Mammutaufgabe für BMW. Die Münchner stehen 2013 vor der Herausforderung, die Erfolge in der Fahrer-, Team-, und Herstellerwertung zu verteidigen. Keine einfache Aufgabe: Die Geschlagenen des Vorjahres, Mercedes und Audi, brennen mit Sicherheit darauf, sich für die Klatsche der letzten Saison zu revanchieren. Darüber hinaus kommen mit den technischen Neuerungen noch weitere Unbekannte hinzu, deren Auswirkungen sich erst im Saisonverlauf ermessen lassen. Doch BMW fühlt sich für das Kräftemessen mit der Konkurrenz offenbar gerüstet. Motorsportchef Jens Marquardt wurde nicht müde zu betonen, dass die Erfolge von 2012 viel eher ein Ansporn als eine Bürde seien.

Hat Bruno Spengler auch 2013 wieder Grund zum Jubeln?, Foto: RACE-PRESS
Hat Bruno Spengler auch 2013 wieder Grund zum Jubeln?, Foto: RACE-PRESS

Das Team: Im vergangenen Jahr machte BMW im Verlauf der Saison von allen Herstellern den größten Leistungssprung. Während die Münchner beim Auftaktrennen in Hockenheim noch hinterherfuhren, gewannen sie in der zweiten Jahreshälfte vier von fünf Rennen. Beim Finale - wieder am Hockenheimring - schafften drei Fahrer den Sprung unter die ersten Fünf. Vor allem in Sachen Fahrzeugabstimmung fürs Qualifying und Rennstrategie lagen die Ingenieure nach der Sommerpause fast immer richtig. 2013 wird es erneut auf die richtigen Entscheidungen an der Box ankommen. Die Teams, die sich am schnellsten auf die Option-Reifen und DRS einstellen, haben gute Chancen, am Jahresende die Nase vorne zu haben.

Die Fahrer: Die Piloten sind vielleicht das größte Plus der Nobelmarke aus München. Mit Bruno Spengler und Martin Tomczyk hat BMW die Meister der letzten beiden Jahre in seinen Reihen. Und mit der Verpflichtung von Timo Glock kam ein weiter Fahrer von unbestrittener Klasse hinzu - auch wenn noch nicht klar ist, wie dem langjährigen Formel-1-Fahrer die Umstellung auf die DTM gelingt. Hinzu kommen Augusto Farfus, Dirk Werner, Joey Hand und Andy Priaulx, von denen mit einem Jahr Erfahrung im Rücken ein weiterer Leistungssprung zu erwarten ist. Und auch Rookie Marco Wittmann ist einiges zuzutrauen. Seine Ambitionen unterstrich der MTEK-Lenker mit zwei Tagesbestzeiten bei den abschließenden Testfahrten.

Grandioses Finale: BMW sicherte sich beim letzten Rennen in Hockenheim alle drei Titel, Foto: DTM
Grandioses Finale: BMW sicherte sich beim letzten Rennen in Hockenheim alle drei Titel, Foto: DTM

Das Auto: Die Generalprobe lässt sich durchaus als gelungen bezeichnen. Bei den Testfahrten in Hockenheim setzte die Meistermannschaft an allen vier Tagen die Bestzeit. Doch nicht nur die immer schwierig zu beurteilenden Testergebnisse sprechen für den Titelverteidiger, auch ein Blick auf die letzte Saison. Den Grundstein für den großen Erfolg legte BMW im Qualifying. Fünfmal starteten Spengler und Co. vom ersten Startplatz - fünfmal beendeten die BMW-Autos das Rennen als Sieger. Außer beim Saisonfinale in Hockenheim, als Spengler von P3 auf Rang eins nach vorne fuhr, überquerte der Pole-Setter auch als erster die Ziellinie. Und es ist davon auszugehen, dass die Ergebnisse über eine schnelle Runde auch in dieser Saison wieder eine Schlüsselrolle spielen werden - trotz DRS und der neuen Reifen.

Saisonziel: Fahrertitel

Pro: Der Konkurrenz müsste eigentlich Angst und bange werden. 2012 begann BMW die Saison mit einem deutlichen Erfahrungsrückstand auf Mercedes und Audi und hatte darüber hinaus mit sechs Piloten den kleinsten Fahrerkader aller Hersteller. Ausbremsen ließen sich die Münchner von dem Handicap bekannter maßen nicht. Am Ende der Saison durften sich die Comebacker über den Gewinn aller drei Titel freuen. Vor dem Hintergrund, dass BMW das neue Jahr mindestens auf dem gleichem Leistungsstand wie die Gegenspieler aus Stuttgart und Ingolstadt und mit zwei zusätzlichen Fahrern in Angriff nimmt, ist ein ähnlicher Durchmarsch wie in der vergangenen Saison nicht auszuschließen.

Contra: Werden die großen Erfolge zum Bumerang? Als Neuling hatte BMW 2012 nichts zu verlieren. Mit Spenglers Sieg am Lausitzring hatte der DTM-Rückkehrer sein Soll eigentlich schon erfüllt und konnte die entscheidende Saisonphase im Gegensatz zur Konkurrenz vollkommen unbeschwert angehen. 2013 stellt sich die Lage gänzlich anders dar. BMW wird an dem grandiosen Comeback-Jahr gemessen werden - alles andere als ein ähnlich erfolgreiches Abschneiden wäre ein Rückschlag. Sollten die Leistungen in den ersten Rennen nicht den hohen Erwartungen entsprechen, könnten die Titelflut der Vorsaison zur Belastung werden.