Startplatz drei. Kein Grund, übermäßige Luftsprünge auszuführen. Doch sollte Mike Rockenfeller am Sonntag auf dieser Position ins Ziel kommen, wäre es für ihn wohl der wichtigste dritte Platz seiner Karriere - denn er würde ihm seinen ersten DTM-Titel so gut wie garantieren. Nur eine Siegesserie von drei Erfolgen in Serie, inklusive dem Rennen in Oschersleben, könnte Christian Vietoris dann noch zum Meistertitel verhelfen. Von Startplatz 20 sieht es dafür derzeit jedoch mau aus.

Nach dem Qualifying schien Titelverteidiger Bruno Spengler Rockenfellers größter Rivale zu sein, doch der Kanadier wurde wegen eines falschen Reifens um fünf Plätze zurückversetzt. Adios Pole Position, hallo Startplatz drei für Rockenfeller. "Grundsätzlich ist so etwas für jeden Fahrer immer ärgerlich und schade", gedachte Rockenfeller seinem Kontrahenten. "Das wünscht man keinem. Natürlich kann ich sagen, dass es mir für den Start nicht schadet. Aber grundsätzlich gewinne ich lieber auf der Strecke. Die Strafe ist für ihn ärgerlich, aber nicht das Ende der Welt. Also kann man vielleicht sagen, es ist am Ende noch glimpflich gewesen."

Kein Problem mit Druck

Für Rockenfeller verändert der Platzgewinn am grünen Tisch nicht viel. Er startet nun auf der rechten statt der linken Seite der Zielgeraden. "Ich möchte einfach einen guten Start haben, gut durchkommen und dann schauen wir, wie die Strategie ist", verriet er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Anspannung ist immer da, es ist auch klar, dass ich etwas mehr zu verlieren habe, als jemand, der noch keine Punkte in der Meisterschaft hat. Das ist logisch. Aber auch der hat Druck, denn er will endlich die Performance abliefern."

Rockenfeller ist den Druck gewohnt. "Ich glaube, dass ich in meiner Karriere schon viel gezeigt habe. Die DTM habe ich bis jetzt zwar noch nie gewinnen können - das stimmt, aber ich habe schon andere Rennen gewonnen", betont er. "Somit ist es für mich nichts Neues, den Druck zu haben oder um eine Meisterschaft zu fahren. Aber natürlich braucht man dann auch das nötige Quäntchen Glück, das Team und die richtigen Entscheidungen."

So hätte sein Qualifying-Tag bereits nach Q1 zu Ende sein können. "Wenn wir am Ende nicht noch einmal rausgefahren wären, wäre es schon aus gewesen", zeigt der Audi-Pilot die Gefahr eines Qualifyings bei wechselhaften Bedingungen auf. "Das war verdammt knapp. Du brauchst das Quäntchen Glück einfach. Viele Fahrer in der DTM sind gut genug, eine Meisterschaft zu gewinnen. Man muss einfach alles zusammenbringen und konstant sein. Das war heute dafür ein ganz wichtiges Qualifying."

Konkurrenten patzen und Schützenhilfe

Rockenfeller könnte schon am Sonntag Champion werden, Foto: RACE-PRESS
Rockenfeller könnte schon am Sonntag Champion werden, Foto: RACE-PRESS

Als ob Mike Rockenfellers Ausgangsposition nicht schon gut genug wäre, patzten auch seine direkten Verfolger in der Fahrerwertung im Qualifying. Die Mercedes-Junioren Christian Vietoris und Robert Wickens liegen derzeit auf den Plätzen zwei und drei in der Gesamtwertung - das Rennen nehmen sie von den enttäuschenden Startplätzen elf und 20 auf.

"Ich sehe es gar nicht so eng, mal steht man vorne, mal steht man hinten", gab sich Vietoris unbeeindruckt. "Es war bei Rocky genauso. Wir hatten am Nürburgring ein superstarkes Auto, da war BMW im Nirgendwo und jetzt sind sie wieder vorne. So ist eben die DTM. Dass wir heute hinten sind, heißt nicht, dass wir das auch morgen sein werden. Mein Ziel lautet: Punkte zu holen und bester Mercedes-Fahrer zu sein." Von Startplatz 20 hat Vietoris einen weiten Weg vor sich.

Dabei muss er an den Audi von Timo Scheider und Filipe Albuquerque vorbei. Beide werden natürlich versuchen, sich so breit wie möglich zu machen, sollte einer von Rockenfellers Titelkonkurrenten in ihrem Rückspiegel auftauchen. "Ich werde Rocky helfen, so gut ich kann", bestätigt Albuquerque gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Ich werde ihn bestmöglich verteidigen, aber auch alles geben, um nach vorne zu gelangen. Ich fahre ja auch für mich selbst und ich habe null Punkte bislang, das ist ein bisschen peinlich für mich. Ich will meine ersten Punkte holen und nicht mehr Letzter in der Gesamtwertung sein."

Ähnlich offensiv gibt sich Scheider, der bisher eine enttäuschende Saison erlebt. "Ich werde alles in meiner Macht tun, um mein bestmögliches Rennen zu fahren", kündigt er an. "Klar werde ich niemanden freiwillig vorbeiwinken. Aber es geht um mein Rennen. Wenn ich mit fairen und normalen Mitteln helfen kann, dann helfe ich, in dem ich mich so zur Wehr setze wie bei jedem anderen auch auf der Strecke. Wenn das im Titelkampf hilft, umso besser."