Herr Aufrecht, wie fällt Ihr Fazit für die DTM-Saison 2014 aus?
Hans Werner Aufrecht: Positiv. Wir hatten einen relativ schwierigen Start mit Zuschauerrückgängen bei den ersten vier Rennen der Saison 2014. Der Rückgang betrug zwischen vier und acht Prozent. Das hat uns natürlich belastet. Vor allem, weil wir Änderungen eingeführt haben. Zur Mitte dieser Saison ist uns eine deutliche Trendwende gelungen. Wir haben den Rückstand vom Saisonstart aufgeholt. Beim Finale in Hockenheim hatten wir bestes Wetter und tolle Stimmung - das war für mich eine runde Sache. Deshalb gibt es einen sehr zufriedenen Ausblick auf das nächste Jahr.

Wie sahen die Überlegungen nach diesem schwierigen Saisonstart aus?
Hans Werner Aufrecht: Man muss die Ruhe bewahren, aber auch schauen, was wir langfristig verbessern können. Deshalb fällt das Saisonfazit für mich noch viel besser aus als es von außerhalb erscheint. Einfach, weil wir wirklich wieder lernen mussten, auf unsere Zuschauer zu hören. Ganz klar: Die Fans - unsere Kunden - wollen nicht den Kampf am Pult sehen, sondern auf der Strecke. Dieses Jahr wurde sehr deutlich, dass wir so handeln müssen. Ich bin froh, dass die Hersteller und die Sportföderation mitziehen und sich das Thema groß auf die Fahne geschrieben haben.

Tolles Saisonfinale auf dem Hockenheimring, Foto: DTM
Tolles Saisonfinale auf dem Hockenheimring, Foto: DTM

2015 soll es Änderungen im Reglement geben. Wie sieht der aktuelle Prozess in dieser Hinsicht aus?
Hans Werner Aufrecht: Solche Angelegenheiten sind immer ein Prozess, bei dem eine Meinungsbildung entstehen muss. Dazu gehören die Hersteller, die Sportföderation und auch unsere Sponsoren dürfen wir nicht vergessen. Dieser Meinungsprozess ist nahezu abgeschlossen. Ich bin froh, dass wir relativ schnell zu guten Ergebnissen kommen werden. Ich glaube, dass sich der Zuschauer freuen wird auf was, was da kommt.

Wird es den Option-Reifen in der kommenden Saison noch geben?
Hans Werner Aufrecht: Das Problem - wenn man es als solches bezeichnen will - war einfach, dass der Option-Reifen zu gut war. Er führte allerdings nicht zu den Maßnahmen, die wir haben wollten. Deshalb bin ich sehr froh, dass der Option-Reifen kein Thema mehr ist.

Es wurde immer wieder der Wunsch nach zwei Rennen pro Wochenende geäußert. Wie stehen Sie dazu?
Hans Werner Aufrecht: Wir hören auf die Zuschauer und auch auf die DTM-Fahrer. Da gehört natürlich dazu, dass wir auch dieses Thema diskutieren und andenken. Leider ist es noch nicht ganz spruchreif. Ich darf aber sagen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ich muss dazu sagen, dass wir seit Jahren mit Budget-Themen konfrontiert sind - und in der Regel kosten Wünsche Geld. Jeder sagt, dass zwei Rennen super wären. Aber es muss finanzierbar sein. In diesem Prozess befinden wir uns gerade und ich hoffe, dass wir das hinbekommen.

Mattias Ekström gewann das Finale in Hockenheim, Foto: DTM
Mattias Ekström gewann das Finale in Hockenheim, Foto: DTM

Was halten Sie von der neu gegründeten Fahrergewerkschaft DTMDA?
Hans Werner Aufrecht: Wenn wir uns einmal die Geschichte der DTM anschauen: Früher in der 'alten DTM' hatten wir immer Fahrervertreter. Wahrscheinlich war das in der 'neuen DTM' nicht mehr der Fall, weil die Hersteller immer stärker wurden. Wir waren aus unserer Sicht allerdings immer für einen Fahrervertreter.

