Die Ausgangslage könnte unterschiedlicher nicht sein: Während Bruno Spengler aus der ersten Reihe am Norisring startet, muss Mike Rockenfeller von der 19. Position aus ins Rennen gehen. Die DTM-Rennen haben aber an Unberechenbarkeit zugenommen. Was des Audi-Piloten letzte Hoffnung auf Punkte ist, stellt für den Kanadier eine Gefahr dar. Die Rede ist von Optionsreifen und DRS. Es gilt, jeden Kontrahenten im Verkehrschaos an der Noris im Auge zu behalten und mögliche Chancen und Gefahren durch Früh-Stoppen schon im Vorfeld zu erkennen.

Spengler: Der Fluch des Klappflügels

"Das wird ein langes Rennen, es kann so viel passieren mit DRS und Optionsreifen", sagt Bruno Spengler gegenüber Motorsport-Magazin.com. Für den Kanadier sind diese Spannungsmittel Gift: Er hat viel zu verlieren, muss also auf Nummer sicher gehen. Doch eine zu defensive Herangehensweise würde sich wiederum fatal auswirken: "Wir sind hier noch lange nicht fertig. Es können Leute über die Strategie von ganz hinten kommen." Seine Hoffnung ist, sich direkt an Robert Wickens vorbeiarbeiten zu können.

Doch auch das würde ihm nicht viel bringen: Durch den DRS-Einsatz ist es nahezu unmöglich, sich abzusetzen: "Alle bis auf den Führenden dürfen DRS verwenden, das macht ein Absetzen schwierig. Auch die Strategie wird nicht einfach, weil die Optionsreifen ein echtes Fragezeichen auf dieser Strecke sind." Insgesamt habe ein Start von vorne nicht mehr die Bedeutung der letzten Jahre, deshalb erwarte er ein schwieriges Rennen. Außerdem hat er mit Andy Priaulx nur einen Markenkollegen vorne, der ihn unterstützen könnte.

Rockenfellers Hoffnungen: Startrunde, Taktik, DRS

Die vielen taktischen Optionen muss Mike Rockenfeller ausnutzen. Wie man es macht, hat BMW bereits beim Saisonauftakt mit Dirk Werner vorexerziert, als er von der 20. Auf die 2. Position fuhr. "Hier kann alles passieren, gerade mit DRS und Optionsreifen", übt sich der Phoenix-Pilot daher gegenüber Motorsport-Magazin.com in Optimismus. Die Gefahr für ihn ist, dass er in ein Scharmützel verwickelt werden könnte. Die Mittelfeld-Dramen muss er umfahren, gerade in der ersten Runde. Doch genau hier liegt auch seine Chance: Sollte es in der ersten Runde zum großen Knall kommen und Rockenfeller durchstechen, könnte er die halbe Miete direkt in der Startrunde einfahren.

Sollte es nicht gelingen, muss Audi ihn aus dem Verkehr holen, dabei aber riskieren, sich eine Runde Rückstand einzufangen. Oder man lässt ihn draußen und hoffe auf DRS. Taktisch gibt es also einige Optionen. Nur in einem ist sich 'Rocky' absolut sicher: "In Sachen Fitness sollte es keine Probleme geben. Und die Reifen haben bei uns auch immer lange gehalten, das sollten sie hier dann auch. Aber es weiß eben keiner." Sicherlich wird Audi eine aggressive Strategie mit viel Zeit auf dem Optionsreifen versuchen. Doch diese Taktik ist kein Geheimnis mehr und die Konkurrenz wird selbiges in Betracht ziehen. Rockenfeller ist daher bescheiden: "Punkte wären nicht schlecht, damit wäre ich nicht unzufrieden."