Nach zwei schwierigen Saisons hätte der Auftakt zur DTM-Saison 2014 in Hockenheim für Timo Scheider richtig gut laufen können. Von Startplatz neun kämpfte sich der Audi-Pilot binnen weniger Runden auf den Options-Reifen auf Rang drei nach vorne. "Das war auch unsere Strategie: Schnell und aggressiv nach vorne kommen und hoffen, das wir bei den Jungs vorne auf den Options-Reifen mitspielen können", so Scheider nach dem Rennen zu Motorsport-Magazin.com.

Auch nach den Boxenstopps lag der Lahnsteiner noch auf Platz drei. Bis zu dem Zeitpunkt, als bei Markenkollege Mortara der Reifen platzte, lief für Scheider alles nach Plan. In Runde 34 dann der Schock: Antonio Felix da Costa verbremst sich in der Haarnadelkurve und dreht Scheider. Für da Costa war das Rennen beendet, Scheider sortierte sich auf Platz fünf wieder ein.

Bis zum Zwischenfall zeigte da Costa eine gute Vorstellung, Foto: Speedpictures
Bis zum Zwischenfall zeigte da Costa eine gute Vorstellung, Foto: Speedpictures

"Unter den Umständen, dass genau an dieser Stelle auch noch gelbe Flaggen waren, ist das nicht zu akzeptieren", so Scheider zum Zwischenfall mit dem Portugiesen und fordert Sanktionen: "Ich denke, da sind auch die Sportkommissare gefordert." Zwar erhielt da Costa eine Durchfahrtsstrafe, die er auch noch antrat, weil er jedoch wenig später aufgab, war die Strafe nicht besonders hart.

"Es ist frustrierend", klagt Scheider weiter, "denn wir hätten heute durchaus Richtung Podium schielen können." Dieter Gass, Leiter DTM bei Audi, fand für die Aktion von da Costa im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com ebenfalls kritische Worte für den Neuling: "Rookie hin oder her - was da Costa gemacht hat, darf einfach nicht passieren. Der fährt nicht sein erstes Rennen. Er hat schon viele Rennen gefahren und weiß, was eine gelbe Flagge ist."

Jens Marquardt, Motorsportdirektor bei BMW nimmt seinen Piloten in Schutz. "Er hat nur einen Fehler im Rennen gemacht. Das ist schade und leider hat er Timo Scheider getroffen, aber das war definitiv nicht mit Absicht. Er ist über die letzten Runden ziemlich angeflogen und es tut ihm wahnsinnig leid. Da muss er eben noch ein bisschen lernen."

Durch da Costa in die Abwärtsspirale

Scheider verlor durch den Unfall nicht nur wertvolle Zeit, auch sein Auto überstand die Attacke nicht ohne Schaden. Die hintere Spur war verzogen, der rechte Außenspiegel nach unten geklappt. Eigentlich sollte der Außenspiegel das kleinere Übel sein - eigentlich.

Denn in der letzten Runde kam es zum Aufeinandertreffen mit Augusto Farfus, der von hinten mit den Options-Reifen heraneilte. Farfus und Scheider berührten sich, letztendlich verloren beide Piloten zwei Plätze, weshalb am Ende nur Platz neun für Scheider stand. "Mit Augusto ist es blöd gelaufen, dafür habe ich mich auch entschuldigt. Weil mein rechter Spiegel nach dem Unfall mit da Costa nach unten geklappt war, konnte ich ihn nicht sehen."

"Aber die Situation mit Augusto entstand nur, weil zuvor schon die Situation mit da Costa war", verteidigte sich Scheider weiter. Insgesamt wollte der ehemalige DTM-Champion den Vorfall aber nicht überbewerten. "Ich war innen auf dem Kerb und konnte mich nicht auflösen. Das war ein typischer Rennkontakt, es war kein Unfall."

Ausgleichende Gerechtigkeit?

Jens Marquardt sieht das naturgemäß etwas anders, wie er Motorsport-Magazin.com erzählte. Der BMW-Mann sieht in der Aktion einen Ausgleich für da Costas Abschuss. "Timo hat auch etwas ausgeteilt und Augusto etwas weggeschoben. Das hat sich denke ich ausgeglichen."

Auch wenn eine mögliche Chance auf ein Podium vertan wurde, ganz schwarz sieht Scheider den Saisonauftakt nicht. "Hätte, wäre, wenn zählt nicht. Aber trotzdem ist es wichtig, dass wir den Speed hatten - darauf müssen wir aufbauen."