Como éstas, liebe Motorsport-Magazin.com-Leser!

Heute möchte ich euch eine ganz besondere Geschichte aus meinem Leben erzählen - die Geburt meiner Tochter Victoria. Natürlich lief auch hier wieder nicht alles so, wie man es normalerweise kennt. Aber so ist es eben bei mir, da ist nichts normal. Das kennt ihr inzwischen ja schon aus meinen früheren Kolumnen...

Eigentlich hatten wir diesmal alles bestens vorbereitet. Victoria sollte am Montag direkt nach den 24 Stunden von Le Mans 2011 auf die Welt kommen. Es war eine geplante Geburt und meine Ehefrau Liri war in Brasilien, um nahe bei der Familie zu sein. Ich wollte direkt nach dem Rennen am Sonntag zum Flughafen und sollte dann pünktlich zur Geburt am Montagnachmittag in Brasilien sein.

Augustos Ehefrau Liri mit Töchterchen Victoria, Foto: Augusto Farfus
Augustos Ehefrau Liri mit Töchterchen Victoria, Foto: Augusto Farfus

Beep Beep Beep...

So lautete zumindest der Plan. Ich saß am Sonntag also im Auto auf dem Weg nach Charles de Gaulles, telefonierte mit Liri und fragte, ob alles in Ordnung sei. Dann plötzlich: Beep Beep Beep. Liri hatte einfach so aufgelegt! Das macht sie sonst nie. Erst nach einer Stunde rief sie wieder an und erzählte mir unter Tränen, dass ihr Fruchtblase geplatzt war! Ich war total geschockt und musste erst mal anhalten - das war früher als geplant und Liri war ganz allein zuhause.

Wir organisierten also alles via Telefon, um Liri ins Krankenhaus zu bekommen. Ich sprach auch mit dem Doktor und sagte, dass ich in 15 Stunden im Krankenhaus bin. Der Arzt - ein sehr netter Mann - sagte mir allerdings, dass sie nicht so lange mit der Geburt warten können. Das war in diesem Moment die größte Enttäuschung meines Lebens, weil ich natürlich unbedingt dabei sein wollte.

Augustos ganzer Stolz: Tochter Victoria, Foto: Augusto Farfus
Augustos ganzer Stolz: Tochter Victoria, Foto: Augusto Farfus

Ein kurzer Anruf

Aber der Arzt machte für mich eine ganz große Ausnahme: Er erlaubte Liris Mutter, die inzwischen auch im Krankenhaus eingetroffen war, mich aus dem Kreißsaal heraus anzurufen und mir zu sagen, ob die Geburt gut verlaufen sei. Normalerweise ist es strengstens verboten, dort ein Handy zu benutzen. "Es darf nur ein sehr kurzer Anruf sein", warnte der Doktor.

Ich stand also gerade in der Warteschlange zum Boarding, als mein Telefon klingelte. Es war Liris Mutter, die ihr Handy auf Lautsprecher gestellt hatte. "Augusto, Augusto", hörte ich da am anderen Ende der Leitung, und im Hintergrund den Arzt: "Herzlichen Glückwunsch, Sie sind Vater! Es ist eine Prinzessin!" Dann nur: Beep Beep Beep... aufgelegt.

Die kleine Victoria - ganz der Papa, Foto: Augusto Farfus
Die kleine Victoria - ganz der Papa, Foto: Augusto Farfus

Vor Glück geweint

Ich musste vor Glück weinen und die anderen Wartenden in der Schlange dachten, es sei jemand gestorben. Als ich im Flieger Platz genommen hatte, klingelte wieder das Telefon. Meine Mom hatte mir ein Foto meiner gerade auf die Welt gekommenen Tochter geschickt. Aber: Das Bild war nicht nur total verwackelt, sondern auch noch vom Handy-Display von Liris Mutter abfotografiert. Ich konnte kaum etwas erkennen! Dann musste ich das Telefon leider ausmachen, weil wir losflogen. Ich kann euch sagen, das war der längste Flug meines Lebens...

Mein Vater holte mich in Sao Paulo am Flughafen ab und begrüßte mich mit den Worten: "Augusto, deine Tochter ist so wunderschön!" Ich - noch das verwackelte Handybild im Kopf - sagte: "Bist du dir da sicher?!" Als wir dann im Krankenhaus in Curitiba angekommen waren und ich Victoria zum ersten Mal sah, wusste ich es dann: Sie war wirklich wunderschön und ich einfach nur happy, dass es alle wohlauf waren.

Wenige Tage später verließen Liri, Victoria und ich das Krankenhaus und fuhren heim. Liri kann sich nicht mehr an die Fahrt erinnern - ich werde sie aber nie vergessen. Ich stand total unter Druck, das war Wahnsinn! Schließlich hatte ich meine Tochter im Auto und riesige Angst, dass wir während der Fahrt einen Unfall oder Ähnliches haben könnten. Ich bin also gefühlt mit 20 km/h nach Hause gefahren. So etwas erlebt man nicht oft bei einem Rennfahrer...