Die große Frage während des DTM-Winters: Startet Mercedes 2014 mit sechs oder acht Autos? Am Ende entschieden sich die Stuttgarter für den Mittelweg und schicken sieben C-Coupés in die neue Saison. Die Entscheidung dürfte die meisten Beobachter überrascht haben, nachdem alle Seiten im vergangenen Jahr gefordert hatten, dass Mercedes wieder auf acht Autos aufstockt.

"Ich gehe davon aus, dass Mercedes-Benz in der kommenden Saison wieder acht Autos an den Start bringt", hatte ITR-Boss Hans Werner Aufrecht beim Saisonfinale in Hockenheim Mitte Oktober im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com gesagt.

Gründe für die Abrüstung

Dass Mercedes im vergangenen Jahr auf sechs Autos runtergekürzt hatte, kam bei der Konkurrenz von Audi und BMW überhaupt nicht gut an. Auch der eine oder andere Fan rümpfte die Nase und fragte sich nach dem Grund - vor allem vor dem Hintergrund, dass Rückkehrer BMW im Gegenzug von sechs auf acht M3-Boliden aufgerüstet hatte. Sportliche und wirtschaftliche Gründe seien für die Rückstufung ausschlaggebend gewesen, hieß es 2013 seitens Mercedes.

Vitaly Petrovs C-Coupé im Petronas-Design, Foto: DTM
Vitaly Petrovs C-Coupé im Petronas-Design, Foto: DTM

Im Klartext: Mercedes gelang es nicht, genügend Sponsoren für zwei weitere Autos aufzutreiben. Die Teamkonstellation mit HWA als großem Partner war zudem schon immer knifflig gewesen: Neben der Truppe aus Affalterbach fielen die anderen Kundenteams traditionell deutlich ab. Das sah auch Toto Wolff bei seinem Amtseintritt ein und argumentierte, dass Mercedes ausschließlich konkurrenzfähige Autos ins Feld schicken wolle.

2 Stars statt 8 Autos

Mit Paul di Resta und Vitaly Petrov haben sich die Stuttgarter für die neue Saisonzwei namhafte Neuzugänge gesichert statt allein auf Nachwuchs und Gary Paffett zu setzen. Damit kam Mercedes zumindest den Wünschen von ITR und TV-Partner ARD nach, die seit Jahren mehr Stars - also Fahrer mit Formel-1-Vergangenheit - in der Tourenwagenserie fordern.

Neues Design für Pascal Wehrlein, Foto: DTM
Neues Design für Pascal Wehrlein, Foto: DTM

Trotzdem bleibt in der Startaufstellung ein Loch - eines, das bei den Mitbewerbern wieder für Diskussionen sorgt. "Wir hätten trotzdem gerne acht Autos bei Mercedes gesehen", sagte Audis DTM-Leiter Dieter Gass im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Sieben Autos an den Start zu bringen, ist ein Kompromiss. Das möchte ich gar nicht weiter kommentieren. Die müssen selbst sehen, wie sie damit umgehen."

Kritik hinter den Kulissen

Öffentlich halten sich die Verantwortlichen mit Kritik eher zurück - schließlich will niemand einen potenziellen DTM-Ausstieg von Mercedes provozieren - doch hinter den Kulissen ist kaum jemand glücklich mit der Siebener-Lösung. Wie Mercedes seine sieben Fahrer auf die eigentlich drei Teams verteilen will, ist noch unklar. Sicher ist aber, dass der Teamwertungs-Paragraph im Reglement entsprechend angepasst werden muss.

Vitaly Petrov fährt sein erstes Jahr in der DTM, Foto: Mercedes-Benz
Vitaly Petrov fährt sein erstes Jahr in der DTM, Foto: Mercedes-Benz

"Es ist ein erster Schritt", kommentierte Jens Marquardt den Siebener-Kompromiss gegenüber Motorsport-Magazin.com. Einen Seitenhieb angesichts der ursprünglichen Planungen konnte sich der BMW-Motorsportdirektor nicht verkneifen: "Natürlich wäre für die Serie besser gewesen, wenn wir 24 Autos auf dem Grid gehabt hätten und zwar acht von jedem Hersteller - so wie eigentlich auch die Vereinbarungen sind."