Für Mercedes geht es am Wochenende in die Höhle der Löwen: Mit Audi und BMW haben gleich beide Konkurrenten gewissermaßen ihr Heimrennen am Norisring. Mercedes muss als einziger Hersteller über die Grenzen des eigenen Bundeslandes hinaus. Doch traditionell vermiesen die Stuttgarter ihren Kollegen das Heimspiel am Duzendteich. Auch in diesem Jahr?

Das Team: Mercedes steht etwas unter Druck: Nachdem die Boliden aus Affalterbach in dieser Saison nicht besonders konkurrenzfähig waren, erhielt der Hersteller mit dem Stern eine Sondergenehmigung. Die Homologationsfrist wurde exklusiv für Mercedes nach hinten verschoben. Man kann davon ausgehen, dass die letzten Wochen für Mercedes recht arbeitsintensiv waren - und auch sein werden, denn die verschobene Homologationsdeadline endet erst am 25. September.

Audi und BMW fahren Mercedes um die Ohren, Foto: DTM
Audi und BMW fahren Mercedes um die Ohren, Foto: DTM

Mercedes reist in den Gesamtwertungen weit abgeschlagen nach Nürnberg. In der Herstellerwertung liegt der Erfinder des Automobils mit 41 Punkten einsam und verlassen auf dem letzten Rang. Alle 41 Punkte wurden beim Chaos-Rennen in Oschersleben eingefahren. Einen Sprung wird es in der Herstellerwertung nicht geben: Audi hat bereits 144 Punkte gesammelt, BMW 118.

Die Fahrer: Mercedes hat zwar von allen Herstellern die meisten Siege auf dem Norisring feiern dürfen, bei den Piloten sieht es allerdings etwas anders aus: Bruno Spengler und Jamie Green haben zwar jeweils dreimal für Mercedes am Duzendteich triumphiert, fahren inzwischen aber für BMW respektive Audi. Trotzdem, die Bilanz kann sich sehen lassen: Gary Paffett hat bereits zwei Siege auf seinem Norisring-Konto.

"Mit dem Norisring verbinde ich schöne Erinnerungen - dort habe ich schon in der Formel 3 sowie der DTM Rennen gewonnen. Ich bin ein Freund von Stadtkursen und freue mich deshalb in jedem Jahr aufs Neue auf das Rennen am Dutzendteich", so Paffett. Doch auch für Robert Wickens ist es ein besonderes Rennen. Im vergangenen Jahr kam zwar niemand vor ihm ins Ziel, gewonnen hat er das Rennen aber trotzdem nicht.

Denn der eigentliche Sieger Mattias Ekström wurde wegen der berühmtberüchtigten Wasserflasche disqualifiziert. Doch Wickens erbte den Sieg nicht, denn der DMSB entschied, dass es keinen Siegen gibt. "Im vergangenen Jahr war ich bestplatzierter Fahrer", muss Wickens deshalb sagen.

Christian Vietoris gewann in Oschersleben sein erstes DTM-Rennen, Foto: Mercedes-Benz
Christian Vietoris gewann in Oschersleben sein erstes DTM-Rennen, Foto: Mercedes-Benz

Auch Christian Vietoris reist mit viel Rückendwind ins fränkische Monaco. Der Gönnersdorfer konnte das Chaos-Rennen in Oschersleben gewinnen und hat ebenfalls gute Erinnerungen an den Norisring: "Die Strecke gehörte in der Vergangenheit nicht zu meinen Lieblingskursen, aber mittlerweile komme ich von Jahr zu Jahr besser dort zurecht. In der vergangenen Saison habe ich als Dritter auf dem Podium gestanden."

Das Auto: Das Mercedes AMG C-Coupe ist die große Unbekannte. Aus zwei Gründen: Zwar war der Bolide im bisherigen Saisonverlauf enorm weit hinter der Konkurrenz aus Ingolstadt und München zurück, doch der Norisring ist traditionell Mercedes-Land. Laurent Aiello heißt dort der letzte nicht-Mercedes-Sieger - das war 2002. Selbst wenn es insgesamt nicht rund lief für Mercedes, am Norisring waren die Schwaben immer da.

Und dann ist da noch die Nach-Homologation: Hat Mercedes schon Fortschritte erzielen können? "Seit dem letzten Rennen in Budapest hatten wir vier Wochen Zeit, um die ersten drei Saisonrennen genau zu analysieren und weitere Maßnahmen zur Steigerung unserer Performance in die Wege zu leiten", sagt Motorsportchef Toto Wolff.

Der Österreich schränkt aber umgehend ein: "Im Spitzenrennsport geht so etwas jedoch nicht über Nacht, weshalb wir weiterhin hart arbeiten müssen, um den Abstand zu unseren Mitbewerbern zu verringern und langfristig wieder unseren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden."

Mercedes und der Norisring: Das passt einfach, Foto: DTM
Mercedes und der Norisring: Das passt einfach, Foto: DTM

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Wird Mercedes wieder den bestplatzierten Fahrer stellen? Auf Mercedes bin ich auf dem Norisring nun wirklich gespannt. Furchten die Nachjustierungen schon? Sollte es besser laufen: Wurde das Auto verbessert oder ist es wieder einmal der Norisring, der Mercedes einfach liegt? Sollte es auf dem Norisring aber erneut so schlecht laufen, dann sieht es wirklich zappenduster aus. (Christian Menath)