1. Wie kam Glock von Startplatz 12 auf Rang drei nach vorne?

Timo Glock erwischte zwar keinen guten Start, konnte aber in der zweiten Kurve einige Positionen gewinnen: "Aber dann ist mir in Kurve zwei ein gutes Manöver gelungen und ich konnte ein paar Fahrer überholen." Danach profitierte der Odenwälder von einem sehr frühen Wechsel auf die Options-Reifen, auf denen er bei freier Fahrt schneller war als die Spitze.

"Ich konnte direkt zwei Fahrer überholen und habe einen sehr guten Rhythmus gefunden. Für die weichen Reifen hatte ich ein perfektes Setup", freute sich Glock, der sogar Chancen auf den zweiten Platz hatte. Ein nicht perfekter zweiter Stopp bedeutete allerdings, dass Marco Wittmann wieder an seinem BMW-Kollegen vorbeiziehen konnte.

Edoardo Mortara musste seinen beim Start eroberten Platz zurückgeben., Foto: Audi
Edoardo Mortara musste seinen beim Start eroberten Platz zurückgeben., Foto: Audi

2. Warum musste Mortara Wittmann überholen lassen, während Paffett trotz weiter Linie in Kurve 1 straffrei blieb?

Edoardo Mortara und Gary Paffett fuhren nach dem Start in der ersten Kurve außen neben die Strecke. "Es gibt auf jeder Rennstrecke spezifische Kurven, die man positiv nutzen kann. Hier sind das Nummer eins und acht. Bei den restlichen bringt es eher einen Zeitverlust. Daher gab es für diese zwei Kurven spezielle Regularien, wobei die erste Runde nach dem Start ausgegliedert ist", sagte Martin Tomczyk.

Doch weil Mortara aus Sicht der Rennleitung und im Gegensatz zu Paffett nicht zur Vermeidung einer Kollision neben die Strecke fuhr und sich stattdessen durch den gewonnen Schwung im Zweikampf mit Wittmann einen Vorteil verschaffte, musste er die zu Unrecht gewonnene Position wieder hergeben.

3. Wieso blieb Merhi nach seiner Strafe nicht zum Reifenwechsel an der Box?

Im Gegensatz zu Gary Paffett, der nur einen leichten Kontakt mit Martin Tomczyk hatte und dafür eine Pit-Stop-Penalty bekam, wurde bei Roberto Merhi eine 10 Second Time Penalty verhängt, da Tomczyk komplett von der Strecke flog.

Bei dieser auch unter dem Namen "Stop-and-Go" bekannten Strafe muss der Fahrer 10 Sekunden vor seiner Box stehen und darf erst dann weiterfahren. Es handelt sich um eine verschärfte Form der Durchfahrtsstrafe, die es in den meisten Fällen von verschuldeten Kollisionen gibt. Als Wiederholungstäter (Brands Hatch) hat Merhi aber gleich eine härtere Strafe bekommen.

4. Warum fiel Farfus von vier auf sieben zurück?

In der Startphase konnte Augusto Farfus seinen vierten Platz zwar noch verteidigen, gerade auf den Standard-Reifen war sein Setup aber nicht perfekt. Timo Glock und Mike Rockenfeller waren auf der besseren Strategie unterwegs und zogen so spielend leicht vorbei. Auch Mattias Ekström, der im letzten Stint auf die weichen Reifen setzte, hatte mit einem Überraschungsangriff in den schnellen Linkskurven Erfolg. So blieb für Farfus am Ende nur der sechste Platz.

Mal wieder im Pech: Timo Scheider., Foto: RACE-PRESS
Mal wieder im Pech: Timo Scheider., Foto: RACE-PRESS

5. Was ging bei Scheider schief?

Man sagt ja: Das Glück ist mit den Tüchtigen. Im Umkehrschluss müsste Timo Scheider der wohl untüchtigste Pilot sein, der je in der DTM gefahren ist. Zwei Titel und eine mehr als zehn Jahre währende Karriere in der DTM sprechen jedoch dagegen. Also bleibt dem Audi-Piloten vorerst nur Achselzucken und weitermachen.

Das Unheil ereilte ihn in Spielberg in zweierlei Form. Zum einen konnte er seine Optionreifen kaum nutzen, da sich ein Loch in der Lauffläche mit Verlusten beim Luftdruck bemerkbar machte. Nach bereits zehn Runden musste der Audi-Pilot wieder die Box ansteuern. "Wir haben einen Druckverlust im Reifen als Alarm bekommen und eine Runde später gemerkt, dass die Luft verloren geht. Leider mussten wir so viel zu früh an die Box", erinnerte sich Scheider.

