Mercedes-Comeback in der Steiermark?

Manchmal braucht es besondere Bedingungen für besondere Ereignisse. Im Fall Mercedes heißt das: um ein Rennen gewinnen zu können, müssen entweder Strecke oder Wetter passen. Am Red Bull Ring passt zumindest einmal das Layout des Kurses. Lange Geraden und harte Bremszonen liegen dem schwächelnden C-Coupé, dem es seit Saisonbeginn an Abtrieb mangelt.

Nicht umsonst rechnet sich Mercedes in der Steiermark ein wesentlich besseres Ergebnis aus als etwa in Ungarn oder Moskau. Von einem möglichen Sieg will in Stuttgart aber niemand sprechen - ohne Regen oder ein chaotisches Rennen dürfte dies auch in Spielberg schwierig werden. "Nach einem schwierigen Saisonstart konnte ich bei den letzten beiden Rennen auf dem Norisring und in Moskau in die Punkteränge fahren", sagte Pascal Wehrlein und gab die Marschroute vor: "Natürlich würde ich diese Serie gerne in Österreich fortsetzen."

Gelingt Mercedes der Anschluss?, Foto: DTM
Gelingt Mercedes der Anschluss?, Foto: DTM

Warten auf den ersten Sieg

Audi schickt sich an, dieses Jahr den Titel in der Herstellerwertung zu gewinnen. Zur Saisonhalbzeit führen die Ingolstädter mit 223 Punkten - 27 Zähler vor BMW auf Platz zwei. Audi überzeugt dieses Jahr im Kollektiv. Ein Beleg dafür: Mit Ausnahme von Rookie Nico Müller und Pechvogel Timo Scheider stand jeder der RS5-Piloten dieses Jahr mindestens einmal auf dem Podium. Mattias Ekström ist der einzige Fahrer, der dieses Jahr schon dreimal auf dem Podium stand.

Eigentlich ein Top-Ergebnis, jedoch mit einem wesentlichen Schönheitsfehler: Audi hat dieses Jahr noch kein einziges Rennen gewonnen. BMW und Mercedes teilten die Siege unter sich auf. Kurios: In jedem Rennen wurde Audi Zweiter. Das ist vor allem für die Erfolgsballast-Regelung interessant. Der Zweitplatzierte erhält kein Zusatzgewicht, darf aber auch nicht abrüsten. Heißt: Audi ist seit Hockenheim mit einem 1.120 kg schweren RS5-Boliden unterwegs.

Mattias Ekström belegt Platz 2 in der Fahrerwertung, Foto: DTM
Mattias Ekström belegt Platz 2 in der Fahrerwertung, Foto: DTM

Glock it like 2013!

Timo Glock wird sich gern an das letztjährige Rennen in Spielberg erinnern. Zum ersten Mal fuhr der frühere Formel-1-Pilot dort auf das Podium und feierte einen Dreifachsieg mit BMW. Dieses Jahr wartet Glock seit dem Saisonauftakt in Hockenheim auf sein nächstes Podium. Nach einer dreifachen Nullrunde meldete er sich zuletzt in Moskau mit einer starken Leistung und Platz fünf zurück. Kann Glock den Aufwärtstrend in Österreich fortsetzen?

Seine ursprüngliche Zielsetzung, dieses Jahr in jedem Rennen zu punkten, hat er bereits verfehlt. Da täte ein Podiumsplatz dem Punktekonto mehr als gut. Aktuell belegt Glock den zwölften Platz im Klassement. "Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr ähnlich stark sein werden", sagte er rückblickend auf 2013. "Es ist eine sehr flüssige Strecke mit vielen schnellen Kurven. Es ist aber auch eine lange Gerade dabei. Wir sollten wieder gut aufgestellt sein."

BMW 2013 in Spielberg: Jubel über Dreifachsieg, Foto: BMW AG
BMW 2013 in Spielberg: Jubel über Dreifachsieg, Foto: BMW AG

Zeit für Teamorder?

Ein Klassiker zur Saisonhalbzeit in der DTM: Erste Diskussionen über Teamorder entflammen. Keine Überraschung wegen des äußerst überschaubaren Rennkalenders mit gerade einmal zehn Läufen. Zu diesem Zeitpunkt des Jahres zeichnet sich ab, welche Fahrer die größten Titelchancen haben - und wer am Ende für wen fahren muss. Marco Wittmann und Mattias Ekström sind aktuell die heißesten Titelkandidaten.

Doch offiziell steht weder bei BMW noch Audi eine Teamorder auf der Agenda. Zumindest wusste Timo Scheider nichts davon. "Mein aktueller Stand ist, dass ich in Spielberg für mich fahre", sagte der zweifache Audi-Champion am Dienstag. "Wir haben Halbzeit, da sollte man die Kirche im Dorf lassen." Ein, zwei Rennen könne man noch abwarten, bevor sich die Titelkandidaten herauskristallisieren. Scheider: "Dann wäre die Entscheidung nachvollziehbar und verständlich."

Timo Scheider schaut vor allem auf sich selbst, Foto: DTM
Timo Scheider schaut vor allem auf sich selbst, Foto: DTM

Der Dicke aus München

Der Beste ist in Spielberg der Schwerste. Der Meisterschaftsführende Marco Wittmann leidet auf dem Red Bull Ring am stärksten unter den neu eingeführten Zusatzgewichten. Sein BMW muss am Wochenende 7,5 Kilo Erfolgsballast zuladen. Damit ist Wittmann mindestens 2,5 Kilo schwerer als jeder andere BMW. Im Vergleich zur Audi-Konkurrenz wiegt Wittmans M4 7,5 Kilo mehr.

Der Gewichtsunterschied sollte sich gerade in Spielberg bemerkbar machen: Lange Geraden, harte Bremszonen und das Herausbeschleunigen aus mittelschnellen Kurven sind wesentliche Merkmale des Kurses. "Die Platzierungsgewichte, die wir aufgrund unserer guten bisherigen Leistungen in unseren Autos zuladen müssen, spielen ab sofort sicher eine Rolle", sagte BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt.

Marco Wittmann ist der lachende Meisterschaftsführende, Foto: BMW AG
Marco Wittmann ist der lachende Meisterschaftsführende, Foto: BMW AG

Ein Sprachrohr für Fahrer

Abseits der Rennstrecke könnte es in Spielberg richtig rund gehen. Möglicherweise tut sich in der DTM etwas in Sachen Fahrergewerkschaft. Die Piloten setzen sich schon seit langer Zeit für ein eigenes Sprachrohr ein, wurden aus unterschiedlichen Gründen aber immer unten gehalten. Das könnte sich schon bald ändern. Ein Mitspracherecht der Fahrer bei sportlichen Entscheidungen bietet Potenzial, die Serie auf ein neues Level zu heben - und für einige Konflikte.