Mercedes und die Zusatz-Homologation war und ist ein großes Thema in der DTM. Wie ist Ihre Sicht dazu?
Hans Werner Aufrecht: Das ist sicherlich richtig. Es steht allerdings schon lange im Reglement, dass die Homologation nach dem dritten Rennen der Saison geöffnet werden kann. Das war bislang allerdings nie nötig gewesen, weil immer Ausgeglichenheit herrschte. Natürlich wurde jetzt darüber diskutiert, weil dieser Fall zum ersten Mal eingetreten ist. Aber für uns als Organisator ist es unheimlich wichtig, dass alle drei Hersteller auf einem Niveau fahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer Spaß hat, wenn er hinterherfährt - und auch der Zuschauer übrigens nicht auf Dauer.

Bei den Fans kam die zusätzliche Homologation allerdings nicht sehr gut an, weil das Thema schwer verständlich war.
Hans Werner Aufrecht: Ja, aber wenn wir uns den Motorsport heutzutage einmal anschauen: Es gibt die so genannte Balance of Performance, mit der man Leistungen angleichen kann. Warum werden bei uns in der DTM stattdessen Dinge eingefroren? Damit das Budget eingehalten werden kann. Das wollen wir auch beibehalten. Wir müssen dann aber die Möglichkeit haben, nachjustieren zu können.

2015 Rückkehr zu 2 Rennen am Wochenende angedacht, Foto: Audi
2015 Rückkehr zu 2 Rennen am Wochenende angedacht, Foto: Audi

Wie gingen die Hersteller mit diesem Thema um?
Die Hersteller sind fair damit umgegangen - es könnte aber genauso gut von der Sportföderation verlangt werden. Wir haben die Reglements-Fähigkeit und ich denke, dass sie hier sehr fair ausgeschöpft wurde. Ich glaube, dass der Zuschauer am Ende dankbar ist, dass es so geschehen ist. Wenn wir in der kommenden Saison wieder drei siegfähige Hersteller haben, wird der Sport dadurch nur besser.

Bei Mercedes ist es noch nicht sicher, ob sie 2015 auf acht Autos aufstocken. Wie sehen Sie das?
Hans Werner Aufrecht: Die Hersteller haben Vereinbarungen miteinander getroffen und daran muss man sich halten. Die Hersteller bestimmen, wie viele Autos sie einsetzen - und darauf muss man sich einigen. Wenn sie sich auf acht Autos geeinigt haben, dann ist das auch so. Ganz einfach. Für mich persönlich ist es wichtig, dass wir mindestens 20 Autos im Teilnehmerfeld haben.

Hans Werner Aufrecht zieht die Fäden bei der ITR, Foto: DTM
Hans Werner Aufrecht zieht die Fäden bei der ITR, Foto: DTM

Das geplante Rennen in China fiel in diesem Jahr aus. Wie sieht es für die Zukunft aus?
Ein Rennen in China sehe ich aktuell nicht, weil es nicht finanzierbar ist. Das Problem ist die Finanzierung. Es ist wichtig und richtig, dass sich die DTM international aufstellt. Wir versuchen das auf zwei verschiedenen Wegen: zum einen, dass wir in den Ländern fahren, in die die Hersteller gern gehen möchten. Zum anderen der längerfristige Weg, indem wir dafür sorgen, dass das Reglement in diesen Märkten Gültigkeit hat. In Japan ist für mich der Abschluss der Harmonisierung erreicht worden.

Ab 2017 fahren die deutschen und japanischen Hersteller mit dem gleichen Reglement. Der Weg über das Reglement ist der wesentlich kostengünstigere. Unsere Hersteller müssen nicht mehr Autos bauen, weil wir in Zukunft mit der gleichen Anzahl an Autos drei große Märkte bedienen können. Das ist unser Hauptziel. Natürlich versuchen wir in der Übergangszeit in den diesen Märkten zu fahren. Das scheitert aber leider an der Finanzierung.

Ist es wichtig für die DTM, dass mit Marco Wittmann ein junger Fahrer aus Deutschland Meister geworden ist?
Hans Werner Aufrecht: Für mich ist es ganz wichtig, dass die jungen Fahrer Erfolge feiern. Marco Wittmann hat genau das umgesetzt, was man sich eigentlich erträumt: dass ein junger Deutscher kommt und den Alt-Stars mal zeigt, wo es langgeht. Das war eine ganz tolle Leistung von Marco.