Audi-Fahrer Jamie Green schwimmt zurzeit auf einer Erfolgswelle durch die DTM. Und das lässt der nach drei Siegen in vier Rennen Meisterschaftsführende die Konkurrenz deutlich wissen. "Ich habe Talent. Alle unserer Fahrer sind stark, aber wenn bei mir alles zusammenkommt, wenn alles perfekt für mich ist, kann ich noch einen Tick schneller fahren. Beim letzten Qualifying am Lausitzring war ich mehr als eine halbe Sekunde schneller als die anderen", sagt Green selbstbewusst in einem Sportschau-Interview über seine dominante Stellung, auch im Audi-internen Vergleich.

Noch viel weiter hinter Green zurück als seine Markenkollegen, liegt alles, dessen Motorhaube ein Stern oder Rotorblatt schmückt. Mercedes und BMW fahren in der DTM 2015 bislang gnadenlos hinterher. Als Grund dafür wurden jüngst die Reifen ausgemacht. Hankook stellte Performance-Unterschiede seiner neuen Generation gegenüber der des Vorjahres fest. Audi soll das als einziger Hersteller bemerkt und so den großen Vorteil generiert haben. Sogar ein Test am Lausitzring wurde deshalb verschoben, bis die Japaner eine Lösung gefunden hatten.

Die Reifen sorgten bei BMW und Mercedes für Sorgenfalten, Foto: BMW AG
Die Reifen sorgten bei BMW und Mercedes für Sorgenfalten, Foto: BMW AG

BMW und Mercedes sehen Performance-Unterschied

"Es sieht so aus, dass Audi mit den Reifen besser zurecht gekommen ist", bestätigt ARD-Experte Norbert Haug. "Man hat jetzt auf einen sehr kooperativen Weg geklärt, dass wieder mit der 2014er Spezifikation gefahren wird. Die nächsten Rennen werden spannend sein. Wenn wieder alles gleich ist, sollte es bei allen Herstellen auch wieder das normale Performance-Level geben. Vorher wurde ja gesagt, der Reifen macht den Unterschied. Jetzt sollte das wieder für alle gleich gut sein", erklärt Haug.

Darauf hoffen jedenfalls Mercedes und BMW. "Der Rückstand auf Jamie Green ist extrem gewachsen, was uns sehr verwundert. Teilweise ist das schon sehr, sehr seltsam", sagte Mercedes' Pascal Wehrlein nach dem Rennen auf dem Lausitzring. Jens Marquardt, Motorsportdirektor der Münchener dazu: "In den vergangenen Wochen waren wir vor allem damit beschäftigt, mit Reifenpartner Hankook eine Lösung für den Rest der Saison zu finden. Mit der von Hankook angekündigten Rückkehr zu den alten Reifenstandards sollte ab dem Norisring die Basis geschaffen sein, uns wieder auf rein sportliche Dinge konzentrieren zu können."

"Durch die geklärte Reifen-Problematik sind die Fragezeichen bei uns etwas kleiner geworden. Wir werden jetzt nicht allen anderen um die Ohren fahren, aber die Situation ist klarer", ergänzt Timo Glock.

Green und Ekström waren Iin der Lausitz unantastbar, Foto: DTM
Green und Ekström waren Iin der Lausitz unantastbar, Foto: DTM

Green: Alles Ausreden für schlechte Leistungen

Völliger Unsinn, geht es nach Jamie Green. "Ich glaube, dass dieses Thema nur eine Ausrede für schlechte Leistungen ist. Wir sind in den Wintertests mit dem Reifen aus dem Vorjahr gefahren und unsere Performance war nicht anders als mit den jetzigen Reifen", stichelt der DTM-Spitzenreiter. Der Gewichtsunterschied der Reifen mache im Verhältnis zum Gesamtgewicht des Fahrzeugs nur einen kleinen Prozentsatz aus. Das bestätigt Mattias Ekström. "Ich spüre keinen Unterschied. Da kannst du einen Blindtest machen. Da merkt man keinen", sagt der Schwede.

Warum Hankook nun dennoch zum alten Modell zurückkehre - obwohl das neue nicht einmal die Toleranzgrenzen überschritten hat? "Um alle Zweifel auszuschließen. Im Gegensatz zu uns glauben BMW und Mercedes an einen Performance-Unterschied. Für uns spielt es wie gesagt keine Rolle", sagt Green. "Wir haben einfach im Winter und an den ersten beiden Rennwochenenden gut gearbeitet. Das ganze Paket ist stark, die Teams, die Fahrer. Das ist kein Zufall, das ist das Ergebnis harter Arbeit", sagt Green.

Zudem habe Audi bereits im vergangenen Jahr ein starkes Auto gehabt, was die Pole beim ersten Rennen 2014 und die Siege in den beiden letzten Rennen beweisen würden. Man habe es einzig nicht geschafft die beste Leistung permanent abzurufen. Weil das jetzt gelingen würde, sei Audi so stark, versichert Green.

Jamie Green hat abgespeckt, Foto: Audi
Jamie Green hat abgespeckt, Foto: Audi

Norisring: Gewicht ist alles

Sollte die Konkurrenz am Norisring nun plötzlich groß auftrumpfen, wäre das noch immer kein Indiz dafür, dass es an den neuen, alten Reifen liegen muss. Hintergrund sind die massiven Performance-Zusatzgewichte im Audi des viermaligen Nürnberg-Siegers. "Mein Auto ist am Wochenende 32,5 Kilogramm schwerer als der leichteste BMW, da wird es sehr schwierig", erklärt Green.

Trotzdem bleibt zumindest ein kleiner Gewichtsvorteil für den Briten. "Ja, ich habe fünf bis sechs Kilogramm abgenimmen mit meinem Trainer in Monaco seit eineinhalb Jahren. Jetzt zeigen sich die Ergebnisse", sagt Green. "Auch das Auto passt sehr gut zu meinem persönlichen Fahrstil. Da ist es nicht so schwer für mich Pace zu finden. Hier am Norisring habe ich übrigens kein Geheimnis. Es ist eine gute Strecke für mich, weil spätes Bremsen mit entgegen kommt", ergänzt "Mr. Norisring".