Liegt der Fokus auf der Formel 1? Hat Mercedes mit der Zusammenstellung seiner DTM-Mannschaft ein Eigentor geschossen? Wie will das Junior-Team plus Gary Paffett im Konkurrenzkampf mit BMW und Audi bestehen? So oder so ähnlich lauteten die Fragen, die sich der weltberühmte Autobauer vor Saisonbeginn immer wieder stellen lassen musste. Nach dem Qualifying zum Rennen in Hockenheim dürften die kritischen Stimmen aber vorerst verstummen. Fünf von sechs Sternenfahrern schafften den Sprung ins Q3. Im abschließenden Einzelzeitfahren stellte Mercedes mit Christian Vietoris und Robert Wickens ebenfalls das größte Kontingent. Einziger Wermutstropfen: Für die erste Startreihe reichte es in Hockenheim noch nicht.

"Ich sehr erfreut über unsere jungen Fahrer", meinte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Wir mussten für unsere Entscheidung viel Kritik einstecken, aber es hat sich gezeigt, dass sie richtig war." Vor allem die Rookies Pascal Wehrlein und Daniel Juncadella zeigten eine bravouröse Leistung. Bei schwierigen Bedingungen schafften beide den Sprung in die dritte Qualifikationsrunde - und es wäre sogar noch mehr drin gewesen. "Pascal und Daniel haben das clever gemacht, sie waren immer vorne dabei. Leider haben sie das Timing in Q3 nicht richtig hinbekommen, sonst wären sie noch weiter vorne gelandet", bilanzierte Wolff. "Aber fünf Autos in den Top-10 ist trotzdem ein solides Ergebnis für uns - leider ist Roberto [Merhi] am Anfang abgeflogen, aber ich bin zufrieden."

Überrascht war Wolff von der starken Vorstellung seiner Youngster ohnehin nicht. "Pascal ist wirklich sehr abgebrüht", meinte der Österreicher nach Platz acht für den 18-Jährigen. "Ich hab ihn mit 14 Jahren kennengelernt, als er noch Kart gefahren ist. Da war er schon genauso: eiskalter Blick, eiskalter Fahrer, der denkt gar nicht drüber nach." Und Juncadella stand seinem Teamkollegen mit P10 kaum etwas nach. Wolff warnte allerdings davor, das gute Ergebnis überzubewerten. "Das Resultat ist wegen der schwierigen Bedingungen nicht so aussagekräftig. Wir müssen den Ball flach halten, es ist das erste Rennen", erklärte er. "Wir müssen erst einmal sehen, wie es morgen geht. Wenn wir das Ergebnis nach Hause fahren, bin ich happy."

In Sachen Strategie konnte der 41-Jährige allerdings noch keine Voraussagen fürs Rennen machen. Die Option-Reifen und DRS kommen in Hockenheim erstmals unter Rennbedingungen zum Einsatz - deshalb würden alle Teams derzeit noch ein wenig im Trüben fischen, meinte er. "Es wird morgen wohl darauf hinauslaufen, dass wir einen Mittelweg zwischen den Computer-Ergebnissen und unserem Bauchgefühl wählen", erläuterte Wolff. "Ich bin wirklich gespannt, ob die ersten Zehn auf den gleichen Reifen und der gleichen Strategie starten oder ob jemand etwas wagt - das gilt auch für uns. Lassen wir uns überraschen."