Startplatz 12 beim Debüt - da gab es in der 30-jährigen DTM-Historie schon schlechtere Einstände. "Wenn mir das jemand vor zwei Wochen gesagt hätt, wäre ich mit großen Lächeln davon gelaufen", meinte auch der Schweizer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Dennoch: Rundum zufrieden ist der Rookie mit seiner Leistung nicht. "Nach dem Freien Training und nach Q1 hatte ich gehofft, dass es auch in die Top-10 geht. In Q1 lag ich sogar auf Platz sechs und war zweitschnellster Audi." Dann allerdings übertrieb es der Audi-Pilot und fing sich einen Bremsplatten ein.

"Dann fehlen zwei bis drei Zehntelsekunden. Trotzdem war es ein guter Einstand. Jetzt müssen wir sehen, was morgen möglich ist. Aber das Potential für die Top-10 ist da - das stimmt zuversichtlich", so Müller. Am Ende landeten alle vier Abt-Audis in Q3, Rosberg- und Phoenix-Piloten schafften den Sprung nicht.

Die letzten Jahre war es noch das Phoenix-Team, das die Audi-Fahnen hoch hielt. Einen generellen Trend sieht Nico Müller aber nicht. "Das ist schwer zu beurteilen. Wir reden von Zehntel- und Hundertstelsekunden. In meinem Fall muss ich sagen, dass wenn ich die Runde zu einhundert Prozent erwischt hätte, ich wohl auch in Q3 gewesen wäre."

"Abt macht einen guten Job, aber auch meine Jungs bei Rosberg", fuhr Müller fort. Dass ausgerechnet zwei Rosberg-Piloten die rote Audi-Laterne tragen, sei mehr Pech. "Das Auto war gut - auch bei Jamie [Green]."

Medien? Her damit!

Für Nico Müller ist die DTM eine ganz neue Welt. Zuvor startete der 22-Jährige in Formel-Boliden in der GP3 und in der Renault 3.5 Worldseries. Auch außerhalb des Rennautos gibt es gravierende Unterschiede. "Die Presse - sie macht Spaß. Ganz neu ist das nicht, aber das Ausmaß hier ist ganz anders."

Vom Formel-Boliden in den Tourenwagen: Nico Müller hat den Umstieg geschafft, Foto: Audi
Vom Formel-Boliden in den Tourenwagen: Nico Müller hat den Umstieg geschafft, Foto: Audi

Die Testfahrten in der DTM sind stark beschränkt, auch die Rennwochenenden sind mit lediglich einem Freien Training recht kurz. Da kommt die Ablenkung ganz recht: "Da wir nicht so viel fahren, ist es gut etwas nebenher zu haben. Ich genieße fast jeden Termin."

Teamkollegen helfen

Neu ist auch der Druck. Doch der Audi-Pilot kann damit schon gut umgehen. Die Nervosität sei zwar insgesamt etwas größer, stören würde sie ihn aber nicht. "Manchmal kann ich mich dadurch sogar besser konzentrieren. Wenn es funktioniert, genießt man es. Das Potential ist groß, das macht Freude. Ich werde sehr gut schlafen."

Mit Mattias Ekström, Jamie Green oder Mike Rockenfeller hat Müller gleich mehrere erfahrene Piloten als Markenkollegen. Ein großer Vorteil, wie er meint: "Es ist ein Privileg solche Teamkollegen zu haben. Sie spielen mit offenen Karten." Doch auch von den Jungen könne er noch etwas lernen. Von Pole-Setter Adrien Tambay beispielsweise. "Adrien als letzter Rookie hat mir auch geholfen, er war in der gleichen Situation wie ich."