Mike Rockenfeller liegt nach sechs Saisonrennen 27 Punkte und damit mehr als einen Sieg vor seinem ärgsten Verfolger Bruno Spengler, der in Moskau erstmals keine Punkte verbuchte. Auch der drittplatzierte Gary Paffett, der einen Rückstand von 37 Punkten auf Rockenfeller aufweist, musste bereits eine Nullrunde hinnehmen. Ist damit bereits die Luft raus aus dem Titelkampf? Audis DTM-Leiter Dieter Gass widerspricht vehement. "Die Fans können sich auf einen heißen Titelkampf freuen, unabhängig davon, wie groß der Vorsprung sein mag", meinte er. "Wir bekommen noch Einiges geboten, es wird spannend bis zum Schluss."

Gass hofft, dass es dabei bleibt, dass Audi im Gegensatz zu Mercedes und BMW mit seinem großen Meisterschaftskandidaten keine punktelose Fahrt hinnehmen musste. "Man sieht, wie schnell es gehen kann. Man darf nicht vergessen, dass wir dieses Jahr eine sehr ausgeglichene Saison haben. Wir haben bereits recht starke Verschiebungen der Performanceniveaus der Hersteller von einem Rennen zum anderen gesehen", gab er zu bedenken. Mit dieser laufenden Veränderung des Kräfteverhältnisses habe er vor der Saison nicht gerechnet.

Von der Top-Performance her habe Audi zumindest im Qualifying immer ein Auto vorne dabei - allerdings liegt darin nach wie vor das große Manko der Ingolstädter. "Wir müssen weiter daran arbeiten, mehr Ausgeglichenheit in die Mannschaft zu bringen. "Grundsätzlich ist das Performanceniveau da. Darauf müssen wir aufbauen, um gute Ergebnisse einzufahren."

Keine Teamorder nötig

Einer der wenigen Audi-Piloten, der in dieser Saison mehrmals vorne mitmischen konnte, ist Mattias Ekström. Auf Rang sieben hat er seine Hoffnungen auf die Meisterschaft allerdings bereits aufgegeben und unterstützt daher seinen Markenkollegen im Titelkampf, auch wenn er zugibt, dass ihm das nicht ganz leicht fällt. "Es ist kein Geheimnis, dass alle DTM-Piloten fahren, um Rennen zu gewinnen und um die Meisterschaft zu kämpfen. Aber ich bin alt genug zu sagen, dass wenn meine erste Saisonhälfte nicht so gut war und es bei einem anderem gut läuft - wie bei Ernst [Moser] und Rocky -, dann habe ich kein Problem damit, zu helfen", meinte er.

Er könne sich noch sehr gut an die Jahre erinnern, als er Hilfe von seinem Kollegen bekam und will daher keinen Internkrieg mit jemandem führen, der ihn früher unterstützte. "Auf der einen Seite ist es selbstverständlich, dass ich helfe, auf der anderen Seite versuche ich ein sauberes Rennen zu fahren - nicht nur für mich, denn hinter mir steht auch ein Team, das gute Ergebnisse will. Jeder Sportler hat da gemischte Gefühle, das ist und bleibt so", gestand er. "Ich will nun mal am liebsten jedes Rennen gewinnen."

Am besten helfen könne er Rockenfeller, indem er schnell fahre und dadurch die Möglichkeit eröffne, sich zwischen den Meisterschaftsführenden und seine Verfolger zu setzen und diesen so Punkte abzunehmen. "Das ist das, was aus meiner Erfahrung am besten ist."

Gass verriet, dass eine Teamorder in der Regel nicht notwendig ist, da alle Fahrer wüssten, dass sie für Audi fahren und worum es dabei geht. "Jeder startet die Saison mit den gleichen Bedingungen und hat damit dieselbe Chance, sich in eine Situation zu bringen, um die Meisterschaft mitzufahren und auf die Unterstützung der anderen hoffen zu können", erläuterte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Unterm Strich sind wir ein Team und ich behaupte, ab einem gewissen Zeitpunkt, wo sich eine Situation klar herauskristallisiert, unterstützen sie einen anderen Fahrer."