Marco Wittmann hat es geschafft! Der BMW-Pilot kürte sich am Lausitzring zum jüngsten Meister in der Geschichte der DTM. Damit löst der Franke Vorjahres-Champion Mike Rockenfeller ab. Wittmanns Weg zum Titel war schon fast ein Spaziergang, so stark legte der Franke gleich zu Saisonbeginn los. Motorsport-Magazin.com zeichnet seinen Weg zum großen Triumph nach.

Hockenheim I

Nach einer dominanten Vorstellung fuhr Marco Wittmann in Hockenheim mit 13 Sekunden Vorsprung durch das Ziel. Dank des ersten Siegs führt er die DTM zum ersten Mal in seiner noch jungen Karriere an. Und der BMW-Pilot sorgte ganz nebenbei noch für eine weitere Premiere: Nachdem er sein bisheriges Team MTEK im Winter verließ, war es auch für seine neue Truppe RMG der erste Sieg in der DTM.

"Gleich das erste Rennen mit dem neuen BMW M4 haben wir gewonnen, es war der 60. Triumph für BMW und der erste für mein Team. Mehr konnte ich mir für den DTM-Saisonstart einfach nicht wünschen", so ein glücklicher Wittmann nach dem historischen Erfolg beim Saisonauftakt.

Foto: DTM
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Oschersleben

Es fing auch in Oschersleben stark an: Wittmann schnappte sich die Pole Position nachdem Miguel Molina disqualifiziert worden war. Am Sonntag ging allerdings einiges schief und Wittmann erhielt einen Dämpfer bei seinen Titelambitionen. Nach dem Start setzte sich Wittmann bei Mischbedingungen drei Sekunden von seinen Verfolgern ab. Nach dem Wechsel auf Regenreifen ging es für Wittmann nach hinten: Beim ersten Neustart verbremste er sich beim Angriff auf Gary Paffett und verlor mehrere Positionen. Während der dritten Safety-Car-Phase wurde Wittmann plötzlich langsamer und musste sogar die Boxengasse ansteuern.

"Es gab ein technisches Problem am Auto, ich konnte nicht mehr schalten und hing im ersten Gang fest", so Wittmann über den großen Zeitverlust. An der Box konnte man das Problem beheben, doch mit einem Rückstand von über einer Sekunde war das Rennen für den Auftakt-Sieger gelaufen. "Schade, denn es war ein gutes Wochenende für uns und das Auto war schnell. Wir sind unglücklich ohne Punkte geblieben."

Foto: DTM
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Ungarn

Wittmann macht da weiter, wo er aufgehört hatte: Glanzleistungen im Qualifying. Bei der Ungarn-Premiere sicherte er sich seine erste 'echte' Pole Position seit Zandvoort 2013. Im Rennen dominierte Wittmann nach Belieben und sicherte sich einen Start/Ziel-Sieg - sein zweiter in der noch jungen Saison. Damit avancierte der Franke schon früh zum Titelanwärter. Typisch Marco: Davon wollte er so früh noch überhaupt nichts hören.

Wittmann nach dem Erfolg auf dem Hungaroring zurückhaltend: "Ich bin eher derjenige, der leise Töne anschlägt. Ich gehe von Rennen zu Rennen, will immer mein Bestes geben und mit dem Team das beste Setup herausfinden. Es ist unglaublich, zwei von drei Rennen zu gewinnen, aber ich denke noch lange nicht an die Meisterschaft." Im Hinterkopf wird er sie zumindest gehabt haben...

Foto: BMW AG
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Norisring

Heimrennen für Wittmann! Doch für BMW lief es beim Stadtrennen in Nürnberg alles andere als rosig. Vor allem Mercedes lief den Münchnern den Rang ab. Bei BMW stach aber wieder einmal einer hervor: Marco Wittmann. Als Achter war er bester M4-Pilot im Qualifying. Im Rennen selbst arbeitete sich der Lokalmatador immerhin auf die sechste Position vor und betrieb damit Schadensbegrenzung. Klung hielt er sich bei schwierigen Witterungsbedingungen aus dem Chaos heraus.

"An diesem Wochenende waren wir einfach nicht konkurrenzfähig genug, um ganz vorne mitmischen zu können", sagte Wittmann anschließend. "Im Nassen hat es uns etwas an Speed gefehlt, die Balance war nicht optimal. Bei einigen Attacken der Konkurrenz war es sinnvoller, die Tür offenzulassen statt umgedreht zu werden."

