Der Titelkampf in der DTM ist zwar mittlerweile nur mehr ein Fall für zwei, doch wenn am Sonntag in Zandvoort die Ampeln erlöschen, mischen neben Mike Rockenfeller und Augusto Farfus noch einige weitere Piloten mit und könnten schlussendlich das Zünglein an der Waage sein. Die Rede ist von den Markenkollegen der beiden Titelaspiranten, die, wenn alles nach den Plänen der Hersteller läuft, den jeweiligen Konkurrenten aufhalten beziehungsweise den Verbündeten vorbeilassen sollen. Pole-Setter Marco Wittmann kündigte beispielsweise bereits an, Farfus helfen zu wollen, um die Entscheidung bis Hockenheim zu vertagen.

Für BMW-Motorsportchef Jens Marquardt ist klar, worauf beim vorletzten Saisonlauf der Fokus zu richten ist. "Ich glaube, der Marco belohnt sich mit einer tollen Saison und zeigt, dass er in die DTM gehört", sagte er mit Blickrichtung Wittmann. "Was im Rennen passiert, werden wir sehen, aber ich glaube, alle meine acht Fahrer wissen, welche Ziele wir bei BMW haben. Wir werden schauen, dass wir das Ding bis Hockenheim spannend halten."

Mike Rockenfeller hätte um ein Haar den Einzug in das wichtige Q4 verpasst, doch wie von Geisterhand wurden einige seiner Audi-Kollegen plötzlich langsamer und überholten ihn damit doch nicht. "Jeder ist am Limit, es sah nicht danach aus, dass ich in Q4 komme", sagte Rockenfeller bei Motorsport-Magazin.com. "Timo [Scheider] hat es in Q4 auch in der letzten Kurve weggeschmissen. Die BMW-Zeit wäre keiner gefahren, aber ich glaube, Tambay und Mortara waren in der Lage, schneller oder mindestens genau so schnell wie ich zu fahren. Sie müssen es am Ende aber auch zusammenbringen und das haben sie nicht geschafft."

Hand will aufs Podium

Joey Hand will seine Chance nützen, Foto: DTM
Joey Hand will seine Chance nützen, Foto: DTM

Zwei Plätze hinter Rockenfeller lauert BMW-Pilot Joey Hand, der als Fünfter das beste Qualifying-Ergebnis der Saison einfahren konnte. "Wir hatten zuletzt zu kämpfen und ich habe das Auto im Qualifying auf den Prime-Reifen nicht so hinbekommen, wie ich wollte, aber wir sind gute Rennen gefahren", sagte der US-Amerikaner, für den das starke Zeittraining naturgemäß einen enormen Fortschritt darstellt. "Wir haben durch ein paar Änderungen besseren Grip auf der Hinterachse bekommen. Ich habe schon in Kurve eins gespürt, dass es nun besser ist", erklärte Hand.

Obwohl sich der BMW-Pilot bewusst ist, dass er im Titelkampf eine wichtige Rolle spielen könnte, sind seine vorrangigen Interessen ein wenig anders gelagert. "Ich will natürlich nicht in meine Teamkollegen fahren, aber ich denke an mein erstes Podium, um ehrlich zu sein", gestand er. "Ich möchte einen guten Start hinlegen und mit den Jungs racen. Wenn ich Fünfter werde, bin ich happy, aber wenn ich ein paar Plätze gutmache, hole ich mein erstes Podium." Für Hand, der laut eigener Aussage keinen zusätzlichen Druck verspürt, stellen die ersten drei Kurven neuralgische Stellen dar, an denen sich bereits viel entscheiden könnte. Dennoch will er sich nicht zu viele Gedanken machen: "Es geht nur ums Rennfahren, denn Spekulationen bringen nichts."

Fortschritte bei Rosberg

Unmittelbar hinter Hand geht Filipe Albuquerque ins Rennen, der zuletzt endlich punkten konnte, was er mit einigen seit dem Nürburgring vorgenommenen Änderungen beim Team Rosberg erklärte. "Ich bin in Q3 gegangen und habe mir gesagt, ich habe nichts zu verlieren und will etwas Magisches machen, aber das war dann schlechter als Magie, weil ich zu spät gebremst habe", schilderte der Portugiese bei Motorsport-Magazin.com. "Wir sind so nah am Limit dran. Wenn man ein bisschen mehr möchte, macht man Fehler. Für Q4 muss man wirklich sehr fokussiert sein."

Albuquerques vorrangiges Ziel bestehe darin, Hand gleich am Start zu überholen und damit den Druck auf Farfus zu erhöhen, für den es laut dem Audi-Piloten sehr schwierig wird, das Rennen zu gewinnen. "Ich werde meinem Teamkollegen helfen, die Meisterschaft zu gewinnen, weil wir wissen, dass Wittmann versuchen wird, das Titelrennen bis zum Ende offen zu halten.", legte er seine Pläne dar.

Auch Edoardo Mortara, der den siebten Startplatz erreichte, weist seit dem Eifelrennen ansteigende Tendenz auf, konnte im Verlauf des Qualifyings jedoch nicht zulegen. "Ich hatte in Q3 keinen guten Grip und konnte daher nicht so eine gute Rundenzeit wie in Q2 fahren. So einfach ist das", wollte er nichts davon wissen, für Rockenfeller gebremst zu haben. "Zuerst fahre ich mein Rennen. Wenn ich ihm helfen kann, werde ich das tun, denn es ist wichtig für Audi", richtete der Franzose, der im Gegensatz zu Rockenfeller auf dem Standardreifen startet, den Blick auf Sonntag.

Spengler geknickt

Für Spengler läuft es nicht nach Wunsch, Foto: DTM
Für Spengler läuft es nicht nach Wunsch, Foto: DTM

Der große Enttäuschte des Qualifyings war der entthronte Titelträger Bruno Spengler. Der Kanadier kam nicht über den 18. Startplatz hinaus und wirkte im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com anschließend geknickt. "Ich hatte im ganzen Qualifying mit der Balance zu kämpfen und konnte keine starke Runde fahren. Ich war am Limit, aber irgendwie kam die Zeit nicht", erklärte er. Sollte es im Rennen besser laufen, sei jedoch zumindest der Sprung in die Top-10 drin.

"Ein paar Punkte zu holen ist mit einer guten Strategie schon möglich, das muss auch das Ziel sein", betonte Spengler. "Ich werde alles tun, um für den Markentitel ein paar Punkte zu holen und wenn es möglich ist, Augusto zu helfen, versuche ich auch das, aber von dort wo ich bin, wird es schwierig. Es wäre für alle besser gewesen, würde ich weiter vorne stehen, aber leider ist es anders gekommen."