Die kleine DTM-Sommerpause hat Mike Rockenfeller vor allem zur Entspannung genutzt - mit aufgeladenen Akkus will der Gesamtführende der DTM nun auf dem Norisring der Krone am Ende des Jahres wieder einen Schritt näher kommen. "Nach dem Rennen in der Lausitz stand ja vor Ort noch ein Test an, bei dem wir sehr gutes Wetter hatten, denn es war sehr heiß", verriet der Audi-Pilot, was er in der Pause so getrieben hat. Doch nicht nur wegen der Temperaturen sei in den vergangenen Wochen ein wenig Urlaubsstimmung aufgekommen. "Ich war zwar nicht viel unterwegs sondern größtenteils Zuhause, aber ich bin auch mal einen Tag am See gewesen, habe die Sonne genossen...", gewährte der Deutsche Einblicke in sein Privatleben. Nun sei es mit der Ruhe aber erst einmal wieder vorbei. "Denn seit Montag bin ich schon wieder bei meinem Team Phoenix und gemeinsam versuchen wir, uns gut auf das nächste Rennen vorzubereiten."

Dass er kurz vor der Halbzeit der Saison Tabellenführer sei, klinge gut, meinte Rockenfeller. "Aber ich hatte das nach Brands Hatch ja schon einmal und habe diese Führung auch ganz schnell wieder verloren. Man muss also von Rennen zu Rennen schauen und immer das Beste rausholen." Das gelte generell immer - aber besonders für den Norisring. "Dort war es jedes Jahr immer ziemlich schwer und natürlich will man es besser machen. Fest steht: Ich würde gerne lesen, dass ich nach dem Norisring immer noch die Tabelle anführe", lachte der 29-Jährige, wenngleich er vom Titelgewinn noch nichts hören wollte. "Es sind noch sechs Rennen und kann noch viel passieren, wir müssen also abwarten." Dass das Ziel am Schluss die Meisterschaft sei, daran ließ er aber trotzdem keinen Zweifel. "Das gilt aber ja für alle Piloten hier, wenn man das Material und das Team dafür hat."

Meisterschaft? Noch lange hin...

Immerhin räumte Rockenfeller mit Blick auf das große M-Wort ein: "Sicherlich kann man jetzt schon einmal mehr davon reden als zu Saisonbeginn - aber es ist trotzdem immer noch verdammt lang hin." Der Deutsche gab zu: "Ich habe vorher nicht gedacht, dass wir nach vier Rennen so gut liegen werden, also bin ich sozusagen positiv überrascht. Klar, wir hatten Indikatoren und gute Tests im Winter." Zu diesem frühen Zeitpunkt wisse man aber eben auch noch nicht, was die Konkurrenz mache. "Es kommen nun noch Strecken, die uns weniger liegen und welche, die sehr gut für uns sind", wagte er einen Blick voraus, nur um zu bestätigen: "Das Ziel ist klar... jeder Fahrer hat dieses Ziel." Dass er ob seines Höhenfluges als aktuell bestem Audi-Piloten des Jahres nun aber in der Öffentlichkeit und auch intern anders wahrgenommen werde, glaubte der Brands-Hatch-Sieger nicht.

Rockenfeller führt - auch in der Meisterschaft, Foto: Audi
Rockenfeller führt - auch in der Meisterschaft, Foto: Audi

"Bis jetzt habe ich nichts gespürt, was anders ist und wüsste auch nicht, warum das so sein sollte. Klar, ich habe bis jetzt die meisten Punkte - wichtig ist das aber am Ende der Saison, denn nur dann zählt das." Dass man die vielen Schulterklopfer also mit Vorsicht genießen müsse, das habe ihn seine Karriere schon gelehrt. "Es geht in der DTM auch so schnell wieder in die andere Richtung. Deshalb ist es wichtig, immer nur auf jedes einzelne Rennen zu schauen." Zudem wehrte sich Rockenfeller gegen den Eindruck, er sei heuer Audis alleinige Speerspitze. "Auch Timo [Scheider] und Mattias [Ekström] haben ihren Speed zum Beispiel schon gezeigt. Es ist in der DTM nur so: Wenn nicht alles perfekt funktioniert, kommen die Ergebnisse nicht. Ich hatte bislang halt sehr gute Rennen, aber wir haben schon vor der Saison gesagt, dass wir sehr starke Konkurrenz haben und das sieht man auch als Team." Einmal mehrere Autos auf einen Schlag nach vorne zu bringen, sei sehr schwer.

