Vor zwei Wochen strahlte Christian Vietoris noch über seinen ersten DTM-Sieg, begünstigt durch den Regen in Oschersleben. In Ungarn landete der Zweite der Gesamtwertung wieder auf dem Boden der Tatsachen: Letzter Platz im Training, letzter Platz im Qualifying. "Wir wussten, dass wir bei trockenen Verhältnissen nicht konkurrenzfähig sind. Daher war der Sieg in Oschersleben sehr wichtig für uns. Den kann uns keiner mehr nehmen. Jetzt schauen wir einfach, dass wir das Auto noch besser kennenlernen und uns dann wieder Stück für Stück nach vorne arbeiten", versucht sich Vietoris kämpferisch zu geben.

Doch das war nur die Spitze des Eisbergs, denn auch seine Markenkollegen waren kaum besser unterwegs. "Wir selbst sind leider nicht da, wo wir sein wollen, aber das hatten wir vor dem Wochenende schon erwartet", sagt Wolfgang Schattling, Leiter DTM-Marketing-Kommunikation bei Mercedes-Benz, nach dem Qualifying.

In Hockenheim lief es für die Sternenflotte bereits schlecht, auch das Qualifying in Oschersleben war nicht viel besser. In Budapest war Mercedes allerdings noch schlechter. Nur Martin Tomczyk, der seine zwei schnellsten Rundenzeiten in Q2 nach Verlassen der Strecke verlor, verhinderte die größte mögliche Pleite. Er reihte sich hinter Pascal Wehrlein und Robert Wickens ein.

Der Abstand zur Spitze: 1,200 Sekunden. Aber warum ist Mercedes in Ungarn so schlecht, sind es etwa die vielen Kurven? "Die fehlende Downforce ist bei uns ein Thema. Wir haben so viele kleine Probleme, die am Ende dann eine Sekunde ausmachen", so Wehrlein nach dem enttäuschenden Qualifying. Was bleibt, ist Ratlosigkeit: "Ich weiß nicht, warum wir so weit hinten sind. Vielleicht ist die Lücke größer, weil die Strecke länger ist und es mehr Kurven gibt."

Hoffnung auf den Norisring

Verziehen sich die dunklen Wolken?, Foto: Mercedes-Benz
Verziehen sich die dunklen Wolken?, Foto: Mercedes-Benz

Bei einer Regenwahrscheinlichkeit von nur rund 30 Prozent hält sich der Optimismus für das Rennen bei Mercedes in Grenzen. "Punkte sind bei normalen Bedingungen nicht möglich", glaubt Wehrlein. Trotzdem bleibt nichts anderes übrig, als sich an diese eher unwahrscheinliche Möglichkeit zu klammern. "Ich möchte nicht über möglichen Regen am Sonntag reden, aber das wäre unsere einzige Chance", weiß auch Schattling.

Eine der wenigen Hoffnungen für Mercedes scheint aktuell der Norisring zu sein. Eine Strecke, auf der man traditionell eine gute Figur machte. Aerodynamischer Anpressdruck ist dort nebensächlich. "Wir müssen jetzt warten, bis dieses Wochenende vorbei ist", mahnt Schattling zur Ruhe. "Dann kommt der Norisring mit wenig Kurven. Wir kennen das aus der Formel 1. Da lief es auch nicht, bis der Knoten geplatzt ist und jetzt sagen alle, dass es langweilig ist, weil Mercedes vorne fährt."

Einen weiteren Hoffnungsschimmer liefert Paul Di Resta, der als ehemaliger Champion und zwischenzeitlicher Formel-1-Pilot ja auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. "Natürlich können wir mit dem Qualifying-Ergebnis nicht zufrieden sein. Aber zum ersten Mal haben wir heute einige Verbesserungen festgestellt. Vor allem hat sich das Auto besser angefühlt. Ich sehe nun ein kleines Licht am Ende des Tunnels", so der Schotte.