Gewonnen und doch alles verloren. Augusto Farfus tat in Zandvoort alles in seiner Macht stehende, um die Titelentscheidung bis zum Saisonfinale in Hockenheim zu vertagen, doch Mike Rockenfellers zweiter Platz machte dem BMW-Piloten einen Strich durch die Rechnung. Immerhin darf sich der Brasilianer mit der Vizemeisterschaft trösten und war nach dem Rennen auch gar nicht einmal so enttäuscht, wie man vielleicht annehmen hätte können.

Farfus setzte sich bereits am Start gegen seinen Markenkollegen Marco Wittmann durch und fuhr dem Feld in den ersten Runden auf und davon, ehe seine Reifen einbrachen. "Auf einmal kam der Reifen-Drop und er hat aufgeholt", schilderte der Brasilianer, er auf den Standard-Pneus dann von Rockenfeller aber wieder wegziehen konnte und schlussendlich recht ungefährdet gewann. "Ich hätte es heute nicht besser machen können", sagte er. "Es ist ein verdienter Sieg und eine verdiente Meisterschaft für Mike. Er verdient es, der Champion zu sein."

Nach seinem Auftaktsieg in Hockenheim zählte Farfus für viele bereits zum engsten Favoritenkreis, doch im Gegensatz zu Rockenfeller blieb der Brasilianer zu oft ohne Punkte, was sich schlussendlich als verhängnisvoll erweisen sollte. "In Brands Hatch, wo ich den zweiten Platz verloren habe, haben wir erfahren, dass jede Nullrunde in der DTM wehtut", ließ Farfus die Saison Revue passieren. "Jetzt sieht man, wie wichtig es ist, konstant zu sein, weil der Level so hoch ist. Drei Nullrunden haben den Unterschied ausgemacht, da können wir uns noch verbessern." Wichtig sei für ihn, dass er mit seiner eigenen Leistung zufrieden sei und jedes Rennwochenende genieße, hielt Farfus fest. "Ich kann die Resultate der anderen nicht ändern, sondern nur meine."

Obwohl der Brasilianer unter Druck stand, das Rennen in Zandvoort quasi gewinnen zu müssen, sei dieser niemals von außerhalb gekommen. "Ich habe nie Druck, wenn ich zum Rennwochenende fahre, den mache ich das selbst", betonte der nunmehrige Vizemeister. "Die Meisterschaft ist entschieden, aber das ändert nicht meine Einstellung. Wir wollen immer gewinnen und vorne landen. Ich bin mit der Saison zufrieden, habe zwar etwas an Punkten im Laufe des Jahres verloren, aber Audi hat einen großen Schritt gemacht - sie verdienen sich den Titel."

Marquardt ist zufrieden

Auch BMW-Motorsportchef Jens Marquardt zollte dem neuen Champion Respekt. "Rocky hat es verdient. Es war ein Raketenstart von ihm, so wie es ein Meister macht", spielte er auf den vermeintlichen Frühstart an. "Als die Lichter ausgingen, hat er sich sofort bewegt." Farfus habe alles gegeben und das bestmögliche Ergebnis erzielt, sagte Marquardt. "Er hat die Optionreifen so lange wie möglich versucht am Leben zu halten und war dann auf den Standard-Reifen wieder mit einem Super-Speed unterwegs, aber der Sieg alleine hat heute nicht gereicht."

Trotz der verpassten Titelverteidigung zeigten sich die Münchner zufrieden. "Es war Augustos viertes Podium in Folge und sein dritter Sieg", zählte Marquardt auf. "Außerdem ist es der 50. Sieg für den M3, der ja in Rente geht. BMW ist zufrieden." Ganz entschieden ist die Saison übrigens noch nicht: in der Herstellerwertung kämpft BMW noch gegen Audi um den Titel und bei den Teams duellieren sich Phoenix und RBM.