Der Start in Deine Saison verlief dieses Jahr schon einmal sehr gut: Den Auftakt in Hockenheim konntest Du gewinnen, auch bei den folgenden Rennen warst Du vorne mit dabei...
Augusto Farfus: Ich würde nicht sagen, dass es nun besser als erwartet verlief - fest steht aber, dass wir sehr hart dafür gearbeitet haben. Es lief auch schon im Winter gut und wir waren bei allen Tests konkurrenzfähig. Das ist wichtig, denn wenn die DTM-Saison erst einmal angefangen hat, ist alles sehr hektisch und es gibt viel zu tun, auch was die PR-Arbeit und das ganze Drumherum betrifft.

Da dann noch die Zeit zu finden, sich einmal hinzusetzen und tiefergehend auf alle Probleme einzugehen, ist sehr schwierig. Was das betrifft, muss ich sagen, dass wir vor der Saison einen brillanten Job gemacht haben - es ist immer noch zu früh für großartige Prognosen, aber auf jeden Fall schon einmal gut, am Anfang vorne mit dabei zu sein. Wir wussten zwar, dass wir ein gutes Paket haben würden - ob es aber auch gut genug für Siege sein würde, wussten wir nicht. Nun haben wir sehen können, dass wir voll bei der Musik dabei sind und das ist schön.

Gab es im Winter schon Vorboten, dass ihr um die Spitze mitfahren könnt?
Augusto Farfus: Letztes Jahr sind wir Rennen für Rennen angegangen und konnten anschließend immer feststellen, woran es uns noch gemangelt hat: Mal im Training, mal im Qualifying, mal im Rennen. Es gab noch Potenzial für Verbesserungen, das war klar - nicht nur von meiner Seite aus, sondern von allen. Wir haben aber natürlich nicht einschätzen können, wie viel Luft nach oben noch ist und ob die Verbesserungen nun schon reichen oder nicht.

Was hältst Du von den beiden Hauptneuerungen für die DTM-Saison 2013: Dem DRS und den Option-Reifen?
Augusto Farfus: Ich finde das großartig und denke, es verleiht dem Ganzen etwas mehr Würze. Es macht in jedem Fall Spaß, auch wenn es für die DTM schon eine ziemliche Umstellung ist - für die Zuschauer waren die Rennen zuvor manchmal vielleicht etwas langweilig, wobei man dazu sagen muss, dass das für die Fahrer und Ingenieure oft besser ist, weil man alles besser vorausplanen kann. Ich habe mir die bisherigen Läufe in diesem Jahr anschließend immer angeschaut, wenn ich wieder zu Hause war und finde, dass es schön war, die ganzen Überholmanöver und die Action zu sehen. Was das betrifft, war es also definitiv eine gute Entscheidung der DTM und ein Schritt in die richtige Richtung.

Bei Dir läuft es im zweiten Jahr nach dem Wechsel aus der WTCC schon rund - Dein Teamkollege Andy Priaulx hatte mit der Umstellung, obwohl er dort mehrfacher Meister geworden ist, bisher aber etwas mehr Probleme...
Augusto Farfus: Er ist ein wahrer Champion und hat das bereits oftmals bewiesen. Er hat viel gewonnen, nicht nur in der Tourenwagen-WM, sondern auch im GT-Bereich. Aber für mich ist es natürlich sehr schwierig zu beurteilen, woran das bei ihm liegt. Manchmal hatte er glaube ich auch ganz einfach Pech. Ich denke aber, wir müssen uns keine Sorgen um ihn machen: Andy weiß auf jeden Fall, wie man Rennen gewinnt.

Motorsport-Magazin.com-Reporter Frederik Hackbarth traf Augusto Farfus zum Gespräch, Foto: Frederik Hackbarth
Motorsport-Magazin.com-Reporter Frederik Hackbarth traf Augusto Farfus zum Gespräch, Foto: Frederik Hackbarth

Wie verstehst Du Dich mit Deinen anderen Fahrerkollegen bei BMW? Seit diesem Jahr hast Du sieben statt fünf Markengefährten...
Augusto Farfus: Und ich mag jeden einzelnen von ihnen. Ich bin aber auch ein pflegeleichter Typ und komme mit so ziemlich jedem gut aus, solange man mir keine Probleme bereitet. Natürlich gibt es immer Fahrer, die man mehr oder weniger mag, aber alles in allem bin ich da sehr offen und direkt. Ich mag es nicht, betrogen zu werden, oder wenn man hintenherum über mich redet. Aber hier bei BMW sind wir eine professionelle Truppe und irgendwie auch eine kleine Familie - deshalb läuft es auch mit allen gut.

Ganz gleich ob zu Kartzeiten oder heute in der DTM: Wer war auf der Strecke bisher Dein härtester Rivale?
Augusto Farfus: Ich denke, das war tatsächlich im Go-Kart, da gab es einige harte Duelle. Am meisten respektiere ich von allen Fahrern Danilo Rossi. Mittlerweile gibt es viele Weltmeister, aber er war das zu meiner Zeit im Kart fünfmal! Er hat mir wirklich viel beigebracht und bei ihm konnte man einfach sein riesiges Talent sehen. Auch Fabrizio Giovanardi respektiere ich sehr. Das waren die Jungs, die mich wirklich bei der Hand genommen haben und mir mit ehrlichem Herzen geholfen haben. Das kommt in diesem Umfeld nicht so häufig vor. Parallel sind sie aber auch die härtesten Typen gewesen, die ich je kennengelernt habe. Offen auf jemanden zuzugehen, der Dein Rivale ist, gegen den Du auf der Strecke kämpfst... das ist nicht so einfach. Danilo hat mir zu Kartzeiten die Fahrtechniken gezeigt, die ich als Knirps eben noch lernen musste. Fabrizio hat mich später dann in die echte Welt des Motorsports eingeführt - das war großartig.

Auch wenn es da als Brasilianer wahrscheinlich nur eine Antwort geben kann: Wer ist Dein Lieblingsfahrer?
Augusto Farfus: Ayrton Senna, da besteht natürlich gar keine Frage. Wobei ich auch Emerson Fittipaldi erwähnen möchte. Er war der erste Brasilianer, der sich in Europa durchgesetzt und damit auch für uns alle anderen die Tür aufgestoßen hat.

Von den größten Fahrern zu den größten Rennen: Sehen wir Dich irgendwann noch einmal in Le Mans?
Augusto Farfus: Zweimal bin ich dort ja schon gefahren, aber es wäre mit Sicherheit noch einmal ein Traum, vor allem in einem richtigen LMP1-Auto, das wäre toll. Wenn BMW sich dort wieder einbringen würde, wäre ich ihr Mann - das Auto würde ich sofort nehmen, so viel kann ich versprechen.