Nach dem Auftaktrennen der DTM in Hockenheim krachte es: Gary Paffett schimpfte wie ein Rohrspatz über das Verhalten von Martin Tomczyk, weil der Mercedes-Pilot sich von seinem Kontrahenten unfair behandelt fühlte. Tomczyk bremste ausgangs der Spitzkehre plötzlich hart und brachte Hintermann Paffett damit ordentlich in die Bredouille. Tomczyk war sich anschließend keiner Schuld bewusst und wies die Vorwürfe zurück. Nach dem Qualifying in Brands Hatch legte Paffett noch einmal nach. "Wenn er denkt, dass er nichts falsch gemacht hat, dann lebt er auf einem anderen Planeten", so Paffett im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Ich weiß nicht, was bei ihm falsch läuft - das war eindeutig sein Fehler."

Von einem persönlichen Krieg wollte Paffett aber nichts wissen, Tomczyk aber auch nicht gerade als Freund bezeichnen. "Auch, weil er nichts dafür tut", sagte der Brite. "Vor dem Rennen in Hockenheim haben wir ganz normal miteinander gesprochen, aber seit dem Vorfall ist es komisch." Seitdem hätten die beiden auch nicht mehr miteinander gesprochen, wofür Paffett auch keinen Anlass sah: "Er hat sich nicht entschuldigt. Es gibt keinen Grund, mit ihm zu sprechen."

In Brands Hatch ist es relativ unwahrscheinlich, dass sich die beiden Streithähne allzu oft auf der Strecke begegnen werden. Paffett kam im Qualifying als bester Mercedes-Pilot nicht über Platz elf hinaus. Tomczyk erzielte zwar die Pole Position, wurde nachträglich jedoch vom Zeittraining ausgeschlossen, weil sein Auto nicht das erforderliche Mindestgewicht aufwies - Start vom letzten Platz. Sowieso ist nicht damit zu rechnen, dass sich einer der beiden Fahrer am Sonntag am anderen rächen will - beide fahren seit vielen Jahren in der DTM und sind absolute Profis. "Ich habe sicherlich keine Pläne, ihn aus dem Rennen zu nehmen", versicherte Paffett. "Aber wenn er so etwas noch einmal macht, dass ist er einfach verrückt."

Tomczyk wird in der Nacht auf Sonntag anderes im Kopf gehabt haben als die Geschichte mit Paffett, zu sehr ärgerte er sich über die verlorene Pole - es wäre seine erste für BMW gewesen. Jens Marquardt, der bereits ankündigte, dass solch ein Fehler nie wieder vorkommen dürfe, rechnete ebenfalls nicht mit einem forcierten Lackaustausch der beiden Kontrahenten. "Seit Hockenheim ist das für mich ad acta gelegt", so der BMW-Motorsportchef. "Das wird ein faires Rennen, in dem alle versuchen, das bestmögliche Resultat zu erzielen." Emotionen gehörten nun einmal zum Sport dazu. "Die kochen nach so einem Rennen eben hoch", sagte Marquardt weiter. "Dass die DTM kein Ponyhof ist, habe ich schon letztes Jahr in Hockenheim festgestellt - daran hat sich bis heute nichts geändert."

Manuel Reuter konnte Paffetts Ärger unterdessen nachvollziehen. "Wenn ich Gary wäre, hätte ich Kragenweite 270", meinte der DTM-Experte und frühere Champion. "Das spielte sich ausgangs der Spitzkehre ab und wenn sich Gary dabei die Haube wegfährt, ist das Rennen für ihn beendet. Für mich war das klar unfair." Es war nicht das erste Mal, dass Paffett und Tomczyk aneinander gerieten: 2012 wurde Tomczyk in Zandvoort bestraft, weil er mit Paffett kollidiert war.