Normalerweise sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben. Doch wenn Marco Wittmann am Sonntag so weiter macht wie im heutigen Qualifying, wird ihn kaum jemand stoppen können. Sollte der BMW-Fahrer im siebten Saisonrennen seinen vierten Saisonsieg holen, wäre das wohl gleichbedeutend mit einer Vorentscheidung in der Meisterschaft. Auf der anderen Seite hat der Nürburgring seine eigenen Gesetze, die schon oft für eine Überraschung gesorgt haben.

Marco Wittmann

Gelingt Wittmann die Flucht nach vorne?, Foto: DTM
Gelingt Wittmann die Flucht nach vorne?, Foto: DTM

Eigentlich ist die Aufgabe von Marco Wittmann für das Rennen auf dem Nürburgring ganz einfach: Die Flucht nach vorne suchen, in den ersten Runden mindestens zwei Sekunden Vorsprung auf die Audi herausfahren und dann einen perfekten Boxenstopp hinlegen. Sollte der Tabellenführer die Leistung aus dem Zeittraining, insbesondere aus dem zweiten Qualifying-Abschnitt, wiederholen können, wird er im Rennen nicht zu schlagen sein. Nicht umsonst sagte DTM-Routinier Mattias Ekström: "Die Leistung von Marco war meisterhaft, da gibt es gar keine Diskussion." Und Wittmann? Der bleibt ganz locker: "Die Punkte gibt es erst morgen, das ist eine andere Sache. Die Audi hinter mir werden mir das Leben nicht einfacher machen. Ich will einen guten Start hinlegen und muss mich dann absetzen."

Edoardo Mortara

Mortara findet zurück zu alter Stärke, Foto: DTM
Mortara findet zurück zu alter Stärke, Foto: DTM

Zum ersten Mal seit fast zwei Jahren ist Edoardo Mortara der erste Verfolger. In Valencia 2012 stand der Audi-Pilot zum letzten Mal in der ersten Startreihe. Für das Rennen auf dem Nürburgring hat er aus der Chefetage bereits einen klar definierten Auftrag bekommen: So schnell wie möglich an Wittmann vorbei gehen. "Wir haben etwas an der Abstimmung geändert und heute das komplette Potenzial ausgeschöpft. Es war ein tolles Qualifying und ich bin sehr optimistisch für das Rennen", blickt Mortara in Richtung Rennen. Ein gutes Rennergebnis könnte Mortara zum ersten Verfolger von Wittmann machen, das dürfte ihn zusätzlich motivieren - vor allem nach der verkorksten Saison 2013.

Mike Rockenfeller

Rockenfeller kann ohne Druck fahren, Foto: DTM
Rockenfeller kann ohne Druck fahren, Foto: DTM

Anders als in der vergangenen Saison, als er in der ersten Kurve einer Kollision ausweichen musste und dem Feld im Kampf um die Meisterschaft hinterher eilen musste, kann Mike Rockenfeller das diesjährige Rennen auf dem Nürburgring ganz ohne Druck in Angriff nehmen - und genau das könnte seine große Chance sein. Obwohl - den Druck macht er sich schon fast selbst: "Heute hatten wir eine echt starke Performance, Audi ist wieder zurück im Qualifying. Jetzt müssen wir morgen einfach morgen Sieg holen!" Rockenfeller ist es übrigens, der vor über einem Jahr den letzten Sieg für Audi holte.

Timo Scheider

Scheider startet auf Standard-Reifen, Foto: DTM
Scheider startet auf Standard-Reifen, Foto: DTM

Auf Startplatz fünf steht Timo Scheider zwar eine Position hinter dem drittbesten Audi mit Jamie Green am Steuer, für das Rennen am Sonntag dürfte der zweifache DTM-Champion aber dennoch sehr gute Karten haben. Als einziger Fahrer in der Spitzengruppe startet Scheider auf den härteren Standard-Reifen und wird im zweiten Teil des Rennens mit den weicheren Pneus attackieren. Für diesen Schachzug hat sich Audi hinter den Kulissen ganz bewusste entschieden, denn immerhin geht man mit gleich fünf Autos auf die Verfolgung von Marco Wittmann. Da kann es sicher nicht schaden, wenn man zumindest bei einem Auto einfach mal etwas anderes versucht. Ein Luxus-Problem, das am Ende über Sieg und Niederlage entscheiden kann.

Mattias Ekström

Gelingt Ekström die große Überraschung?, Foto: DTM
Gelingt Ekström die große Überraschung?, Foto: DTM

Ein Favorit auf Startplatz 22? Ja, denn Mattias Ekström ist alles zuzutrauen. Der Schwede hat in der laufenden Saison schon reihenweise Positionen gutmachen können und hat am Sonntag vor allem dann eine Chance, wenn das Rennen keinen normalen Verlauf nimmt. Eine schlechte Einstellung kann man Ekström jedenfalls nicht vorwerfen: "Ich habe gelernt, dass man nie aufgeben darf, bevor es vorbei ist. Es gibt immer eine Chance. Nicht immer ist die verdient, aber man kann ja auch einfach mal Glück haben. Dieses Jahr hatten wir das nicht, aber vielleicht bekommen wir ja irgendwann ein Geschenk."