Die DTM-Saison 2014 neigt sich dem Ende. Nur noch zwei Rennen stehen auf dem Programm. Der Schlussspurt startet am Sonntag in Zandvoort. Die holländische Dünenpiste ist die ausgemachte Lieblingsstrecke von Audi. Und tatsächlich gehen gleich vier Audi-Piloten aus den Top-5 ins Rennen. Also: Wo, wenn nicht hier, soll endlich der erste Saisonsieg für die Ingolstädter gelingen?

Doch ähnlich gut standen die Vorzeichen auch vor dem vergangenen Rennen auf dem Lausitzring. Wie die Regenschlacht endete, ist bekannt: Statt Audi feierten BMW und Mercedes den Titel von Marco Wittmann und Pascals Wehrleins ersten Sieg in der DTM. Jetzt wollen W&W die Audi-Phalanx erneut durchbrechen. Ob es gelingt? Motorsport-Magazin.com macht den Favoriten-Check.

Mike Rockenfeller

Mike Rockenfeller pilotierte den schnellsten von vielen pfeilschnellen Audis, Foto: DTM
Mike Rockenfeller pilotierte den schnellsten von vielen pfeilschnellen Audis, Foto: DTM

Rocky ist zurück. Der Vorjahresmeister glänzte im Qualifying von Zandvoort. Mit einer Hammerrunde sicherte sich Rockenfeller die Pole Position und untermauerte die erwartete Vormachtstellung Audis in den Dünen. Dementsprechend gut stehen die Chancen auf den Sieg. Und genau das ist auch das Ziel: "Ich stehe morgen auf der Pole, möchte die Flucht nach vorne antreten und das Rennen gewinnen", sagt ein selbstbewusster Rockenfeller.

Dennoch fürchtet der Audi-Pilot die Stärke seines Meister-Nachfolgers: "Ich glaube, Marco ist hier superschnell. Wir versuchen natürlich, voll dagegen zu halten." Damit die Mission Sieg gelingen kann, braucht Rockenfeller auf jeden Fall einen guten Start. Zumindest die Waffen sind gleich: Wie Wittmann startet auch Rocky auf den Options.

Marco Wittmann

Marco Wittmann on fire! Der Meister überzeugte erneut, Foto: DTM
Marco Wittmann on fire! Der Meister überzeugte erneut, Foto: DTM

Nur um einen Wimpernschlag von 0,026 Sekunden musste sich Marco Wittmann dem Audi von Rockenfeller geschlagen geben. Der frisch gebackene Meister startet also direkt neben seinem Vorgänger aus der ersten Reihe und zählt damit ebenfalls zu den Top-Favoriten auf den Sieg. Für Wittmann spricht, dass er der einzige Pilot ist, der den bärenstarken Audi im Qualifying Paroli bieten konnte.

Auch, wenn es paradox klingen mag: Genau das spricht gleichzeitig gegen den Champion. Wittmann sitzt am Sonntag in der Startaufstellung mitten im Audi-Nest. Rockenfeller vor ihm, Green und Müller dahinter. Zumindest Edoardo Mortara und Matthias Ekström purzelten durch Disqualifikation oder Strafversetzung noch aus der Spitzengruppe.

Dennoch muss Wittmann höllisch aufpassen, dass er nicht zwischen den Audi aufgerieben wird. Ebenfalls gegen den Meister spricht, dass er im Vergleich zu den Audis nach wie vor das mit Abstand schwerste Auto steuert - wobei ihn das bisher auch nicht großartig gestört hat.

Jamie Green

Jamie Green profitierte von einer Strafversetzung gegen Matthias Ekström, Foto: Audi
Jamie Green profitierte von einer Strafversetzung gegen Matthias Ekström, Foto: Audi

Jamie Green hinterließ bereits im Training einen starken Eindruck. Im Qualifying stellte er den RS5 zwar nur auf Platz fünf, rutschte durch die Strafe gegen Ekström und die Disqualifikation Mortaras allerdings bis auf den dritten Platz im Grid nach vorne. Wer so viel Glück hat, sollte also auf jeden Fall weit oben auf dem Favoritenzettel stehen. Ebenfalls gute Aussichten hat Youngster Nico Müller auf P4, der das zweite Training für sich entschied.

Pascal Wehrlein

Pascal Wehrlein stellte einen neuen Streckenrekord auf, Foto: DTM
Pascal Wehrlein stellte einen neuen Streckenrekord auf, Foto: DTM

Von einem Youngster zum nächsten: Pascal Wehrlein ist sicherlich der Geheimfavorit auf den Sieg in Zandvoort. Zwar wurde den Mercedes im Vorfeld nicht der Hauch einer Chance auf ein gutes Ergebnis in den Dünen eingeräumt, doch Wehrlein strafte alle Experten Lügen.

Beflügelt von seinem Sieg auf dem Lausitzring gelang es Wehrlein sogar, mit seinem Mercedes in das finale Qualifying einzuziehen. Durch die genannten Platzverluste Ekströms und Mortaras spült es den jüngsten DTM-Sieger der Geschichte auf Platz fünf in der Startaufstellung.

Dass mit Wehrlein absolut zu rechnen ist, bewies er mit einer neuen Streckenbestzeit im zweiten Qualifying. Doch die Speed kommt nicht von ungefähr, wie Robert Wickens im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com mahnt: "Was die Leute immer gerne vergessen, ist, dass wir einen recht großen Gewichtsvorteil haben. Selbst Pascals Runde im Q2 wäre mit gleichem Gewicht nicht gut genug für die Top-5 gewesen", erinnert Wickens. Aktuell ist Wehrlein 12,5 Kilogramm leichter als Wittmann oder fünf Kilo leichter als jeder Audi.