Wenn am Samstag in Hockenheim das erste Mal in dieser Saison die Motoren der 23 DTM-Boliden auf der Traditionsstrecke aufheulen, könnte die bisher brennende Frage nach dem Kräfteverhältnis im Feld eine erste vorsichtige Antwort erhalten. Zumindest bei den Testfahrten an Ort und Stelle Mitte April machte BMW den stärksten Eindruck, jedoch schien beim Testauftakt in Budapest rund zwei Wochen zuvor noch Audi überlegen. Mercedes entpuppte sich bislang als eher unbekannte Größe, hatte neben eher mauen Ergebnissen jedoch auch starke Tagesergebnisse während der Tests vorzuweisen.

Kaum Indizien für Kräfteverhältnis im Fahrerfeld

Noch schwerer als die Reihenfolge der Hersteller ist jedoch die Suche nach dem Favoriten im starken Fahrerfeld der hart umkämpften Tourenwagenserie. BMW-Pilot Timo Glock traut aufgrund der durchgehend hohen Qualität sogar theoretisch jedem Piloten Chancen auf den Titel 2014 zu. "Ich bin mir sicher, dass jeder der 23 Fahrer ein Wörtchen um den Titel mitreden könnte", konstatiert der Ex-Formel-1-Fahrer. Vor allem müssten jedoch die altbekannten Namen im Auge behalten werden.

"Als Topfavoriten würde ich im Moment noch die Fahrer nennen, die in den letzten Jahren konstant oben dabei waren, wie einen Bruno Spengler, Mike Rockenfeller, aber auch Martin Tomczyk oder Augusto Farfus." Auch einigen jungen Fahrern traut Glock eine Überraschung zu, wie beispielsweise Audi-Neuling Nico Müller. Der Schweizer machte beim Testauftakt auf dem Hungaroring mit einem Tagessieg und der zweitbesten Gesamtzeit von sich Reden, glaubt jedoch, dass Erfahrung die entscheidende Komponente im Titelkampf sein könnte. "Die großen Namen, die schon lange im Geschäft dabei sind, haben meiner Meinung nach einen Vorteil, jedoch kann sich vor allem in der DTM von Tag zu Tag einiges ändern, wie die Geschichte bisher gezeigt hat."

Demnach dürften sich weitaus mehr Fahrer die Hoffnung auf Siege machen. "Ich bin mir sicher, dass sich Favoriten oft erst im Verlauf der Rennen herauskristallisieren werden. Die Karten werden jedes Mal neu gemischt." Ex DTM-Champion Gary Paffett geht mit seinen beiden Kollegen unisono. "Es gibt in der DTM keinen Favoriten für den Titel, das haben die vergangenen Jahre gezeigt. Nach seiner Meisterschaft 2012 hat vor der vergangenen Saison jeder erwartet, dass Bruno Spengler seinen Titel verteidigt und trotz Gesamtrang drei im Vorjahr war er ab Mitte des Jahres bereits nicht mehr in realistischer Schlagdistanz zur Spitze."

Tests nur ein kleiner Anhaltspunkt

Aufgrund der wechselhaften Testergebnisse will keiner der drei Piloten den bisherigen Verlauf zu hoch hängen. "Du weißt nie, wer mit welchen Einstellungen, mit welchen Reifen, mit wieviel Gewicht testet", klärt Paffett auf. Die scheinbar durchwachsenendsten Testergebnisse seines der Mercedes-DTM-Piloten will der Engländer demnach nicht überbewerten, traut sich jedoch nicht, euphorische Prognosen abzugeben. "Ich sage nicht, dass wir am Samstag im Qualifying gleich vorne in die Spitze reinfahren werden, denke jedoch auch nicht, dass wir jetzt im Vergleich zur Konkurrenz groß hinterherhängen.

Timo Glock hält Schwankungen bei den Tests und auch während einer Saison schlicht der durchweg hohen Qualität im Fahrerfeld geschuldet, und nennt die Unvorhersagbarkeit das 'Phänomen der DTM': "Es ist einfach grundlegend normal, dass es bei allen eigentlich permanent auf und ab geht. In der DTM gewinnt nicht zwangsläufig der Beste, denn viele Fahrer sind auf einem sehr hohen Niveau. Viel mehr kommt es auf Konstanz an und darum, die Fehler möglichst zu minimieren. Wer das schafft, wird vorne dabei sein und um den Titel kämpfen können."