Das runderneuerte DTM-Paket startet in seine erste Saison. Das seit 2003 geltende Ein-Rennen-Format wurde wieder zugunsten zweier Läufe ausgetauscht, der Optionsreifen ist Geschichte, das DRS verfeinert. Man fällt 2015 mit der Tür ins Haus: Die DTM erhofft sich mit einem Riesenevent in Hockenheim einen neuen Push, bevor 2017 der nächste große Umbruch ansteht. Zwar sind die Fahrzeuge technisch auf demselben Stand wie beim Saisonfinale 2014, trotzdem stellen sich viele Fragen: Wer hat das bestehende Material am besten über den Winter optimiert? Und: Wie gut ist der neue Mercedes wirklich?

Alle involvierten Hersteller haben intensiv getestet und erhoffen sich vor allem, dem Produkt DTM, das mit dem derzeitigen technischen Reglement auch schon wieder in die vierte Saison geht, noch einmal frisches Leben einzuhauchen. Neue Fahrer wollen sich profilieren, die letztjährigen Rookies jetzt Flagge zeigen. Als Gejagter geht Marco Wittmann in die Saison - ein Fahrer, dem eben genau dieser Sprung gelungen ist: Rookie 2013, Meister 2014. Doch die Vergangenheit hat gezeigt: Einen Titel zu gewinnen ist sehr schwer, einen Titel zu verteidigen fast unmöglich.

Timo Scheider ist der letzte Titelverteidiger, doch seit 2010 hat er nicht mehr gewonnen, Foto: Audi
Timo Scheider ist der letzte Titelverteidiger, doch seit 2010 hat er nicht mehr gewonnen, Foto: Audi

Letztmals ist dies Timo Scheider 2009 gelungen, als noch Vorjahres und Vor-Vorjahreswagen unterwegs gewesen sind. Diese Saison stehen erstmals 24 aktuelle Fahrzeuge am Start - allesamt mit hochkarätigen Werksfahrern besetzt. Die ersten Feinde für Wittmann lauern im eigenen Lager: Augusto Farfus ließ sein Können bereits in den letzten Jahren immer wieder aufblitzen, sein Teamkollege Maxime Martin hat seine Rookie-Saison bereits mit einem Sieg abgeschlossen. Und die "alte Garde" hat mit den jungen noch ein Hühnchen zu rupfen: Martin Tomczyk und Bruno Spengler wurden zwar teamintern getrennt (Spengler ging von Schnitzer zu MTEK), wollen aber noch einmal zurückschlagen.

Doppeleinsatz für Ekström

Das gilt auch für die Audianer: Evergreen Mattias Ekström absolviert in Hockenheim gleich eine spektakuläre Doppelbelastung, schließlich tritt er ebenfalls in der RallyeX Weltmeisterschaft an, die in Hockenheim mit der DTM die Hauptprogrammpunkte stellt. Seine Meisterkollegen im Audi-Lager, Mike Rockenfeller und Timo Scheider, sind noch nicht satt, Jamie Green wird ohnehin wie jedes Jahr einen neuen Anlauf unternehmen, endlich seinen ersten DTM-Titel einzufahren. Miguel Molina zeigte im Vorjahr mit der Pole Position, was er in Hockenheim drauf hat, doch diese wurde ihm bekanntlich wieder aberkannt.

Wie gut ist der neue Mercedes? Samstag werden wir es wissen, Foto: Mercedes
Wie gut ist der neue Mercedes? Samstag werden wir es wissen, Foto: Mercedes

Im Mercedes-Lager kann nach 2014 alles nur besser werden. Und Grund zum Optimismus gibt es: Erstmals werden die Zuschauer sehen, wozu das verbesserte C-Coupe wirklich fähig ist. Mittlerweile dürften die Einsatzteams das erst im September homologierte Fahrzeug genau verstehen. ART Grand Prix ist jedoch ein neues Team und muss erst Erfahrung sammeln. Folglich bekam die neue Mannschaft gleich Routinier Gary Paffett zugewiesen. Ob er hier seine letzte Aufgabe in der DTM gefunden hat? Er selbst wird beweisen wollen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört.

Fluktuation mit der Formel 1

Doch der Generationswechsel ist bei Mercedes weit vorangeschritten: Neben dem zweiten erfahrenen Piloten, Paul di Resta, steht sechs Mal die "junge Generation" Spalier, obschon Fahrer wie Robert Wickens auch bereits ihre vierte, respektive fünfte Saison in Angriff nehmen. Die jüngsten Additionen im Mercedes-Benz-Fahrerkader: Der junge Österreicher Lucas Auer bei ART, und der schon deutlich erfahrenere Maximilian Götz, der seine bisher größte Karriere-Herausforderung in Angriff nimmt. Womöglich schon eher am Ende seiner DTM-Karriere könnte Pascal Wehrlein sein, da dieser sich immer weiter in Richtung Formel 1 orientiert. Ein Sieg wäre nicht das schlechteste Empfehlungsschreiben.

Drittes Jahr: Timo Glock sucht die nötige Konstanz, Foto: BMW
Drittes Jahr: Timo Glock sucht die nötige Konstanz, Foto: BMW

Und dann wäre natürlich der Mann, der die Formel 1 schon hinter sich gelassen hat: Timo Glock steht vor seiner dritten DTM-Saison. Dass er es drauf hat, hat er bereits unter Beweis gestellt. Doch bislang fehlte dem BMW-Piloten die Konstanz, um in der Meisterschaft vorne mitzumischen. Mit all seiner Erfahrung wird er an den Schwachstellen getüftelt haben. Auch BMW fährt mit einem Rookie auf: Tom Blomqvist tritt das Erbe erfolgreicher Formel-3-Piloten an. Fahrer wie Bruno Spengler oder Paul di Resta hat die Nachwuchsklasse zu Meistern gemacht. Der Druck ist hoch.

Es ließe sich sicherlich noch viel schreiben, doch letztlich lässt sich die Sache auf zwei Kernpunkte herunterbrechen: Jeder der 24 Fahrer will den Auftakt gewinnen, und keiner weiß, wo er steht. Genau das macht die Spannung aus, die beim DTM-Superevent in Hockenheim viele Zuschauer an die Strecke locken wird.