Das Debüt der DTM in Russland ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten: Noch kein Pilot hat bisher ein Rennen auf dem Moscow Raceway absolviert, die nur 2,555 Kilometer lange Variante des Kurses wurde bis jetzt sogar noch von keiner Rennserie gefahren. Folglich existieren keinerlei Erfahrungswerte in Sachen Abstimmung oder Strategie für die drittkürzeste Strecke im 2013er-DTM-Kalender. Ein wichtiger Erfolgsfaktor wird sein, wie schnell sich Audi und die Piloten auf die neue Herausforderung einstellen können.

Das Team: Auf Partystimmung folgte Frust pur. Endlich, ja wirklich endlich gewinnt Audi auf der Heimstrecke Norisring und muss Dank einer Flasche Wasser, die in Mattias Ekströms Hosentasche wanderte, die Champagner-Korken wieder in die Flaschen stecken. Bevor die Mannschaft nun an Russland denkt, geht die "Watergate-Affäre" am 30. Juli in die letzte Runde. Dann wird die Berufung von Audi vor dem Deutsche Motor Sport Bund verhandelt.

Unabhängig von dem Ergebnis dieses Verfahrens wird es interessant, ob Audi wutentbrannt und voller Motivation nach Russland reist, oder sich durch den Frust bremsen lässt. Hans-Jürgen Abt hat dafür die passende Antwort parat: "Nach dem Wochenende auf dem Norisring fährt unser Team mit einer riesigen Motivation nach Russland und möchte natürlich unbedingt nachlegen", kommt die Kampfansage aus Ingolstadt.

Kann Mattias Ekström den Frust von Nürnberg abstreifen?, Foto: RACE-PRESS
Kann Mattias Ekström den Frust von Nürnberg abstreifen?, Foto: RACE-PRESS

Die Fahrer: Kein Fahrer kennt den Kurs, niemand weiß, wie die perfekte Abstimmung aussieht. Genau darin könnte der Vorteil der erfahrenen Piloten liegen, ist man sich bei Audi sicher. "Dieses Rennen bietet viele unbekannte Faktoren. Damit komme ich normalerweise gut zurecht, deshalb ist das Ziel für Moskau klar: ein Sieg", gibt sich der vermeintliche Norisring-Sieger kämpferisch.

Für Teamkollege Jamie Green liegt der Vorteil in der fehlenden Streckenkenntnis aller. "Also gehen alle mit den gleichen Chancen an den Start", überlegt der Brite. Das sieht Tabellenführer Mike Rockenfeller ähnlich. "Es ist seit langem mal wieder ein Rennen, wo jeder bei null anfängt - das macht es spannend."

Bei null anfangen muss Timo Scheider - fast wörtlich. Bei Saisonhalbzeit hat der zweifache Meister lediglich 10 Punkte auf seinem Konto. Jetzt soll aber die Wende kommen. "Bei dem Pech, das ich in der ersten Saisonhälfte hatte, kann jetzt eigentlich nur noch eine gigantische Glücksserie folgen. Am liebsten wäre es mir, wenn die gleich in Moskau beginnen würde", lachte Scheider.

Das Auto: Um in Moskau wieder um den Sieg zu kämpfen, ist aber eines wichtig, und Rockenfeller bringt es auf den Punkt: "Ich freue mich auf das Rennen und bin schon gespannt, ob sich unser RS 5 DTM auf der kurzen Strecke wohlfühlt." Sein Phoenix-Teamchef Ernst Moser bleibt optimistisch und glaubt an einen schnellen Audi. "Wir wissen nicht, was dort auf uns zukommt, es wird also ein kleines Abenteuer. Aber wir haben schon eine gewisse Basis-Abstimmung im Gepäck, die wir im Training verfeinern werden.

Redaktionskommentar:

Motorsport-Magazin.com meint: Audi hat bewiesen, dass sie auf Stadtkursen gewinnen können - bestes Beispiel Norisring. Mit einrechnen muss man aber auch den teils kuriosen Rennverlauf in Nürnberg. Interessant wird Russland vor allem deshalb, weil wirklich niemand weiß, was dort zu erwarten ist. Vielleicht kann Audi nun endlich die Trumpfkarte der erfahrenen Piloten ausspielen. Wenn das gelingt, ist Audi einer der Siegkandidaten auf dem Moscow Raceway.