Vor dem zweiten DTM-Saisonrennen 2014 in der Motorsport Arena Oschersleben haben sich deutliche Brennpunkte aufgetan. Motorsport-Magazin.com blickt für euch auf das Traditionsrennen voraus, nennt mögliche Einflussfaktoren und erörtert die wichtigsten Fragen im Vorfeld.

Dritter Streich in Oschersleben: Ist der nächste BMW-Sieg programmiert?

Im Vorjahr führte an BMW_Pilot Augusto Farfus in Oschersleben kein Weg vorbei, Foto: RACE-PRESS
Im Vorjahr führte an BMW_Pilot Augusto Farfus in Oschersleben kein Weg vorbei, Foto: RACE-PRESS

Die letzten beiden Jahre führte auf der Traditionsstrecke in Oschersleben kein Weg an BMW vorbei, zumindest was den Sieg angeht. Im Vorjahr offenbarte sich auf der Traditionsstrecke in der Nähe Magdeburgs allerdings ein regelrechtes Mysterium: Außer dem Sieger Augusto Farfus landete kein weiterer der bayrischen Tourenwagen-Prototypen unter den ersten Elf. Dominanz bewies hingegen Audi, das mit sämtlichen acht Piloten unter den ersten Zehn und somit in den Punkten landete. Zwar siegte BMW 2014 beim Saisonauftakt in Hockenheim, aufgrund der gänzlich anderen Streckencharakteristik kann das Ergebnis aber keinesfalls als Gradmesser herangezogen werden. Für den Sonntag scheint zwischen BMW und Audi im Kampf um den Sieg also Hochspannung garantiert...

Wie wirkt sich der Erfolgsballast aus?

Hockenheim-Sieger Marco Wittmann ist einer von sechs BMW-Piloten, die in Oschersleben fünf zusätzliche Kilogramm aufladen muss, Foto: BMW AG
Hockenheim-Sieger Marco Wittmann ist einer von sechs BMW-Piloten, die in Oschersleben fünf zusätzliche Kilogramm aufladen muss, Foto: BMW AG

Die Saison 2014 wartet in der DTM mit einer möglicherweise gravierenden Modifikation des Reglements auf: den Zusatgewichten. So müssen sämtliche Autos der im vorigen Rennen bestplatzierten Marke, die in den Top-10 landeten, 5 zusätzliche Kilo an Gewicht aufladen. Ab Platz elf sind es immerhin noch 2,5 Kilo. Neben Hockenheim-Triumphator Marco Wittmann sind in Oschersleben demnach auch Timo Glock, Bruno Spengler, Martin Tomczyk, Augusto Farfus und Joey Hand betroffen vom Höchstgewicht betroffen. António Félix da Costa und Maxime Martin gehen jeweils mit 2,5 Kilogramm Zusatzgewicht an den Start. Für die zweitbeste Marke des Auftakt-Rennens in Hockenheim - Audi - bleiben die Gewichte hingegen unverändert.

Nachdem es sämtliche acht Piloten im Vorjahr in Oschersleben in die Punkte schafften, darf angesichts des gewichtsbedingten Performance-Vorteils erneut mit einem sehr starken Auftritt der 'Audianer' gerechnet werden. Für Sorgenkind Mercedes, das in Hockenheim keine Rolle spielte und mit sämtlichen sieben Fahrern außerhalb der Punkte landete, könnte die neue Gewichtsregel allerdings einen Segen bedeuten. Alle Piloten dürfen demnach fünf Kilogramm ausladen, was schätzungsweise ein bis zwei Zehntelsekunden an Zeitvorteil gegenüber Audi und das doppelte gegenüber BMW einbringt. "Wir werden sicher jedes Kilo merken und die zehn Kilo zu Mercedes sind schon ein großes Unterschied", ist sich BMW-Pilot Wittmann sicher. Auf der überholunfreundlichen Strecke in Oschersleben werde somit das Qualifying noch wichtiger als sonst.

Welche Rolle spielt die Taktik in Oschersleben?

