Nach dem dritten Saisonrennen in Spielberg staunte die DTM-Welt nicht schlecht. Zum einen über den Dreifach-Sieg von BMW, aber noch etwas mehr über den zweiten Platz des Rookies Marco Wittmann sowie Platz drei von Timo Glock - ein Traumergebnis für das Duo des BMW Team MTEK. Ein komplett neues Team, dazu zwei Serienneulinge mit völlig unterschiedlichen Vergangenheiten; es hatte den Anschein, als würde der BMW-Zauber der vergangenen Saison selbst auf vermeintliche Anfänger wirken. Was folgte, war ernüchternd für die Truppe von Teamchef Ernest Knoors. Wittmann erzielte in den fünf Rennen nach Spielberg insgesamt sechs Punkte, der frühere Formel-1-Pilot Glock ging komplett leer aus.

Doch dann die plötzliche Wiederbelebung. Wittmann fuhr beim vorletzten Rennen des Jahres in Zandvoort erstmals auf die Pole Position und anschließend auf Platz vier, Glock feierte beim Finale in Hockenheim seinen ersten Sieg in der Tourenwagenserie. Damit katapultierte sich der bekannteste Name der Serie in die Top-10 der Gesamtwertung: Glock beendete sein Debütjahr in der DTM als Neunter, Wittmann wurde mit neun Zählern Vorsprung auf seinen Teamkollegen Achter. "Es war für mich schwierig zu sehen, dass Marco konstant in die Punkte fährt, während ich mir schwer tat oder Pech hatte", machte Glock kein Geheimnis aus seinen Sorgen während der Saison.

Glock: Triumph in Hockenheim, Foto: Simninja Photodesignagentur
Glock: Triumph in Hockenheim, Foto: Simninja Photodesignagentur

Glock war schon nach den Testfahrten vor Saisonbeginn klar, dass er dem Rest des Feldes nicht um die Ohren fahren würde. Dass der Umstieg vom Formelboliden in den Tourenwagen alles andere als einfach ist, hat die Vergangenheit oft genug bewiesen. Wittmann bestritt zwar ebenfalls seine erste Saison in der DTM, wurde im Gegensatz zu Glock aber nicht ins kalte Wasser geworfen. 2012 arbeitete er als Test- und Entwicklungsfahrer für die Münchner und bekam dadurch zumindest ein gewisses Verständnis für den BMW M3. "Man kann nicht ausdrücken, um wie viele Zehntel man dadurch schneller wird", so Wittmann. "Ich glaube einfach, dass ich dadurch meinen Wissensstand erweitern konnte, weil ich in den Meetings miteingebunden war und für mich Hintergrundinformationen sammeln konnte."

Glock hingegen wurde nach seinem Aus bei Marussia wegen finanzieller Probleme quasi über Nacht verpflichtet und musste deshalb auf ein paar Testfahrten verzichten. Nach seinen ersten zehn Rennen gab er zu, sich die DTM nicht so schwierig vorgestellt zu haben. Rückblickend stellt sich die Frage: Hätte Glock besser abgeschnitten, wenn ihn BMW in ein erfahrenes Team mit einem gesetzten Kollegen gesteckt hätte statt ihn mit einem anderen Rookie in ein neues Team zu stecken?

"Darüber kann man diskutierten", sagte Glock im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Natürlich hätte ich in einem Meisterteam wie Schnitzer persönlich viel mehr lernen können, aber ich kann verstehen, dass BMW in solch einer Mannschaft zwei erfahrene Jungs haben wollte. Man ist ja davon ausgegangen, dass Bruno dieses Jahr wieder um die Meisterschaft mitfährt und in diesem Fall hätte ihn ein erfahrener Teamkollege mehr unterstützen können." So kennt man Glock. Trotz seines Namens, der gern als Aushängeschild der Serie genutzt wird, stellte er sich in den Dienst der Mannschaft statt Forderungen zu stellen.

Dass MTEK trotz völlig neuer Strukturen mit den etablierten BMW-Teams RBM, RMG und Schnitzer größtenteils mithalten konnte, kam etwas überraschend. In der Teamwertung belegten Glock/Wittmann den siebten Platz mit 23 Punkten Rückstand auf die Schnitzer-Mannschaft. Beim kollektiven BMW-Debakel in der Lausitz und den folgenden schwierigen Rennen am Norisring und in Moskau blieb MTEK zwar auch chancenlos, doch das war eher der allgemeinen Performance des M3-Boliden auf diesen Strecken anzukreiden. "Wir haben zusammen mit MTEK viel geschaffen über das gesamte Jahr, wenn man bedenkt, dass wir eine komplette Rookie-Mannschaft waren", so Wittmann. "Am Anfang waren die Erwartungen von allen sehr niedrig und wir konnten diese übertreffen. Daher war es die richtige Entscheidung, mit dem neuen Team anzufangen."

Bester Rookie 2013: Marco Wittmann, Foto: BMW AG
Bester Rookie 2013: Marco Wittmann, Foto: BMW AG

Auch für Wittmann wäre es sicherlich förderlicher gewesen, wenn er direkt zu einem etablierten Team gestoßen wäre. Doch zwei Fahrer mussten so oder so zu MTEK und die Entscheidung, dort auf zwei Neulinge zu setzen, war durchaus geschickt. So hatte die gesamte Mannschaft ein Jahr lang Zeit, sich an die DTM zu gewöhnen ohne direkt dem Erfolgsdruck ausgesetzt zu sein. Auch zwischen Wittmann und Glock stimmte die Chemie, die beiden kennen sich seit längerer Zeit aus der Speed Academy, der Förderschule der Deutschen Post. "Wir verstehen uns gut", sagte Wittmann. "Ich glaube, dass wir uns gegenseitig gut pushen können. Es ist kein Konkurrenzkampf, denn wir wollen ja beide das neue Team und das Auto voranbringen."