Ist Wittmann schon neuer Champion?

Mit vier Siegen in sieben Rennen und nur einer Nullrunde hat Marco Wittmann einen mittlerweile riesigen Vorsprung herausgefahren. 64 Punkte liegt er vor Edoardo Mortara und Mattias Ekström. Zur Meisterschaft reicht das aber noch nicht ganz, wie BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt vorrechnet: "Es sind noch drei Rennen und 75 Punkte. Soweit ich weiß, hat Marco keine 75 Punkte Vorsprung."

Wittmann selbst nimmt daher noch einen gebührenden Abstand rund um das Thema Meisterschaft. "Es ist noch nichts gewonnen. Wir müssen die nächsten Rennen fahren und schauen, wie es läuft", berichtet der Rennsieger. Schwer hat er es in den verbleibenden drei Rennen aber wirklich nicht: Selbst wenn Edoardo Mortara oder Mattias Ekström die letzten drei Rennen gewinnt, benötigt der BMW-Pilot nur noch 11 Punkte. Bisher hat er pro Rennen durchschnittlich 17 Zähler gesammelt.

Wieso war es am Ende so knapp?

Mike Rockenfeller holte in der Schlussphase auf, Foto: DTM
Mike Rockenfeller holte in der Schlussphase auf, Foto: DTM

War der Sieg von Wittmann am Ende in Gefahr? Nachdem er seinen Vorsprung auf zwischenzeitlich vier Sekunden ausbaute, betrug der Abstand zu Mike Rockenfeller im Ziel nur eine gute Sekunde. "Ich war schon glücklich, dass das Rennen vorbei war und nicht länger dauerte", berichtete der BMW-Pilot. "Ich habe einfach versucht keine Zeit durch Fehler zu verlieren. Einfach war das nicht, ich musste die Konzentration aufrecht halten, um vorne zu bleiben."

Rockenfeller witterte tatsächlich eine Chance, für ihn war das Rennen zu kurz. "Ich hatte am Ende eine gute Pace und bin herangekommen, aber leider war das Rennen dann schon vorbei", bedauerte Rockenfeller. "Noch fünf Runden mehr und es wäre sehr spannend geworden." Audis DTM-Leiter Dieter Gass konnte sich hingegen nicht so recht vorstellen, dass Wittmann ernsthaft abzufangen gewesen wäre: "Ich würde sagen, es war kontrolliert und wenn es noch drei Runden mehr gegeben hätte, hätte es sich am Ergebnis auch nichts geändert."

Warum bekamen Farfus und Green eine Verwarnung?

Die 49 Runden auf dem Nürburgring wurden zwischendurch immer wieder mit engen Rad-an-Rad-Duellen garniert, bei denen kräftig Lack ausgetauscht wurde. Zu den Hauptdarstellern zählten auch Jamie Green und Augusto Farfus. Nachdem Farfus Green mit einer harten Attacke überholte, versuchte letzterer kurze Zeit später einen Konter, drehte Farfus um und schob ihn quer über die Strecke. Die Rennleitung sah sich den Vorfall nach dem Rennen an und sprach für beide Piloten eine Verwarnung aus.

"Er hat mich fast 200 Meter geschoben, ich war nur noch Passagier", berichtete Farfus sehr emotional. "Ich habe seinen Motor gehört, er hat weiter Gas gegeben." Bei der Auswertung der Daten stellte sich heraus, dass der Audi-Pilot vom Gas ging. Ohnehin hatte Green eine gänzlich andere Meinung: "Er hat mich voll über die weiße Linie gedrückt, weil er wohl dachte, dass ich vom Gas gehe. Das Resultat war, dass er sich vor mich gedreht hat, was logisch ist, wenn man nach links lenkt."

Wieso kam Wickens ungeschoren davon?

Timo Scheider verabschiedete sich mit einem großen Knall, Foto: DTM
Timo Scheider verabschiedete sich mit einem großen Knall, Foto: DTM

Gleich drei Fahrzeuge waren in eine andere Kollision verwickelt, die sich in der Anfangsphase des Rennens abspielte. Robert Wickens knallte beim Anbremsen der ersten Kurve in das Heck von Timo Scheider, der daraufhin die Kontrolle verlor und in den völlig unbeteiligten Nico Müller rutschte. Für beide Audi-Piloten war das Rennen gelaufen, Wickens fuhr in die Punkte.

