Überraschung am späten Sonntagabend im Fahrerlager des Eurospeedway Lausitz: Gemeinsam mit dem DMSB und der ITR einigten sich Audi, Mercedes und BMW darauf, die für Dienstag und Mittwoch im Anschluss an das Rennwochenende geplanten Testfahrten abszusagen und auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Hintergrund ist, dass das Verhalten der derzeit eingesetzten Reifen bei vielen Teams von den bekannten Erfahrungswerten abweicht. Die ITR hat Reifenpartner Hankook um eine detaillierte Analyse und zeitnahe Klärung gebeten. Erst dann seien weitere Testfahrten sinnvoll.

Schon im Vorfeld der offiziellen Bestätigung durch die ITR hatten die Teamchefs bei ihrer Presserunde entsprechede Pläne angedeutet. "Wir kriegen es offenbar nicht hin, den Reifen so zu nutzen, wie wir ihn nutzen müssten. Wir haben eigentlich das ganze Wochenende Probleme damit gehabt. Da werden wir gemeinsam mit Hankook in die Analyse gehen müssen. Gerade heute im Qualifying hat man das gesehen: Da waren wir für DTM-Verhältnisse eine Welt weg", sagte Mercedes' Ulrich Fritz.

Marquardt möchte vor dem nächsten Test erst die Probleme analysieren, Foto: BMW AG
Marquardt möchte vor dem nächsten Test erst die Probleme analysieren, Foto: BMW AG

Alles anders als bei den Wintertests

BMW-Teamchef Jens Marquardt spielte den Ball zurück: ""Bei uns ist es ähnlich, wie es der Uli Fritz gerade beschrieben hat. Auch nach der Safety-Car-Phase heute konnte man wieder sehen, dass wir zwei, drei Runden gebraucht haben, um die Reifen zum Arbeiten zu bringen. Bei den anderen ist er sofort da. Wir schaffen es nicht, über die Gesamtdistanz das Performance-Maximum aus den Reifen zu holen. Das ist anders als das, was wir bei den ersten Wintertests analysieren konnten. Dafür müssen wir nun die Gründe untersuchen und dazu auch mit Hankook arbeiten. Auch müssen wir überlegen, ob es für uns Sinn macht, übermorgen hier zu testen ohne eine Analyse vorzunehmen."

Wehrlein, Wittman und Glock nehmen Stellung

Auch sein Fahrer Timo Glock pochte auf umfassende Untersuchungen. "Momentan gelingt es mir nicht, die neuen Reifen optimal zu nutzen. Wir müssen herausfinden, woran das liegt, und uns in diesem Bereich verbessern", forderte der ehemalige F1-Pilot. Marco Wittmann stimmte zu. "Wir müssen analysieren, wo die Probleme liegen, warum wir vielleicht teilweise unsere Reifen nicht zum Arbeiten bekommen. Wenn es so einfach wäre, dann wüssten wir ja, was es ist und wir würden schneller fahren", sagte der Vorjahresmeister.

"Der erste BMW-Fahrer und der erste Mercedes-Fahrer waren immer auf Augenhöhe, aber Audi ist einfach davongezogen mit zehn Kilo Ballast. Teilweise ist das schon sehr, sehr seltsam. Aber was soll ich sagen? Natürlich bin ich enttäuscht wegen des großen Rückstands, den wir auf Audi haben. Aber ich bin sicher, dass momentan viel im Hintergrund läuft ...", deutete auch Mercedes-Fahrer Pascal Wehrlein bereits zuvor vielsagend an.

Hankook von Reifen überzeugt

Hankook unterdessen versteht den ganzen Wirbel offenbar nicht recht. DTM-Renningenieur Thomas Baltes verteidigte die Performance seines Produkts: "Unser Rennreifen war schnell und konstant. Bei Streckentemperaturen von 30 Grad lag die Reifentemperatur beim ersten Boxenstopp im optimalen Bereich zwischen 90 und 100 Grad. Auch Mercedes-Benz konnte bis zum Schluss pushen, was man an Juncadella und Vietoris sehen konnte. Aber Audi hat zurzeit einfach eine unschlagbare Pace."