Mit Fahrern auf den Plätzen zwei, drei, vier, sechs und zehn war Audi nach dem Qualifying in der Lausitz bestens aufgestellt. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen. Im Rennen gelang Timo Scheider zwar der Sprung aufs Podest, dahinter sah es jedoch mau aus. Nur zwei andere Audianer schafften es in die Punkteränge. "Das war sicher eines der allerenttäuschendsten Rennen, bis auf Timo", gestand Audis DTM-Leiter Dieter Gass.

"Damit müssen wir uns auseinandersetzen und uns verbessern, denn wenn wir die Herstellermeisterschaft gewinnen möchten - und das wollen wir natürlich - ist es ganz klar, dass wir daran arbeiten müssen. Dass wir samstags so dastehen, wie wir am Lausitzring gestanden sind, und sonntags auch was draus machen", betonte er.

Dass nur das letzte Quäntchen Glück, das fehlte, den Unterschied machte, wollte Gass nicht gelten lassen. "Grundsätzlich bin ich kein Freund davon, von Glück im Motorsport zu sprechen, denn der Engländer sagt so schön: 'you make your own luck'. Da ist sehr viel Wahrheit dran", meinte er. "Wir können uns nicht auf Pech zurückziehen, wenn die Ergebnisse nicht da sind, die wir erreichen wollen und erreichen können müssen. Da macht man es sich etwas zu einfach."

Vielmehr müsse sich Audi generell verbessern und Umstände vermeiden, die dazu führen, dass nicht die Rennergebnisse eingefahren werden können, die die Ingolstädter nach dem Qualifying letztlich verdienen würden.

Bei Scheider schien das in der Lausitz schon gut zu klappen. Dennoch wollte er nicht unterschreiben, dass der Knoten jetzt geplatzt ist. "Das ist immer so eine schwierige Aussage. Ich kann versprechen, dass in den letzten Jahren immer hart daran gearbeitet wurde, das bestmögliche Ergebnis an so einem Wochenende zu erzielen", sagte er. Von Glück wollte auch er nur bedingt sprechen, denn es gebe im Motorsport unglaublich viele Faktoren, die einem gegen den Strich laufen können, und Situationen, die nicht so laufen, wie sie geplant waren.

"Das spiegelt auch so ein bisschen unser Jahr wider. Bei Audi haben wir wirklich starke Rennen gehabt, wir haben mehrfach das Auto gehabt zum Rennen gewinnen. Am Ende des Tages hat es aber in verschiedenen Situationen nicht funktioniert. Da möchte ich auch nicht pauschal sagen, dass das eine oder andere Pech war, sondern da hat vielleicht auch mal das Glück gefehlt, um Situationen wie ein Safety Car nicht zu haben. Solche Sachen hast du nicht im Griff. In meinen Augen ist das schon ein Stück weit Glück, aber da kann man gerne ein bisschen drüber streiten", erläuterte er, woraufhin Gass einwarf, er habe nicht gesagt, dass man kein Glück braucht, sondern dass man sich bei Audi nicht auf Pech herausreden wolle.

Was Scheider bislang in Zandvoort so alles widerfuhr, wirkt dann allerdings doch wie die berühmt-berüchtigte Pechsträhne. Vier Mal stand er auf dem Dünenkurs auf der Pole, doch kein einziges Mal konnte er die perfekte Ausgangslage in einen Sieg ummünzen. "Es ist relativ schnell klar, was die Rechnung ist, die ich offen habe, die ist ganz klar der Sieg in Zandvoort", sagte er. "a) liebe ich die Strecke, b) ist aufgrund der Vorgeschichte und der verschiedenen Vorkommnisse, die wir da hatten, einfach kein Haken am Ende dran. Das ärgert mich."

Umso größer sei sein Jubelschrei gewesen, als er erfuhr, dass 2014 nach der Absage des Rennens in China Zandvoort doch noch einmal im Kalender steht, denn dadurch erhalte er nochmal die Chance, die Rechnung zu begleichen. "Im aktuellen Jahr gesehen wird es uns bei Audi nicht besser gefallen können als jetzt nach Zandvoort zu kommen und vielleicht da endlich den ersten Sieg in diesem Jahr einzufahren, und nach Möglichkeit meinen persönlichen Erfolg abzuhaken. Das würde mir sehr gut tun und Audi natürlich auch." Die erste Aufgabe sei, im Qualifying wieder konkurrenzfähig dazustehen. "Und dann diesen ersehnten Sieg hoffentlich irgendwie greifen zu können, das wäre mein Traum auf jeden Fall."