Eine ganz spezielle Atmosphäre

Was Rockenfeller aber positiv stimmte: "Wir haben vielleicht noch nicht das stärkste Auto, aber wir haben das Potenzial. Wenn das Set-Up, der Fahrstil und alles passt, haben wir die Chance, Rennen zu gewinnen. Das war schon letztes Jahr so und ist dieses Jahr so geblieben." Ohnehin galt für den Audi-Piloten aber, nur auf sich selbst, sein Team und sein Auto zu schauen. "Ich versuche da das Beste zu erreichen und fleißig Punkte sammeln." Und bisher klappe das hervorragend. "Ich kenn die DTM so ja auch noch nicht", schmunzelte Rockenfeller. "Ich war bisher noch nie so optimistisch und hatte so viel Spaß wie zur Zeit - der Erfolg im Sport macht Spaß und der ist im Moment da... deshalb genieße ich das auch sehr und freue mich dementsprechend auch schon richtig auf den Norisring."

Darf 'Rocky' auch in Nürnberg Schampus versprühen?, Foto: Audi
Darf 'Rocky' auch in Nürnberg Schampus versprühen?, Foto: Audi

Diese Einschätzung galt jedoch nicht nur dem sportlichen Geschehen auf der Strecke. "Es ist in Nürnberg um die Strecke herum immer viel los, es sind viele Fans da und gibt eine ganz spezielle Atmosphäre, denn die Stimmung ist immer gut." Trotzdem stehe natürlich die eigene Performance im Vordergrund, weshalb der Phoenix-Pilot einräumen musste, das schöne Drumherum oftmals ganz bewusst auszublenden. "Ich konzentriere mich und im Auto kriege ich davon deshalb leider nie etwas mit. Aber auf der Runde in den Cabrios vor dem Start hat man trotz aller Anspannung etwas Zeit, um das wahrzunehmen - und auf der Auslaufrunde sowieso. Da kann man es dann so richtig genießen und nach einem guten Rennen ist es natürlich noch angenehmer." In den vergangenen Jahren sei es mit den guten Rennen in Nürnberg bei ihm persönlich aber so eine Sache gewesen, meinte Rockenfeller.

Nicht die Lieblingsstrecke

"In der DTM war ich dort leider noch nicht so erfolgreich und sicher ist der Kurs jetzt auch nicht meine Lieblingsstrecke. Das hat aber nichts zu sagen - ich kann dort trotzdem erfolgreich sein." Woran es in der Vergangenheit lag? "Leider war Audi insgesamt dort oft nicht schnell genug und manchmal saß ich auch einfach in Autos, mit denen das Ziel ohnehin nur die Top-10 waren." Eine gute Erinnerung hatte der Meisterschaftsführende dann aber doch noch parat. "Ich habe dort schon einmal im Porsche-Supercup gewonnen, ich traue es mir also zu", lachte 'Rocky'. "Und wenn der Sieg nicht drin ist, muss man maximale Punkte mitnehmen. Dann kann auch P5 schnell einmal wertvoll sein."

Doch selbst für diesen werde man am Wochenende hart kämpfen müssen, wollte sich der 29-Jährige keinen Illusionen hingeben. "Wir fahren hier 83 Runden und besonders hart werden diese Runden, wenn es sehr heiß wird, wovon wir aktuell ausgehen." Die Herausforderung Norisring hinge aber immer auch von der Position im Rennen ab und davon, wie gut das Auto gerade sei. "Wenn es leicht zu fahren ist und man nach hinten Luft hat, ist es natürlich deutlich angenehmer. Hängt einem über 70 Runden oder mehr jemand im Nacken, der eigentlich schneller ist, darf man keine Fehler machen und dann ist es noch anstrengender", so Rockenfeller. Hinzu kämen weitere Faktoren: "Die Strecke ist allein schon wegen der vielen Bodenwellen anspruchsvoll und man hat schnell den Bremspunkt verpasst. Das ist sehr speziell, aber zum Glück für alle gleich."