Es ist schon ein wenig verrückt. Mattias Ekström belegt den zweiten Platz in der Gesamtwertung und hat mit 20 Punkten Rückstand gute Chancen auf den Gewinn seiner dritten Meisterschaft in der DTM. Doch im Qualifying läuft es zumeist katastrophal für den Audi-Piloten. An diesem Wochenende in Spielberg kam er wieder einmal nicht über den 15. Startplatz hinaus. Viel zu wenig für einen Titelspiranten. Während nicht wenige Piloten das Rennen am Sonntag nach einem solchen Ergebnis schon abhaken würden, ist Ekström diese Situation gewohnt.

In den vergangenen fünf Qualifyings schaffte es der Schwede nicht in die Top-10 der Startaufstellung, jedes Mal musste er sich durchs Feld kämpfen. Mit Erfolg: Ekström ist der einzige Fahrer, der es dieses Jahr schon drei Mal auf das Podium schaffte. In den bisherigen fünf Rennen kommt Ekström auf beeindruckende 22 Positionsgewinne! "Die normale Faustregel gilt ja immer: Mindestens zehn Plätze nach vorn", hatte Ekström auch auf dem Red Bull Ring gut lachen. "Alles andere macht ja keinen Sinn."

Foto: Audi
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Augenmerk auf Punkte

Sein Chef dürfte das etwas anders sehen. Dieter Gass ist sich zwar Ekströms enormer Rennstärke bewusst, würde seine Audi-Speerspitze aber auch am Samstag gern einmal wieder etwas weiter vorn sehen. "Seine Zielsetzung war sicher eine andere", so Audis Rennleiter. "Wir wollten uns ein bisschen mehr auf die Qualifying-Performance konzentrieren, aber das definitiv nicht geklappt bei ihm. Mattias leidet generell darunter, dass Audi im Qualifying nicht so stark ist wie im Rennen. Dann kommt bei ihm vielleicht noch ein bisschen dazu, dass er sein Augenmerkt darauf lenkt, wo die Punkte verteilt werden."

Solange alles gut geht und Ekström mehr oder weniger unbeschadet durch die Rennen kommt, hält sich die Panik in Grenzen. Zu diesem Zeitpunkt der Saison wäre ein Ausfall allerdings fatal - und die Titelchancen in weiter Ferne angesichts der Konstanz von Marco Wittmann. Das wusste auch Gass: "Wir müssen sehen, dass wir ihn auch im Qualifying ein bisschen weiter nach vorn bringen, um Rennen zu gewinnen. Nur gute Ergebnisse einzufahren, wird wahrscheinlich nicht reichen."

Rennen Qualifying Rennergebnis Positionsgewinne
Hockenheim I 5 2 +3
Oschersleben 11 13 -2
Ungarn 11 9 +2
Norisring 12 3 +9
Moskau 11 3 +8
Spielberg 15 ? ?

Kuriose Statistik

Für Ekströms letzte Pole Position muss man schon fast in den Geschichtsbüchern blättern. 2012, beim Saisonauftakt in Hockenheim, stand der DTM-Veteran zuletzt auf dem ersten Startplatz. Das Verrückte an Ekströms Qualifying-Geschichte dieses Jahr: Er ist der zweiterfolgreichste Pole-Fahrer in der Geschichte der DTM! In 137 Qualifyings sicherte sich der 36-Jährige 20 Poles - nur Bernd Schneider hat mit 29 Pole Positions noch mehr auf dem Konto.

Ekström tut sich mit der neuen Generation der DTM-Autos nicht leicht an den Samstagen. Früher, erklärte er, sei das noch anders gewesen, als die Boliden wesentlich weniger Abtrieb hatten. "Früher musstest du aufpassen mit dem Gas, sonst hast du dir die Hinterräder kaputt gemacht", so Ekström in einem Anflug von Nostalgie. "Du musstest sie behandeln wie eine richtige lebendige Frau. Du durftest im Qualifying nicht zu viel Sturz fahren, sonst waren die Reifen platt."

Die ewige Pole-Liste der DTM

Platz Fahrer Poles gesamt DTM-Rennen
1 Bernd Schneider 29 235
2 Mattias Ekström 20 137
3 Klaus Ludwig 17 220
4 Kurt Thiim 16 211
4 Bruno Spengler 16 98
6 Timo Scheider 11 141
7 Harald Grohs 10 79
8 Tom Kristensen 10 60
8 Nicola Larini 9 91
8 Gary Paffett 9 106

Alte Hunde lernen nicht so leicht

Im Qualifying fahren Jungspunde wie Robert Wickens und Marco Wittmann dem alternden Schweden inzwischen um die Ohren. Ekström hatte eine Erklärung parat. "Ich sage ja, dass ich nicht so gut klar komme wie manch anderer Fahrer. Die Fahrweisen in der GP2 und Formel 3 sind viel ähnlicher zur DTM als früher", sagte er. "Die moderne DTM ist ja Abtrieb, Abtrieb, Abtrieb. Nimm einen Formel-3-Fahrer aus dem Mittelfeld, der fährt hier auf Anhieb vorne mit. Wenn ich jung wäre, würde ich das auch lernen. Aber alte Hunde lernen nicht so leicht..."

Im Rennen hat Ekström seinen Biss aber noch lange nicht verloren. Auch in Spielberg rechnet er sich eine Menge aus. "Punkte auf jeden Fall", lautete Ekströms Zielsetzung. "Wenn man die Abstimmung mehr in Richtung Rennen macht, hat man immer mehr Spaß am Sonntag. Ich sage immer: When you have the pace you will have a funny race!" Auch Gass traute Ekström einen weiteren Husarenritt zu: "Wir sollten vom Setup her und dem Fahren mit den Optionsreifen ganz gut aufgestellt sein. Man muss sehen, die Abstände gering zu halten und dann im richtigen Moment zuzuschlagen."