Eine Strafe für das Manöver bekam Wickens nicht, was für ihn die völlig richtige Entscheidung war. "Es war nicht meine Absicht, allerdings kann ich auch nicht damit rechnen, dass er beim Bremsen vor mich fährt. Die Stewards haben es ja auch so gesehen wie ich, denn die Untersuchungen wurden eingestellt", so der Kanadier. Für Timo Scheider war die Entscheidung der Rennkommissare dagegen nicht nachzuvollziehen. "Beim besten Willen kann ich das nicht verstehen. Da muss man sich Gedanken machen, ob wir da oben wirklich die richtigen Leute haben", schimpfte Scheider. "Das war so eine dumme Aktion. Anstatt versetzt zu fahren, fährt er hinter mir her und kachelt mir hinten rein. Was für eine saudumme Aktion!"

Was war bei Paffett und Glock los?

So alleine war Glock selten unterwegs, Foto: BMW AG
So alleine war Glock selten unterwegs, Foto: BMW AG

Ab der ersten Runde lieferten sich die beiden Rennsport-Routiniers Timo Glock und Gary Paffett ein Privatduell, das quasi bis zum Ziel andauerte. Zunächst war es Paffett, der sich an Glock vorbei quetschte, nur eine Kurve später startete Glock einen Konter und drehte Paffett beinahe von der Strecke. "Ich habe in Kurve sechs reimgehalten und das gleiche mit ihm gemacht", verteidigte Glock seine Attacke. Die Rennleitung fand das Einsteigen von Glock zu hart, der BMW-Pilot musste seinen Kontrahenten aus dem Mercedes-Lager passieren lassen.

Während Glock die Strafe nicht verstand, nachdem er ja in Budapest von Mortara mehrfach auf die Hörner genommen wurde, empfang Paffett sie als nicht ausreichend. "Schließlich war mein Auto danach beschädigt und mein Rennen damit erschwert", so der Brite. Immerhin entschied er das Privatduell für sich - mit nur 1,5 Sekunden Vorsprung auf Glock nach 49 Runden.

Wie schafften es fünf Mercedes in die Punkte?

Auf dem Nürburgring konnte Mercedes seinen Gewichtsvorteil gut ausnutzen. Abgesehen von Wittmann und Rockenfeller, die an der Spitze davon fuhren, konnte Mercedes mit der Konkurrenz mithalten. Am Ende kamen Paul Di Resta und Daniel Juncadella nur knapp hinter dem drittplatzierten Mortara ins Ziel, obwohl sie nur von den Startpositionen sieben und acht in das Rennen gingen. "Klar, wir haben einen Schritt nach vorn gemacht", bestätigte Wolfgang Schattling. Für Juncadella waren es sogar die ersten Punkte in der DTM überhaupt.

Überzeugen konnten neben den beiden schnellsten Mercedes-Piloten auch Christian Vietoris, Robert Wickens und Pascal Wehrlein, die ebenfalls in die Punkte fuhren und für eine geschlossene Teamleistung sorgten. "Aus Teamsicht war es heute ein gutes Rennen für uns und das auf einer Strecke, von der wir dachten, dass sie unserem Auto nicht so gut liegen würde. Wir scheinen also auf dem richtigen Weg zu sein", meinte Di Resta. Sicherlich nicht unwichtig war die Tatsache, dass Audi während des Rennens gleich mehrere Fahrzeuge verlor, die sonst gute Chancen gehabt hätte, vor den Stuttgarter Boliden ins Ziel zu kommen.

Warum bleiben die Hersteller noch einen Tag am Ring?

Die DTM bekam Besuch von RTL, Foto: Mercedes-Benz
Die DTM bekam Besuch von RTL, Foto: Mercedes-Benz

Normalerweise verladen die drei Hersteller ihre Boliden schon wenige Stunden nach dem Rennende in die Trucks. An diesem Wochenende ist das anders, denn mit drei Renntaxis werden am Montag noch Filmaufnahmen für die RTL-Actionserie "Alarm für Cobra 11" gedreht. Bereits am Samstag wurde im Fahrerlager einige Szenen gedreht, die in einer Folge kurz vor dem Auftaktrennen 2015 ausgestrahlt werden sollen. Passend der Name: "Das letzte Rennen". TV-Sternchen Fernanda Brandao soll ebenfalls in der Folge mitwirken. Im Fahrerlager heißt es, dass auch Ralf Schumacher in einer Gastrolle zu sehen ist. Dieses Gerücht ist allerdings nicht bestätigt.