Überholen in Oschersleben ist kein Zuckerschlecken, Foto: DTM
Überholen in Oschersleben ist kein Zuckerschlecken, Foto: DTM

Im vergangenen Jahr bot das Rennen in Oschersleben verhältnismäßig wenige Überholmanöver. Da die Strecke nicht für zahlreiche Positionswechsel auf der Strecke prädestiniert scheint, wird bereits das Qualifying von enormer Wichtigkeit sein. Die neue Regel mit nur einem Pflichtboxenstopp und der Vorgabe, den weichen Reifen nur maximal eine halbe Renndistanz zu verwenden, schränkt die Taktik weitestgehend ein. Jedoch steigt dadurch das Fehlerverbot massiv, da zum einen die Korrekturmöglichkeiten geringer sind, zum anderen mit den weichen Reifen gegenüber den harten Pneus kein großer Vorteil mehr erzielt werden kann.

Kommt Mercedes wieder auf die Beine?

In Hockenheim landete kein Mercedes in den Punkten, Foto: Speedpictures
In Hockenheim landete kein Mercedes in den Punkten, Foto: Speedpictures

Nach dem äußerst enttäuschenden Saisonauftakt ohne jeden Punkt in Hockenheim steht für Mercedes möglicherweise das nächste Horrorwochenende auf dem Programm. Im September vergangenen Jahres schaffte es lediglich Gary Paffett auf der Downforce-Strecke in Oschersleben in die Punkte. Besonders bitter dürfte für Mercedes die Tatsache erscheinen, dass die Konkurrenzfähigkeit der 'Sternenflotte' beim letzten Auftritt in der Magdeburger Börde dabei sicherlich höher war als nun zu Saisonbeginn 2014.

Wenig Mut auf Besserung machen dann auch die Aussagen von Pascal Wehrlein: "Wenn man den ganzen Winter an einem Auto entwickelt, dann in Hockenheim gesehen hat, dass uns wirklich viel Zeit fehlt, dann denke ich nicht, dass man das Auto in zwei Wochen komplett umkrempeln kann." Trotz harter Arbeit des Teams glaubt er nicht daran, auf der aerodynamisch anspruchsvollen Strecke glänzen zu können. "Wir müssen realistisch sein, und einsehen, dass wir in Oschersleben wahrscheinlich nicht um den Sieg mitfahren werden. Wir haben in Hockenheim im 3. Sektor die meiste Zeit verloren und das ist eben nun einmal der Sektor, in dem man viel Abtrieb braucht, wo man mechanischen Grip braucht. Da wird es in Oschersleben sicher extrem schwierig für uns."

Ungar weg: Wie reagieren die Mercedes-Fahrer?

Nicht nur in sportlicher Hinsicht blickt Mercedes auf ein äußerst schwieriges Wochenende. Nach der überraschenden Trennung des Mercedes-DTM-Partners HWA vom langjährigen Vorstandvorsitzenden Gerhard Ungar, dürfte es spannend sein, zu sehen, wie die Piloten auf den Verlust der wichtigen Bezugsperson reagieren. Seit Dezember 1987 hatte Ungar in führenden Positionen bei der AMG Motorbau- und Entwicklungsgesellschaft mbH und der HWA AG gearbeitet, war unter anderem für 170 Siege in 364 Rennen, 10 Fahrertitel sowie 9 Herstellertitel für Mercedes-Benz in der DTM und ITC mitverantwortlich.

"Für uns Fahrer war es natürlich ein Schock", gesteht Pascal Wehrlein unumwunden. Obwohl er erst in seine zweite Saison für Mercedes in der DTM geht, sei der Bezug bereits sehr intensiv gewesen. "Ich hatte seit 2012 mit ihm zu tun. Er hat mich damals in die Formel 3 aufgenommen, und mich da enorm unterstützt." Dass die Rennperformance der einzelnen Piloten durch den Wegfall Ungars beeinflusst wird, sollte zwar bezweifelt werden. Allerdings gibt es sicher geeignetere Zeitpunkte für derart gravierende Personalentscheidungen, als in Momenten einer mutmaßlichen sportlichen Krise.