In der Boxengasse verbrachte er aufgrund einer verkanteten Radmutter 27.473 Sekunden - die anderen Piloten benötigten meist zwischen 21 und 22 Sekunden. "Das hat uns viele Plätze und Punkte gekostet - das tut mir unheimlich weh, denn in der DTM ist jeder Punkt wichtig", klagte Scheider.

6. Warum kam Mercedes nicht in Fahrt?

Bei Mercedes offenbarte sich in Spielberg das gleiche Problem, das bereits in den Rennen zuvor aufgetreten war. Die Stuttgarter lagen am Samstag zurück und zeigten am Sonntag konkurrenzfähigen Rennspeed. Die fehlende Pace auf eine schnelle Runde und die daraus resultierenden mauen Qualifying-Ergebnisse machten ihnen im Rennen das Leben schwer. "Wir hätten es in Q4 oder wenigstens in Reihe drei schaffen können, dann hätten wir auch eine Chance aufs Podest gehabt", erklärte Gary Paffett im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Die Speerspitze von Mercedes hätte es im Zeitfahren wohl weiter nach vorne schaffen können, hätte ihn sein Bolide nicht in Q3 im Stich gelassen.

So musste er von Rang neun versuchen, sich nach vorne zu kämpfen, was ihm misslang, denn er kam auf derselben Position ins Ziel, auf der er gestartet war. "Alle Autos haben den gleichen Speed, es ist schwierig, nach vorne zu kommen. Das Auto war ok, nicht perfekt ausbalanciert, aber ok", berichtete er. Markenkollege Pascal Wehrlein tat sich ebenso schwer, nach vorne zu kommen, immerhin arbeitete er sich von Platz elf auf Rang zehn und damit in die Punkte vor. "Vom Speed her waren wir hier nicht schlecht. Für ganz vorne hätte es allerdings nicht gereicht, daher müssen wir sehen, woran das liegt", meinte er. Und auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff war nach dem dritten Saisonrennen klar: "Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns."

7. Warum sorgte Hand für Aufregung?

Joey Hand hatte in Spielberg im wahrsten Sinn des Wortes ein Rad ab. Der US-Amerikaner in Diensten von BMW stand in Runde neun auf einmal nur mehr mit drei Reifen da, denn sein linkes Vorderrad hatte sich verabschiedet, nachdem es beim Boxenstopp nicht korrekt montiert worden war. "Fehler passieren, das ist einfach so im Rennsport", nahm Hand die kuriose Szene locker. "Wir gewinnen und verlieren zusammen, daher mache ich meinem Mechaniker keinen Vorwurf."

Gar nicht locker war man hingegen am RBM-Kommandostand, denn Hand wurde angewiesen, seinen Boliden sicher abzustellen, um nur ja keine Safety-Car-Phase auszulösen. Der Grund dafür war simpel: zu diesem Zeitpunkt lag Bruno Spengler vor Marco Wittmann in Führung und bei BMW war man naturgemäß daran interessiert, den Vorsprung nicht schmelzen zu lassen. Hand parkte seinen Wagen dann auch wie ihm befohlen am Streckenrand, wo er bis zum Ende des Rennens stehenblieb, da die Streckenposten davon absahen, ihn abzutransportieren.

8. Wieso musste Tomczyk sein Auto abstellen?

Martin Tomczyk und Roberto Merhi werden wohl keine Freunde mehr. Nachdem die beiden bereits in Brands Hatch kollidiert waren, kam es in Spielberg zum abermaligen Aufeinandertreffen, das für Tomczyk fatal enden sollte. Im Zweikampf in Kurve zwei gab der Spanier Tomczyk einen Stoß von hinten und der Bayer rutschte von der Strecke den Berg hinauf. "Ich bin nun zwei Mal mit ihm zusammengestoßen, das hat beide Male mein Rennen beendet", war der BMW-Pilot genervt. Merhi wurde von der Rennleitung zwar mit einer Stop-and-Go-Strafe belegt, doch das half Tomczyk auch nicht mehr: der Champion von 2011 musste seinen Boliden aufgrund eines Folgeschadens der Kollision abstellen und wartet nach dem dritten Saisonrennen noch immer auf die ersten Punkte.