Foto: Simninja
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Moskau

Nach dem Qualifying in Russland merkte man Wittmann an, wie seine Ansprüche inzwischen gewachsen waren. Nach einem schwierigen Qualifying landete er nur auf dem siebten Platz. Besonders ärgerlich, weil RMG-Teamkollege Maxime Martin mit der Pole Position zeigte, was drin gewesen wäre. Doch Wittmann steckte nicht auf und kämpfte sich im Russland-Rennen auf den vierten Platz nach vorne. Wieder einmal zeigte er eine kluge Performance und überstand das Rennen ohne Kratzer an seinem M4-Boliden. Überhaupt war BMW in Moskau extrem stark, Martin und Bruno Spengler sorgten für einen Doppelsieg.

"In der Anfangsphase stand ich ganz schön unter Beschuss", erinnerte sich Wittmann an die turbulenten ersten Runden. "Deshalb ging es für mich darum, sauber und ohne Fehler durchzukommen. Das hat funktioniert. Platz vier ist ein super Resultat. Unser Team hat klasse gearbeitet. Wir können sehr glücklich sein."

Foto: BMW AG
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Red Bull Ring

Rückkehr an die Stätte des ersten Erfolges. 2013 war Wittmann in Spielberg zum ersten Mal in der DTM auf das Podium gefahren. In seiner Meister-Saison setzte er sogar noch einen drauf und sicherte sich den Sieg - und einen Vierfach-Erfolg für BMW. Wittmann startete im Rennen von der dritten Position, fiel aber früh bis auf P7 zurück. Dank einiger Strafen seiner Vordermänner und ein wenig Geleitschutz durch seine Markenkollegen, stand dem dritten Saisonsieg nichts mehr im Wege.

Nach dem Spielberg-Sieg baute Wittmann seine Führung in der Meisterschaft auf 39 Punkte Vorsprung zu Rivale Mattias Ekström auf - ein kaum noch einzuholender Abstand. Ob Wittmann denn jetzt mal etwas mehr auf die Meisterschafts-Tabelle schaue? "Ich denke von Rennen zu Rennen, so möchte ich auch in Zukunft fortfahren", wiegelte er weiter ab. "Es sieht in der Gesamtwertung gut aus, aber es sind noch vier Rennen zu fahren. Schauen wir, wie es nach dem letzten Rennen aussieht." So lange musste er allerdings gar nicht warten.

Foto: BMW AG
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Nürburgring

Nächstes Rennen, nächster Sieg. Unglaublich, dieser Wittmann. Er siegt auch in der Eifel und baut seinen Meisterschaftsvorsprung auf 64 Punkte aus. "Mittlerweile kann ich mich um diese Frage wohl nicht mehr rumschlagen. Es schaut gut aus, wenn wir so weiter machen und konstant bleiben", konnte sich Wittmann den Titel-Fragen nun nicht mehr verwehren.

Zuvor hatte er sich in der Eifel seine dritte Saison-Pole gesichert und am Ende einen souveränen Start/Ziel-Sieg vor Mike Rockenfeller gefeiert. Der alte Meister kam in den Schlussrunden zwar noch einmal bedrohlich nahe an Wittmann, doch Rockys Titelerbe hatte wieder einmal alles im Griff.

Foto: BMW AG
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Lausitzring

Wenn zwei Rennen vor Schluss ein sechster Platz zum vorzeitigen Titelgewinn reicht, deutet das auf eine äußerst dominante Saison hin. Vorhang auf für Marco Wittmann, der in der Lausitz nichts anbrennen ließ und die Meisterschaft einsackte. Wittmann lieferte auf dem Lausitzring eine coole Show ab und ließ sich nie aus der Ruhe bringen. Von Startplatz sieben ließ er sich auf regennasser Strecke nicht in Zweikämpfe verwickeln und fuhr sein Rennen locker nach Hause. Dass Mattias Ekström ausfiel, kam ihm sicherlich entgegen, machte aber keinen allzu großen Unterschied.

Das Rennen selbst? Völlig egal im Moment des großen Erfolges. "Gerade erinnere ich mich an gar nichts. Es ist einfach geil", jubelte Wittmann über den großen Triumph. Im Fahrerlager bekannt für seine Coolness und Abgeklärtheit, konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten, als er seinen Eltern in die Arme fiel. Marco: "Wenn man dann seine Eltern umarmt, die mit mir, seit ich 16 bin, mit Kartsport und allem alles durchgezogen haben, und jetzt hier als DTM-Champion steht, dann ist das sehr emotional."

Foto: BMW AG
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