingolstädter schafft es in die Top-10. Im Kampf gegen die Mercedes-Phalanx an der Spitze ist der siebtplatzierte Green, der Führende in der Meisterschaft, völlig chancenlos. Noch schlimmer läuft es für Edoardo Mortara und Mattias Ekström - beide bleiben punktlos.

Von Verzweiflung fehlt dennoch fast jede Spur im Audi-Lager. Schließlich habe man kaum Anderes erwartet. "Mercedes war für mich schon in Hockenheim ganz nah dran. Da waren die P2 und P3 im Rennen. Ich sehe das noch immer sehr eng", sagt Mike Rockenfeller am Samstagabend zu Motorsport-Magazin.com, beim gemeinsamen Hotdog-Imbiss mit Mattias Ekström. Auch der Schwede gibt sich alles andere als überrascht von der schwachen Vorstellung in Nürnberg. "Wir wussten ja vorher, dass das Zusatzgewicht viel ausmacht. Das Regelement kennt ja jeder", sagt der Schwede.

Seinen Hotdog lässt er sich daher nicht vermiesen - obwohl der Ärger durchaus groß ist. "Die Wurst war lecker, das ist die Belohnung für diesen Tag. Ich habe gekämpft, aber da ging einfach nichts. Keine Punkte, nichts war los. Ich war nur langsam. Ne, das war nichts", hadert Ekström gegenüber Motorsport-Magazin.com. Ob es im Rennen am Sonntag besser läuft, sollte es tatsächlich trocken bleiben? "Ja, sicher. Wenn es furztrocken ist, dann gibt es selten Ausreden", stellt "Eki" klar.

35 Kilo mehr - "absoluter Hammer"

Mercedes war für die übergewichtigen Audis zu flink, Foto: Audi
Mercedes war für die übergewichtigen Audis zu flink, Foto: Audi

"Rocky" sieht das ganz anders: "Wenn ich meine Trockenpace ansehe, habe ich nicht viel Hoffnung. Da ist nicht viel möglich. Die letzte Kurve ist total schlecht bei mir. Da fahr ich hin, brems', fahr' in die Kurve und das Auto springt und macht und tut." 35 Kilo Gewichtsunterschied seien eben der absolute Hammer. Ein Hammer, unter dem selbst Überflieger Green zu leiden hatte. "Mit ein paar Punkten hier rauszugehen ist in Ordnung, wenn man unser Gewicht bedenkt. Das Auto ist sooo schwer. Aber ich habe meine Meisterschaftsführung ausgebaut. Das ist kein schlechtes Resultat", sagt Green auf Nachfrage.

In der Herstellerwertung büßte Audi allerdings dramatisch ein. Stolze 65 Punkte verloren die Ingolstädter gegen Mercedes - mehr als ein Drittel des vermeintlich unantastbaren Vorsprungs. "Richtig zufrieden ist natürlich etwas anderes. Immerhin haben vier Mercedes das Rennen gewonnen und viele Punkte gesammelt. Aber davon lassen wir uns jetzt nicht irritieren, auch wenn damit zu rechnen ist, dass es für uns morgen wieder relativ wenig sein wird", gesteht deshalb auch Audi-Chef Dieter Gass im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Die guten Seiten müsse man allerdings ebenfalls sehen. "Positiv ist, dass wir etwas Performance-Gewicht verlieren und Jamie Green seine Tabellenführung ausgebaut hat. Jamie hat ein top Qualifying hingelegt. Wenn man das Gewicht da rausrechnet, ist er relativ deutlich vorne. Dennoch hat er es auch mit dem Gewicht geschafft, das Auto noch in die Top-3 zu stellen. Das war mal eine starke Ansage", sagt Gass.

Durch das schlechte Qualifying war für Audi das Rennen schon vor dem Start halb verloren, Foto: DTM
Durch das schlechte Qualifying war für Audi das Rennen schon vor dem Start halb verloren, Foto: DTM

Schlechtes Qualifying erschwert Reifenpoker

Verantwortlich für das schwache Rennen seien gleich mehrere Faktoren, auch abseits des Audi-Übergewichts. "Die anderen haben es im Qualifying nicht ganz so zustande gebracht, aber teilweise war da einfach das Timing nicht so top, teilweise waren es kleine Fehler auf der entscheidenden Runde. Entsprechend standen wir dann versammelt hinten drin. Das hat uns die Ausgangssituation nicht erleichtert", beschreibt Gass.

Hinzu kam schließlich der verlorene Reifen-Poker vor dem Start. Bedingt durch die schlechte Ausgangssituation habe man allerdings kaum eine Chance gehabt, es besser zu machen. "Die Leute, die hinten standen, haben sich natürlich relativ leicht getan das Risiko zu nehmen und auf Slicks zu fahren. Da gab es nichts zu verlieren. Da konnte man es probieren. Das war absolut richtig. Und vorne mit Miguel und Jamie war es eine Last-Minute-Entscheidung. Wir haben uns erst Richtung Regenreifen orientiert, aber dann hat es ein bisschen aufgerissen und wir haben die Slicks genommen. Der Start auf dem Regenreifen wäre aber auch nicht der Heilsbringer gewesen, wie das Rennen gezeigt hat", versichert Gass.

Green wurde am Start abgedrängt und verlor Positionen, Foto: DTM
Green wurde am Start abgedrängt und verlor Positionen, Foto: DTM

Stress pur bei Jamie Green

Jamie Green stimmt auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com zu: "Mit dem Regen am Anfang war es ziemlich stressig. Ich war heute sehr spät im Auto, weil wir darüber gesprochen haben, was zu tun ist. Der Mechaniker war da total aufgeregt: 'Steig' ins Auto, steig' ins Auto!' Und der Ingenieur: "Wir müssen erst entscheiden, welcher Reifen!" Wir haben uns für Slicks entschieden, was ein bisschen riskant war. Aber es hat funktioniert. Eigentlich war es die richtige Wahl."

Allerdings hätten die Slicks ihn in den ersten Runden ein wenig anfällig gemacht. "Dann hat mich Di Resta in der ersten Kurve getroffen als er weit gegangen ist und ich habe fünf oder sechs Plätze verloren", hadert Green. "Die erste Kurve ist am Norisring bekannt dafür schwierig zu sein, schon bei trockenen Bedingungen. Dann war der Abstand natürlich ein bisschen zu groß, um noch ganz nach vorne fahren zu können", erklärt Gass abschließend.