Robert Wickens und Augusto Farfus zählen zu jenem sechs Piloten umfassenden Kreis, der sich noch Hoffnungen auf den DTM-Titel machen darf. Während der Kanadier als Tabellendritter einen Rückstand von 36 Punkten auf Leader Mike Rockenfeller aufweist, liegt Farfus bereits 40 Zähler zurück, sodass beide darauf hoffen müssen, dass der Audi-Pilot in den letzten drei Saisonrennen schwächelt. Schafft Rockenfeller in Oschersleben allerdings den Sprung auf das Podium, muss die Konkurrenz machtlos zusehen, wie der 29-Jährige bereits vorzeitig die Sektkorken knallen lässt.

Wickens feierte seinen ersten Sieg, Foto: RACE-PRESS
Wickens feierte seinen ersten Sieg, Foto: RACE-PRESS

Wickens kam überhaupt erst durch seinen ersten DTM-Sieg zuletzt am Nürburgring in die angenehme Lage, sich Gedanken über die Meisterschaft machen zu dürfen. "Als Fahrer will man immer gewinnen", sagte der Mercedes-Pilot. "So ein großes Rennen habe ich bisher noch nie gewonnen - es ist jetzt ein Monat her und ich will es hier erneut versuchen", richtete er den Blick auf den bevorstehenden Lauf in Oschersleben. Der Triumph in der Eifel werde für ihn jedenfalls stets einen ganz besonderen Stellenwert haben, schließlich war es der erste, den er nicht in einer Nachwuchsrennserie feierte.

Sowohl Wickens als auch Farfus sind sich bewusst, dass Rockenfeller im Saisonfinale schon ein großes Missgeschick passieren müsste, damit er doch nicht zu Meisterehren kommt - unmöglich sei dies aber freilich nicht. "Mathematisch ist es noch möglich, Rocky einzuholen", betonte der Kanadier. "Wenn Farfus oder ich gewinnen und er ausfällt, sind wir wieder vorne dran." Der Nürburgring habe am Beispiel von Gary Paffet gezeigt, was alles passieren kann, so Wickens. "Ich werde versuchen, die Lücke zu verkleinern."

Auch Farfus weiß, dass seine Chancen nicht die allerbesten sind. "Wir müssen realistisch bleiben", sagte er. "Mike hat die besten Chancen. Mathematisch ist die Chance noch da, man muss einfach angreifen." Der Brasilianer möchte seinen Job einfach so gut wie möglich machen und sollte am Ende der zweite oder dritte Tabellenplatz herausspringen, sei das auch in Ordnung. Dennoch, der ehemalige Tourenwagenweltmeister hat den Titel noch nicht gänzlich abgeschrieben: "Wenn Mike mal ausfällt und einer der Top-5-Fahrer gewinnt, ändern sich die Sachen schnell", merkte er an.

Als Zünglein an der Waage könnte sich womöglich Adrien Tambay erweisen, sollte der Audi-Pilot seinem Markenkollegen Rockenfeller Schützenhilfe leisten, indem er der Gegnerschaft wichtige Punkte wegnimmt. Auch der Franzose glaubt, dass noch keine Vorentscheidung gefallen ist. "Es ist so, wie die anderen sagen", schloss er sich Wickens und Farfus an. "Im Motorsport kann sich das schnell ändern. So lange es mathematisch nicht entschieden ist, ist Mike nicht Champion." Dennoch habe sich Rockenfeller den Titel redlich verdient, denn auch wenn es für ihn einmal nicht so gut lief, sei es ihm gelungen, wichtige Punkte mitzunehmen. "Wenn ich ihm helfen kann, dann tue ich das", möchte auch Tambay seinen Anteil zur Meisterfeier bei Audi beitragen.